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Hanf - eine umstrittene Pflanze. Bildrechte: picture alliance / dpa | Oliver Berg

HanflegalisierungPrivater Anbau von Cannabis: Was ist legal und was sollte man beachten?

01. April 2024, 09:00 Uhr

Die Legalisierung von Cannabiskonsum und sein Anbau ist mittlerweile in Deutschland beschlossen. Seit dem 1. April 2024 ist das Gesetz in Kraft. Was bedeutet das für den Privatanbau von Cannabis? Hanf ist eine uralte Kulturpflanze, deren Nutzung sehr vielfältig ist und die man keineswegs auf ihre berauschende Wirkung reduzieren sollte. Wenn man erwägt, Cannabis zum privaten Drogenkonsum anzubauen, muss man jedoch bestimmte Dinge in Betracht ziehen.

von MDR Garten

Was ist überhaupt erlaubt?

Erwachsene ab 18 Jahren dürfen privat maximal drei weibliche Pflanzen zum Eigenkonsum anbauen. Das muss entweder in der Wohnung oder an einem "Ort des gewöhnlichen Aufenthaltes" geschehen, also dort, wo man seinen Lebensmittelpunkt hat. Hintergrund ist, dass man den Zugang zu den Pflanzen kontrolliert, dass also niemand unbefugt - insbesondere Kinder und Jugendliche - darauf Zugriff hat.

Kleingärten zählen übrigens nicht als "Ort des gewöhnlichen Aufenthaltes", daher ist der Anbau dort untersagt, wie der Landesverband der Gartenfreunde Berlin in einer Pressemitteilung klarstellt. Auch Anbauvereinigungen, sogenannte Social Clubs, dürfen keine Kleingartenparzellen zum Cannabis-Anbau pachten.

Bleibt also nur die eigene Wohnung, das eigene Haus und der eigene Garten. Auch dort muss man Sorge tragen, dass Nachbarn von den Pflanzen unbehelligt bleiben. Das betrifft sowohl die Größe der Hanfpflanzen, als auch eventuell von ihnen ausgehende Geruchsbelästigungen. Sprich, ein Hanf-Anbau unmittelbar am Gartenzaun ist keine gute Idee.

Hanf darf nicht im öffentlichen Raum angebaut werden: In Erfurt entfernte die Polizei 2023 illegal ausgesetzte Cannabis-Pflanzen. Bildrechte: Alexander Reißland

Außerdem gilt, dass pro Erwachsenem im Haushalt maximal 50 Gramm getrocknetes Cannabis aus eigener Herstellung im Besitz sein darf.

Die Hanfpflanze aus botanischer Sicht

Es gibt nur zwei Hanf-Arten: Cannabis sativa und Cannabis indica (Indischer Hanf) sowie eine Vielzahl von Zuchtsorten. Je nach Verwendungsabsicht kommen verschiedene Sorten zum Tragen, so sind beispielsweise für den Anbau von Faserhanf andere Sorten zugelassen, als für den Anbau von medizinischem Hanf.

Hanfpflanzen auf einem Feld - bald ein gewöhnlicher Anblick? Bildrechte: picture alliance / Wolfram Steinberg | Wolfram Steinberg

Hanf ist botanisch übrigens eng mit dem Hopfen verwandt - beide stammen sie aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae). Beide sind einjährige, zweihäusige (also zweigeschlechtliche) Pflanzen. Das heißt: Männliche und weibliche Pflanzen sind getrennt. Allerdings wurden mittlerweile auch einhäusige Hanfsorten gezüchtet.

Ursprünglich kommt der Hanf vermutlich aus Mittelasien, mittlerweile ist er als Kulturpflanze weltweit verbreitet.

