GemüseanbauPflanzenkrankheit Kohlhernie bekämpfen und vorbeugen
Hat man einmal Kohlhernie im Garten, wird man die Krankheit, die vor allem Kohlpflanzen befällt, nur schwer wieder los. Martin Krumbein, Gemüseexperte vom Lehr- und Versuchszentrum Gartenbau in Erfurt, gibt Tipps, wie sie vorbeugen können und wie Sie die hartnäckigen Einzeller wieder los werden. Die gute Nachricht vorab: Im Kleingarten ist Kohlhernie weniger ein Problem als auf größeren Kohlfeldern.
- Die Kohlhernie ist eine Pflanzenkrankheit, bei der die Pflanzen verkümmern, weil die Wurzeln Wasser und Nährstoffe nicht mehr transportieren.
- An den verdickten Wurzeln ist ein Kohlhernienbefall sicher zu erkennen.
- Dem Befall mit der Kohlhernie lässt sich mit verschiedenen Methoden vorbeugen.
Was ist Kohlhernie?
Die Kohlblätter sind welk und vergilbt und die Pflanze kümmert, obwohl Sie regelmäßig gießen? Dann kann Ihr Beet oder Feld von Kohlhernie befallen sein. Hervorgerufen wird die Krankheit durch einen einzelligen Organismus namens Plasmodiophora brassicae. Häufig wird dieser auch als Pilz oder Schleimpilz bezeichnet, aber zur wissenschaftlichen Einordnung des Organismus gibt es unterschiedliche Angaben. Für die gärtnerische Praxis spielt das allerdings keine Rolle.
Der Einzeller befällt die Wurzeln von Pflanzen aus der Familie der Kreuzblütengewächse, vor allem Pflanzen der Gattungen Brassica und Raphanus. Zu den häufigsten Nutzpflanzen zählen verschiedene Kohlarten sowie Senf und Raps. Durch den Befall werden die Wurzeln verdickt und können Wasser und Nährstoffe aus dem Erdboden nur noch sehr eingeschränkt nach oben leiten. In der Folge kümmert das Gewächs.
Irgendwann platzen die verdickten Wurzeln auf und setzen Dauersporen frei, die dann wiederum die nächsten Pflanzen befallen. Der Zyklus beginnt erneut. In befallenem Boden können die Dauersporen jahrelang überleben. Sie verharren sozusagen in Wartestellung, bis eine passende Wirtspflanze angebaut wird.
Daran erkennen Sie Kohlhernie
- Kümmerwuchs der Pflanzen trotz Gießen
- Die älteren Blätter vergilben und werden welk.
- Die Wurzeln weisen Verdickungen auf.
Sicher erkennen Sie einen Kohlhernienbefall, wenn Sie eine Pflanze aus dem Boden ziehen und die Wurzel begutachten. Die Kohlhernie verursacht charakteristische Wurzelverdickungen. Allerdings können solche Verdickungen auch vom Kohlgallenrüssler (Ceutorhynchus pleurostigma) stammen. Schneiden Sie sie daher auf: Bei Käferbefall befinden sich Hohlräume und gegebenenfalls auch noch Larven in der Wurzel, während bei der Kohlhernie das Wurzelgewebe kompakt erscheint.
Welche Kohlarten sind gefährdet?
- Brokkoli
- Blumenkohl
- Rosenkohl
- Kohlrabi
- Chinakohl
Weiß- und Rotkohl sowohl Radieschen können auch befallen werden, dienen aber vor allem als Wirtspflanzen für den Einzeller. Grünkohl oder Meerettich sind vergleichsweise robust. Aber sie und andere Kreuzblütler können als Überträger der Krankheit dienen, die ihnen selbst nicht schadet.
Probleme bei der Bekämpfung der Kohlhernie
Im Erwerbsanbau ist die Kohlhernie ein ernstzunehmendes Problem, im Kleingarten zum Glück weniger. "Wenn man nur wenige Kohlpflanzen im Garten hat, ist die Gefahr nicht so groß, dass der Erreger sie befällt", erklärt Martin Krumbein, Fachbereichsleiter Gemüsebau am Lehr- und Versuchszentrum Gartenbau in Erfurt. Bei einem kleinen Kohlfeld wie zum Beispiel in einem klassischen Bauerngarten hingegen, ist die Gefahr schon größer.
Bei der Bekämpfung der Kohlhernie gibt es drei Hauptprobleme:
- Der Erreger kann jahrelang im Boden überdauern.
- Wirtspflanzen können ihn übertragen.
- Für den Hobbygartenbereich sind keine Bekämpfungsmittel zugelassen.
Wie kann man der Kohlhernie vorbeugen?
Daher ist Vorbeugung das Mittel der Wahl. Der Einzeller fühlt sich in schweren und feuchten Böden mit einem pH-Wert unter 7,2 wohl. Am besten gedeiht er in der warmen Jahreszeit. "In verregneten Sommern steigt die Gefahr der Kohlhernie, allerdings waren zu feuchte Sommer in den vergangenen Jahren eher kein Problem", sagt Martin Krumbein.
Diese Maßnahmen können Sie ergreifen:
- Vermeiden Sie Staunässe durch regelmäßige Bodenlockerung und -bearbeitung.
- Gießen Sie mit Augenmaß und vermeiden Sie lange stehenbleibende Wasserpfützen.
- Halten Sie Beikräuter aus der Kreuzblütenfamilie im Zaum - dazu zählen zum Beispiel Hirtentäschel und Hellerkraut - denn sie können den Erreger übertragen.
- Überprüfen Sie den pH-Wert ihres Bodens, er sollte mindestens bei 7,2 oder höher liegen. Mit der Zugabe von Kalk oder Kalk-Stickstoff können Sie den Boden-pH-Wert erhöhen.
- Beachten Sie die Fruchtfolge: Warten Sie mindestens drei bis fünf Jahre, bis sie auf demselben Standort wieder Kohl oder andere Kreuzblütler anbauen. Vermeiden Sie auch den Anbau von Erdbeeren auf der Fläche in der Zwischenzeit, weil sie als Kreuzblütler der Kohlhernie als Wirte dienen können.
- Humusgaben aktivieren das Bodenleben, ein vitaler Boden baut die Dauersporen der Kohlhernie schneller ab.
- Eine frühe Anzucht erschwert der Kohlhernie das Leben, denn sie braucht Wärme, um sich zu entwickeln. Viele Kohlarten brauchen diese allerdings auch.
- Es gibt gegen Kohlhernie resistente Sorten, allerdings bieten auch sie keine garantierte Sicherheit und die Sortenauswahl ist recht beschränkt.
Was tun bei Kohlhernie-Befall?
Werfen Sie kranke Pflanzen und Ernterückstände auf keinen Fall auf den Kompost, sondern entsorgen Sie sie über den Hausmüll. Säubern Sie penibel die Gartengeräte, mit denen Sie ein "verseuchtes" Beet bearbeitet haben, bevor Sie sie andernorts einsetzen.
Quellen: Martin Krumbein, Fachbereichsleiter Gemüsebau am Lehr- und Versuchszentrum Gartenbau in Erfurt, MDR THÜRINGEN (dgr)
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 16. April 2023 | 08:30 Uhr