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Tipps zu Aufbau und PflegeGewächshäuser: Unsere Checkliste für die Anschaffung

29. März 2023, 10:11 Uhr

Ein gutes Gewächshaus ist eine Anschaffung fürs Leben. Bevor Sie sich ein Gewächshaus bestellen, im Fachmarkt kaufen oder selbst bauen, sollten einige Dinge beachtet werden: Es gibt verschiedene Gewächshausarten, die sich an der Nutzung orientieren. Einige Häuser sind sogar das ganze Jahr lang im Einsatz. Unsere Checkliste hilft bei der Planung.

Ein Gewächshaus lohnt sich für alle, die Raum dafür im eigenen Garten haben. Wer plant, eines zu errichten, sollte aber genau überlegen, welchen Zweck es erfüllen soll - und wie viel Platz dafür benötigt wird.

Kurz & knapp: Checkliste vor der Anschaffung eines Gewächshauses

  • Was genau will ich anbauen? Gemüse, Schnittblumen oder gar Kakteen?
  • Wo kann das Gewächshaus stehen? Gemüse zum Beispiel braucht unbedingt einen sonnigen Platz.
  • Wie will ich das Haus nutzen: ganzjährig oder nur saisonal?
  • Wie viel Platz soll das Gewächshaus bieten?
  • Kommt ein selbstgebautes Haus in Frage? Oder soll das Gewächshaus aus dem Fachmarkt oder Online-Handel stammen?
  • Welchen Haustyp suche ich? Ein Foliengewächs? Satteldach-Gewächshaus, Anlehn- oder Rundhaus?
  • Was darf das Haus kosten?
  • Reichen ein stabiler Rahmen und Erdanker? Oder brauche ich ein Beton- oder Mauer-Fundament?
  • Material: Aluminium, Stahl, Holz oder Kunststoff?
  • Bedachung: Einfachglas, Doppelverglasung (wenige Hersteller), Kunststoff, Stegdoppelplatten, Folie?
  • Welches Zubehör brauche ich? Lüftung, Heizung, Tür, Dichtungen, Fundament, Befestigungsmaterial, Schrauben und Verbinder, Dachrinne? Wie sieht es mit einem Bewässerungssystem aus?
  • Rechtliches: Ist eine Baugenehmigung erforderlich? Was sagt das Nachbarschafts-, Miet- oder Kleingartenpacht-Recht?
Für dieses Anlehn-Gewächshaus wurden Punktfundamente aus Beton gegossen. Sie geben dem Haus genügend Stabilität. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

In welchem Zeitraum soll das Gewächshaus genutzt werden?

Es gibt Gewächshäuser, die das ganze Jahr über genutzt werden können. In diesem Fall sollte man über eine Eindeckung mit Stegdoppelplatten oder eine Isolierverglasung nachdenken. Diese Materialien lassen weniger Wärme nach draußen als eine Einfachverglasung. Die meiste Wärme entweicht durch das Dach. Türen sind meist besser isoliert. In so einem Gewächshaus ist eventuell auch eine Heizung nötig. Pflanzen können hier, im sogenannten Kalthaus, bei Temperaturen von sechs bis neun Grad überwintert werden. Für die richtige Temperatur sorgen Frostwächter, die bei einer festgelegten Temperatur automatisch anspringen. Im Spätwinter können die ersten Pflanzen aus Samen gezogen werden. Im Gewächshaus sind die Lichtverhältnisse viel besser als auf der Fensterbank. Die selbst gezogenen Pflanzen werden kräftiger.

Dieses Gewächshaus besteht aus einer Holzkonstruktion mit Folie. Tomaten gedeihen darin sehr gut. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Auch im Sommer ist die Nutzung eines Gewächshauses sinnvoll. Ein paar kühle und verregnete Tage verderben schnell eine ganze Gurken- oder Tomatenernte. In einem guten Gewächshaus ist die Ernte gesichert - Voraussetzung ist aber, dass das Haus gut belüftet werden kann.

Einfache Häuser können meist nur von Mai bis Oktober genutzt werden. Mit einer Heizung lässt sich die Zeit verlängern. Ein Ganzjahresgewächshaus braucht einen niedrigen Wärmedämmwert (U-Wert oder k-Wert), sonst ist es im Winter nutzlos.