Auf einen Blick
Heimatvermutlich Mittelasien, kommt mittlerweile weltweit vor
PflanzenfamilieHanfgewächse (Cannabaceae)
Wuchsbei Idealbedingungen bis zu 5 Meter
Blüteja
Früchteessbare Samen
Standortsonnig
Bodenlockerer Boden ohne Staunässe
Winterhartnein
Mehrjährignein
Lebensdauereinjährig
Besonderheitenzweigeschlechtlich

Verwendungsmöglichkeiten der Hanfpflanze

Hanf ist eine sehr alte Kulturpflanze, die von Menschen schon seit Tausenden von Jahren kultiviert wird. Ihre Anwendungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig.

Historisch ist ihre Nutzung als Faserpflanze bekannt. Aus Hanffasern kann man von Papier bis zu Seilen und Textilien viele verschiedene Produkte herstellen

Die Samen der Hanfpflanze sind essbar, ihnen werden positive gesundheitliche Wirkungen zugesprochen. Außerdem wird aus ihnen Öl gewonnen.

Markus Meyer aus dem Kreis Nordhausen vermarktet seinen Nutzhanf zu Lebensmitteln. Bildrechte: MDR/Armin Kung

Die Blätter können für Teeaufgüsse verwendet werden, ihnen werden krampflösende, schmerzlindernde und beruhigende Wirkungen nachgesagt. Getrocknete Hanfblätter sind im Tee- und Arzneihandel erhältlich.

Hanf kann außerdem Schwermetalle aus dem Boden ziehen, sagen Studien. Damit eignet sich die Pflanze potenziell, um mit Schwermetallen belastete Standorte zu sanieren. Gleichzeitig sind diese Erkenntnisse für den Konsum von Cannabis problematisch, da die von der Pflanze aufgenommenen Schwermetalle so in den Körper gelangen.

Zwei verschiedene HauptwirkstoffeVor allem die Blüten von Cannabis enthalten zwei verschiedene psychoaktive Substanzen:

- CBD (Cannabidiol) wirkt beruhigend, entspannend, schmerzlindernd.
- THC (Tetrahydrocannabinol) hingegen wirkt berauschend.

Die Pflanze bildet diese beiden Substanzen zur Abwehr gegen Fraßfeinde.

Die medizinischen Wirkungen von Cannabis sind mittlerweile gut belegt. Das gilt vor allem für die Schmerzlinderung in der Palliativmedizin. Oft werden Sorten mit einem hohen CBD-Gehalt in der Medizin verwendet. CBD wirkt im Gegensatz zum berauschenden THC eher beruhigend und nur sehr gering psychoaktiv.

Cannabis wird insbesondere in der Palliativmedizin eingesetzt. Bildrechte: IMAGO / Addictive Stock

Die Blüten der weiblichen Pflanzen werden als Rauschmittel eingesetzt. Oftmals wird die ganze Pflanze auf diesen einen Bestandteil reduziert. Durch gezielte Züchtung ist der THC-Gehalt in den für Drogenzwecke verwendeten Pflanzen in den letzten Jahren stark angestiegen. Das THC zählt zu den psychoaktiven Cannabinoiden und sorgt für die berauschende Wirkung von Cannabis.

Gesundheitliche GefahrenDie Gefahr eine Psychose oder eine andere psychische Störung zu entwickeln, ist durch diese hoch THC-konzentrierten Sorten angestiegen. Dies gilt insbesondere für Konsumenten, die jünger als 25 Jahre sind, da das Gehirn bis zu diesem Alter noch nicht voll entwickelt ist.

Cannabis wird in der Regel zusammen mit Tabak konsumiert, der allgemein als gesundheitsschädlich gilt.

Etwa zehn Prozent der Cannabiskonsumenten entwickeln eine Abhängigkeit von der Droge.

Gegebenenfalls können von den Pflanzen aufgenommene Schwermetalle in den Körper gelangen.

Die gesundheitlichen Risiken von Cannabis sollten nicht unterschätzt werden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Paul Zinken

Hanfanbau: Das sollten Sie bedenken

An sich ist der Hanf eine unkomplizierte Kultur. Die Pflanze ist sehr wüchsig, bei optimalen Bedingungen kann sie bis zu fünf Meter hoch werden. Als einjähriges Gewächs muss Hanf jedes Jahr von neuem im April/Mai ausgesät werden.

