Tipps vom ImkerBienen im Kleingarten halten: Das ist zu beachten
Honigbienen sind wichtig für die Bestäubung vieler Obst- und Gemüsepflanzen. Im Kleingarten helfen sie fleißig mit und sorgen obendrein für schmackhaften Honig. Die Haltung der faszinierenden Tiere lässt sich gut mit dem Gärtnern verbinden. Was es dabei zu beachten gibt, haben wir uns von Imker Horst Jäger-Mang aus Weimar erklären lassen.
- Wer Bienen im eigenen Garten hält, sorgt für eine gute Bestäubung seiner Pflanzen und erntet auch noch eigenen Honig.
- Vor der Anschaffung müssen Nachbarn und Gartenverein zustimmen. Dann kann es losgehen.
- Bienen mögen ein ruhiges Eckchen am Hang und stören dort niemanden, solange sie nicht selber gestört werden.
Welche Vorteile haben Bienen im Garten?
Honigbienen sind, wie die Wildbienen auch, Bestäuber für Obst und Gemüse im Garten. Ob Apfelbäume, Erdbeeren, Gurken oder Kürbisse, ohne die fleißigen Insekten würde die Ernte geringer oder komplett ausfallen. Bienen lassen sich außerdem bei der unermüdlichen Suche nach Nektar und Pollen gut beobachten. Ihr Verhalten und ihre Lebensweise sind spannend. Und sie liefern natürlich Honig und Bienenwachs.
Ich möchte Bienen halten. Worauf muss ich mich einstellen?
Honigbienen im Garten zu halten, erfordert viel Wissen und Erfahrung. "Es ist eine Wissenschaft für sich", sagt Imker Horst Jäger-Mang aus Weimar. Einsteiger sollten daher viel Geduld mitbringen und sich von Fehlschlägen nicht entmutigen lassen. Die Bienenhaltung ist außerdem zeitaufwändig, wenn die kleinen Stachelträger gesund bleiben und schmackhaften Honig machen sollen. "Wenn ich Honig schleudere, dauert das schon mal 12 bis 14 Stunden", sagt der Imker. Ratsam ist auch, mit den Gartennachbarn über den Wunsch zu sprechen. Die Bienenhaltung im Kleingarten ist nicht grundsätzlich verboten. Im Gegenteil, manche Vereine fördern sie sogar. Es lohnt sich aber, beim eigenen Verein und den Gartennachbarn nachzufragen, ob etwas gegen die Haltung spricht - im Sinne eines rücksichtsvollen Miteinanders.
Ich wünsche mir Bienen. Wie fange ich am besten an?
Wer einen Imker im Bekanntenkreis hat, kann erst einmal um ein Volk und Starthilfe bei der Betreuung bitten. Einsteiger können sich außerdem an einen Imkerverein in der Nähe wenden oder am besten gleich Mitglied werden. Erfahrene Imker helfen dann meistens in den ersten Monaten mit den Bienen. Ein Volk von einem Imker aus der Gegend koste im Frühsommer ungefähr 100 bis 120 Euro, berichtet Horst Jäger-Mang. Einige Imkervereine richten auch Schnupperkurse, Honigmärkte oder Tage der offenen Tür aus, um Interessierte für das Hobby zu begeistern.
Wann ist ein günstiger Zeitpunkt, mit der Bienenhaltung zu beginnen?
Im Frühsommer vermehren viele Imker ihre Völker und verkaufen dann Königinnen sowie zugehörige Bienenstaaten. Mai und Juni sind daher günstige Monate, um sich Honigbienen zuzulegen.
Muss ich meine Bienen anmelden?
Ja. Bienenvölker müssen über das zuständige Veterinäramt bei der Tierseuchenkasse des jeweiligen Bundeslandes angemeldet werden. Die Amerikanische Faulbrut ist eine gefürchtete, meldepflichtige Erkrankung, die Honigbienen befallen kann. Wo die Krankheit auftritt, müssen Bienenvölker vernichtet und andere Imker vor der Gefahr gewarnt werden. Betroffene Imker erhalten eine finanzielle Entschädigung, wenn Amerikanische Faulbrut nachgewiesen wird und sie deshalb Bienenvölker verlieren.
Wo ist ein günstiger Standort?
Der Bienenstock sollte nach Süden ausgerichtet stehen. Fünf bis sechs Stunden Sonne am Tag braucht der Standort. Günstig ist eine leichte Hanglage, damit kalte Luft abfließen kann. Bäume, Hecken oder Gebäude als Windschutz auf der Nord- und Ostseite des Bienenstocks sind auch empfehlenswert. Der Bienenstock darf auf keinen Fall im Schatten stehen. "Gut ist ein Standort, wo man sich mit den Bienen wohlfühlt", fasst Jäger-Mang zusammen. Übrigens: Der Kuchen auf dem Gartentisch interessiert Bienen nicht. Süße Leckereien locken nur Wespen und Fliegen an. Auch ein Insektenhotel für Wildbienen im selben Garten stört laut Jäger-Mang nicht.
Was ist mit Kindern und Hunden im Kleingarten?
Honigbienen stechen nur dann, wenn sie sich oder ihren Stock unmittelbar bedroht sehen. Wenn man versehentlich auf eine Biene tritt oder sich ein Tier ins Hosenbein verirrt, kann es zum Stich kommen.
Ruhiges, vorsichtiges Auftreten und ein Gefühl für die Bienen helfen. Erfahrene Imker hören am Summen der Bienen, ob die Tiere entspannt oder gestresst sind. Im Frühsommer arbeitet Horst Jäger-Mang sogar ohne Schutzkleidung mit den Bienen, weil sie so sehr mit der Nahrungssuche beschäftigt sind. Bei Gewitterneigung oder wenn die Bienen hungern mussten, reagieren sie demnach eher aggressiv. Vorsicht auch bei jungen oder aufgeregten Hunden: Wenn sie bellend direkt vor dem Stock herumhüpfen, riskieren sie, gestochen zu werden. Hundehalter sollten sehr unruhige Tiere deshalb vom Bienenstock fernhalten. Kinder und Enkel können darüber aufgeklärt werden, sich so zu verhalten, dass die Bienen sich nicht bedroht fühlen.
Wie kann ich Bienen im Kleingarten helfen?
"Bienen fliegen auf Tracht", sagt der erfahrene Imker. Das heißt: Wo es üppig blüht, da finden sich zahllose Bienen ein - zum Beispiel während der Lindenblüte. Wer Bienen helfen möchte, setzt daher auf reich blühende Trachtpflanzen. Vor allem im Hoch- und Spätsommer finden Bienen manchmal wochenlang zu wenig Futter. Blühende Kräuter und Lippenblütler, Herbstastern und Dahlien helfen den Tieren. "Lassen Sie beim Rasenmähen bewusst Inseln stehen, in denen Klee und Löwenzahn blühen dürfen", rät Horst Jäger-Mang. Das Gras im Garten sollte überhaupt erst spät geschnitten werden. "Ich mähe frühestens im Mai, manchmal sogar erst im Juni den Rasen", berichtet der Imker. Den Löwenzahn sticht er erst aus, wenn die gelben Blüten langsam zu Pusteblumen werden.
Heiß auf Gemüse
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 21. Mai 2023 | 08:30 Uhr