Gewächshaus im Herbst reinigen und für neue Aussaat vorbereiten

Im Gewächshaus sind die Gemüsepflanzen nach dem Sommer zum größten Teil abgeerntet. Es wird Zeit, das Haus für die Aussaat von Wintersalaten und anderem Gemüse für die kalte Jahreszeit vorzubereiten. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Gärtnerin Brigitte Goss räumt die Beete ab und reinigt das Gewächshaus gründlich. Auch sorgfältiges Fensterputzen gehört dazu: Nur saubere Glasscheiben lassen in der dunklen Jahreszeit genügend Licht zu den Sämlingen durch. Zum Putzen verwendet Brigitte eine Spiritus-Spülmittellauge. Von außen reinigt sie die Scheiben jedoch nicht, um Vogelschlag zu vermeiden. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Faulende Ernterückstände und schimmelige Pflanzenreste sind Infektionsherde. Sie müssen unbedingt entfernt werden, auch an den Fensterscheiben. Bleiben sie unbemerkt im Gewächshaus zurück, können sie Pflanzenkrankheiten übertragen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Auch die Kanten dürfen nicht vergessen werden: Schimmelpilze und andere Keime können sich in den Ritzen breitmachen und später die jungen Pflanzen befallen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Nach dem Saubermachen füllt Brigitte Goss die Beete im Gewächshaus zunächst mit Erde auf. Sie plant, verschiedene Wintersalate und Gemüse auszusäen, dem niedrige Temperaturen nichts ausmachen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Lauberde, die im vergangenen Herbst angesetzt wurde, kommt ebenfalls auf die Beete. Lauberde, auch Laubkompost genannt, wird aus herabgefallenen Blättern hergestellt. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Um dem Boden noch etwas Gutes zu tun, verteilt die Gartenexpertin Gesteinsmehl. Es wird anschließend in die Erde eingearbeitet. Urgesteinsmehle dienen der Bodenverbesserung und liefern wichtige Mineralstoffe wie Magnesium. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Kresse, Spinat und Feldsalat sollen sich über den Herbst und Winter im vorbereiteten Gewächshaus entwickeln. Die Samen werden breitwürfig ausgebracht. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Gärtnerin Birgittes Goss sät aber auch in Reihen aus: Die Samen für Babyleafs, Radies, Winterrettich und Asiasalate werden in vorbereitete Rillen gelegt. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Ganz wichtig: Nach der Aussaat gießt die Gartenexpertin mit einer feinen Brause. Denn ein starker Schwall würde die Samen wegschwemmen. In den kommenden Tagen muss die Saat gleichmäßig feucht gehalten werden. Dann steht der Keimung im schützenden Gewächshaus nichts mehr im Wege. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
In ihrem Gewächshaus hat Brigitte Goss zum Abschluss noch ein Regal für Erdbeerpflanzen angebracht. Es soll ebenfalls Vogelschlag vermeiden helfen, das heißt verletzte oder gar tote Vögel an den Glasscheiben. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

U-Wert: Was ist der Wärmedämmwert?Der Wärmedämmwert (U-Wert) gibt an, wie gut das verarbeitete Material die Wärme isoliert. Je kleiner der Wert ist (Skala 2,0 bis 5,9), umso weniger Wärme wird transportiert, umso besser ist also die Wärmedämmung. Im Wesentlichen hängt der U-Wert von den Materialeigenschaften und der Dicke von Dach und Wänden ab. Er bestimmt maßgeblich den Preis von Gewächshäusern. Isolierglas ist teurer als Einfachglas. Stegplatten aus Acrylglas haben ein isolierendes Luftpolster, sind aber auch teurer als einfache Acrylglasplatten.

Standort für das Gewächshaus im Garten

Gewächshäuser brauchen einen sehr hellen Standort. Es sollten keine Bäume in der Nähe stehen, deren Äste das Haus beschatten oder durch Herunterfallen beschädigen könnten. Bei kleinen Häusern ist die Himmelsrichtung egal. Bei großen Häusern sollte die lange Seite nach Süden zeigen. Ist das Haus beheizt, sollte die kleinste Seite in der Hauptwindrichtung stehen. Ein windgeschützer Standort ist grundsätzlich von Vorteil, um den Wärmeverlust gering zu halten. Das Gewächshaus sollte überdies leicht und bequem zu erreichen sein.

Ein Gewächshaus für Tomaten und anderes Gemüse braucht unbedingt einen sonnigen Standort. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Braucht mein Gewächshaus ein Fundament?

Wichtig ist, dass das Gewächshaus gerade steht. Das gibt Stabilität und Haltbarkeit. Bei Glasvarianten kommt hinzu, dass ansonsten die Scheiben reißen können. Deshalb ist ein stabiler Unterbau unumgänglich. Ein festes Fundament dient zudem als Wärmedämmung, die die zarten Pflänzchen gegen "kalte Füße" und Frost schützt. Für viele Gewächshäuser sind aus Beton gegossene Punktfundamente ausreichend. Auch ein gemauertes Fundament kommt in Frage. Leichtere Foliengewächshäuser und -tunnel kommen in der Regel mit Erdankern aus.

Heizung im Gewächshaus

Gewächshäuser sind allgemein schlecht zu beheizen. Wärme steigt nach oben und wird vor allem über das Dach abgegeben. Eine Umluftheizung saugt die warme Luft oben ab und bläst sie wieder nach unten. So entweicht Wärme verzögert aus dem Gewächshaus. Andere Gewächshausheizungen dienen vor allem als Frostwächter. Sie werden über ein Thermostat geregelt und schalten sich bei einer vorher eingestellten Temperatur automatisch ein. Mit dieser Methode schützt man Pflanzen vor Frost, effektiv arbeitet die Heizung aber nicht. Wichtig ist, dass die gesamte Installation feuchtraumtauglich ist. 

