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Wie eine leuchtende Sonne sitzen die Dolden des Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) auf ihren Stängeln. Wer sie anfasst, bekommt schmerzhafte Hautauschläge. Bildrechte: Colourbox.de

GesprächWas sind invasive Pflanzen? Botaniker im Interview

24. August 2023, 12:00 Uhr

Invasive Arten können zur Bedrohung für heimische Pflanzen und Tiere werden. Im Interview erklärt Botaniker Dr. Heiko Korsch, was invasive Arten sind und wie Gärtner dafür sorgen, dass ihre Pflanzen im Garten bleiben.

Herr Korsch, immer wieder hört man von invasiven Arten und Neophyten. Was ist mit diesen Wörtern gemeint?

Neophyten sind Pflanzen, die ursprünglich nicht bei uns heimisch sind. Besonders nach der Entdeckung Amerikas, Ende des 15. Jahrhunderts, gelangten viele neue Pflanzen nach Europa. Die Wissenschaft definiert deshalb alle Pflanzen, die nach 1492 in Europa auftauchten, als Neophyten. Viele davon sehen wir gar nicht mehr als neue Pflanzen. Kartoffeln scheint es ja schon immer zu geben. Aber auch das ist ein Neophyt.

Invasive Arten sind Tiere oder Pflanzen, die bei uns nicht heimisch sind. Sie verdrängen heimische Pflanzen und bereiten dadurch Probleme.

Auf den ersten Blick sieht das Orientalische Zackenschötchen (Bunias orientalis) aus wie Raps. Die Pflanze breitet sich stark aus und erobert zum Beispiel artenreiche Wiesen. Bildrechte: Heiko Korsch

Hübsch, aber nicht zu stoppen: Die Stauden-Lupine (Lupinus polyphyllus) wurde früher als Futterpflanze angebaut und hat sich einen Weg in die Natur gesucht. Bildrechte: Heiko Korsch

Welche Pflanzen zählen zu den invasiven Arten und warum?

Zu den invasiven Pflanzen gehören Orientalisches Zackenschötchen, Staudenknöterich, Lupine, Drüsiges Springkraut, Riesen-Bärenklau und Kanadische Goldrute. Drüsiges Springkraut breitet sich an Flussufern aus. Andere Pflanzen haben an diesen Stellen kaum eine Chance. Aber das Springkraut ist eine kurzlebige Pflanze. Sie hat keine tiefen Wurzeln. Kommt ein Hochwasser, schwemmt es die Ufer einfach weg. Oder der Riesen-Bärenklau: Er darf nicht mehr verkauft und gepflanzt werden. Wer die Pflanze anfasst, bekommt schmerzhaften Ausschlag.

Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) wächst an Flussufern. Bildrechte: Heiko Korsch

Im Garten wachsen viele Pflanzen aus allen Ecken der Welt. Müssen Gärtner auf diese Neophyten aufpassen?

Im Garten ist ja normalerweise jemand da, der das Pflanzenwachstum unter Kontrolle hält. Man sollte immer ein Auge auf wuchernde Pflanzen haben. Aber nicht nur der eigene Garten zählt. Das schlimmste, was Gärtner tun können, ist Pflanzen in der Natur zu entsorgen. Auch scheinbar abgestorbene Pflanzen können wieder austreiben oder haben Samen, die keimen. Also bitte: Pflanzen im eigenen Garten kompostieren oder, noch besser, über die Biotonne oder Grünschnittabgabestelle entsorgen! Gefährliche Pflanzen wie Riesen-Bärenklau oder Ambrosia gehören in die Restmülltonne.

Die Pollen der Ambrosia sind hochallergen. Die gefährliche Pflanze breitet sich immer weiter aus. Bildrechte: MDR/Panthermedia

Wird es in Zukunft noch mehr invasive Arten geben?

Das kann niemand vorhersehen. Durch klimatische Veränderungen überleben andere Pflanzen. So wachsen an Flussufern Tomaten, weil die Samen in der Kläranlage nicht abgetötet werden. Sie stören aber bisher nicht. Dafür stöhnen manche Landwirte über Sonnenblumen. Die haben die Tendenz, sich auszubreiten, weil sie die milden Winter überleben. Mit welchen Pflanzen es aktuell in welchen Regionen Probleme gibt, kann man in den aktuellen Schriften des Bundesamtes für Naturschutz nachlesen.

Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica) wächst schnell und überwuchert ganze Wiesen. Bildrechte: Heiko Korsch
Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Dr. Heiko Korschist Botaniker. Er ist Mitautor der Flora von Thüringen sowie Mitautor der Informationsseite des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz zum Thema invasive Arten.

Mehr Informationen zu invasiven Pflanzen

Quelle: MDR Garten (anz); Dr. Heiko Korsch, Botaniker

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 26. August 2023 | 08:30 Uhr