Doch nun kommt das große Aber: Wenn man Cannabis vor allem zum privaten Drogenkonsum verwenden möchte, muss man schon etwas mehr reinstecken, damit die weiblichen Pflanzen viele Blüten ansetzen. Sprich: Lichtintensität, Wärme, Substrat und Dünger - wie bei den meisten anderen Kultursorten auch.

Hinzu kommt: Momentan gibt es noch keine legale Vertriebsstruktur für Cannabispflanzen und -samen. Es gibt keine anerkannten Cannabiszüchter so wie es Dahlien- oder Kartoffelzüchter gibt. Perspektivisch soll das über die Social Clubs, also Cannabis-Anbauvereinigungen, gehen. Dort sollen dann maximal 5 Stecklinge oder 7 Samen nur für Mitglieder erhältlich sein. Doch woher die ihr Ursprungssaatgut beziehen sollen, ist derzeit noch unklar. Da es bislang keine legale Vertriebsstruktur gibt, ist es für Endverbraucher auch schwierig, die Qualität der Pflanzen und Samen zu beurteilen. Das betrifft insbesondere den THC-Gehalt.

Derzeit gibt es noch keine Vertriebsstruktur für Cannabispflanzen und -samen. Bildrechte: picture alliance/dpa/Christian Charisius

Freilandanbau

Wie gesagt, Hanfpflanzen wachsen unter mitteleuropäischen Bedingungen problemlos draußen. Ausgesät werden sollte ab Mai ins Freiland. Die Samen keimen bei warmen Temperaturen innerhalb einer Woche. Hanf wächst sehr schnell, benötigt in der Wachstumsphase viel Wasser, verträgt aber keine Staunässe. Die Pflanzen sind sehr lichthungrig, also sollte der Standort unbedingt sonnig sein. Der Bedarf an Licht, Wasser und Dünger wird mit dem von Tomaten verglichen. Ähnlich wie diese bekommen dem Hanf verregnete Sommer nicht.

Zur Bundesgartenschau in Erfurt gab es eine Schaupflanzung von Cannabispflanzen auf dem Petersberg. Bildrechte: Bundesgartenschau Erfurt

Die Blüten erscheinen erst, wenn die Tage kürzer werden, also im Spätsommer. Geerntet werden sie dann von September bis November.

Wer im Freiland Cannabis anbaut, sollte seinen Boden idealerweise auf Schwermetallbelastung untersuchen lassen, da die Pflanzen die Stoffe aufnehmen.

Indoor-Anbau

In den Medien sieht man Bilder von Hanfplantagen in klandestinen Industriehallen unter künstlicher Beleuchtung und Belüftung. Das liegt zum einen an der Illegalität der Droge bis zum Inkrafttreten des Gesetzes zum kontrollierten Umgang mit Cannabis und zur Änderung weiterer Vorschriften (Cannabisgesetz - CanG). Zum anderen ermöglicht der Indoor-Anbau eine Ernte rund ums Jahr.

Eine illegale Cannabis-Plantage in Sachsen-Anhalt. Bildrechte: Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd

Ertragreicher Indoor-Anbau von Cannabis benötigt Strom für die künstliche Beleuchtung. Die Öko-Bilanz von Indoor-Cannabis ist fragwürdig, da wesentlich länger und intensiver beleuchtet wird als bei der Inddor-Anzucht von Gemüse. Auch ein hoher Einsatz von Dünger ist aus ökologischer Sicht bedenklich.

Gewächshaus-Anbau

Ein Kompromiss zwischen Freiland- und Innenanbau ist das Gewächshaus. Dort sind die Bedingungen leichter zu kontrollieren als draußen, es ist wärmer und man kann es besser gegen unbefugtes Betreten sichern als im Garten.

Mehr zur Cannabis-Legalisierung

Quellen: Georg Pagel (Gartenbauingenieur aus Jena), MDR Garten (dgr)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Fakt ist | 18. März 2024 | 22:10 Uhr