Die Umluftheizung ist eine komfortable Lösung. Bildrechte: MDR/Jörn Pinske

Das Gewächshaus lüften

Lüften ist im Gewächshaus genauso wichtig wie Heizen. Ohne Lüftung würden die Pflanzen in einem aufgeheizten Gewächshaus einfach verbrennen. Strahlt die Sonne gnadenlos auf das Haus, so kann auch mit Hilfe von Tüchern oder einem speziellen Anstrich für Schatten gesorgt werden.

Automatische Fensteröffner sind das wichtigste Utensil für Betreiber eines Gewächshauses, die sich nicht zum Sklaven ihres Hobbys machen wollen. Es gibt zwei Typen: Die einen arbeiten mit einer Federlegierung, die auf Temperaturänderungen reagiert und das Fenster öffnet und schließt. Das funktioniert aber nur mit leichten Fenstern. Die zweite Variante arbeitet mit einem Hydraulikzylinder, der die Fensteröffnungen reguliert.

Ein automatischer Fensteröffner schafft Freiheit für den Gärtner. Bildrechte: MDR/Jörn Pinske

Tipp: Auf eine ausreichend große Tür achtenBei größeren Gewächshäusern sollte die Tür breit genug für eine Schubkarre sein, die man mal braucht, um Pflanzen oder Materialien an seinen Platz zu transportieren. Sehr praktisch - gerade auch bei kleineren Gewächshäusern - ist eine sogenannte Stalltür. Deren oberen Teil kann man im Sommer zur besseren Belüftung offen lassen, trotzdem gelangen keine freilaufenden Haustiere ins Gewächshaus.

Der Boden im Gewächshaus muss leben

Der Boden im Gewächshaus ist genauso wichtig wie der Boden im Garten. Je höher seine Qualität ist, umso besser gedeihen die Pflanzen. Wichtig ist, den Boden zu pflegen - auch in den Wintermonaten. Abgeerntete Pflanzen müssen dringend entfernt werden. Der Boden im Gewächshaus hat keine natürlichen Bedingungen mehr, da beispielsweise Regenwasser abgeschirmt wird. Pflegt man den Boden nicht, verdunstet die Feuchtigkeit und der Boden trocknet aus.

Aber dagegen kann etwas getan werden. Die einfachste Methode ist, den Boden mit Stroh oder Laub zu mulchen. Außerdem sollte er regelmäßig gegossen werden. Im Spätwinter sollten so schnell wie möglich wieder neue Pflanzen gesetzt werden. Gaben von organischem Dünger wie Wurmhumus, Malteflor oder abgelagertem Pferdemist helfen, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Wird der Boden im Gewächshaus gut gepflegt, kann er lange genutzt werden. Ein Austausch des Bodens sollte erst dann erwogen werden, wenn es ernste Probleme mit dem Anbau gibt. Dann kann der "alte Boden" kompostiert und nach einer Ruhephase von zwei Jahren wieder verwendet werden.

Gewürztagetes wurden hier unter die Tomaten im Gewächshaus gepflanzt. Die Sommerblumen gelten als wirksam gegen schädliche Nematoden im Boden. Außerdem wurde ein Bewässerungssystem für das Gemüse angebracht. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Was kostet die Anschaffung eines Gewächshauses?

Gute Gewächshäuser sind je nach Größe schon ab 1.500 Euro zu haben. Diese haben einen guten Wärmedämmwert und eine passable Verarbeitung der Materialien. Mit den richtigen Schrauben können Gewächshäuser auch nach Jahren wieder abgebaut werden. Eine gute Qualität der Dichtung spart Energie. Markengewächshäuser bieten im Internet gute Anleitungen und Videos, die einen Aufbau auch für Ungeübte sehr erleichtern. Wer sich für ein günstiges Modell aus dem Gartencenter entscheidet, kann durchaus gute Ernteergebnisse erzielen. Er muss aber damit rechnen, dass das Material durch Beanspruchung, Licht, Wind und Wetter leidet und die Lebensdauer wesentlich kürzer ist.

Ist mein Gewächshaus versichert?

Gewächshäuser sind nicht automatisch versichert, sie gehören nicht zum Hausrat. Wer sein Gewächshaus gegen Hagel, Regen oder Sturm versichern möchte, sollte mit einem Versicherungsberater abklären, welche Möglichkeiten es gibt.

Gesprächspartner: Fachjournalist Jörg Pinske, Gartenfachberaterin Brigitte Goss, Gärtnereibetreiber Hendrik Noßmann

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 09. April 2023 | 08:30 Uhr