Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

Öko-Kamp TännichenAufforstung im Harz: Helfen Erkenntnisse aus dem Versuchswald?

01. März 2023, 13:17 Uhr

In Sachsen-Anhalt im Harz hat der Förster Werner Gutbier vor über 30 Jahren einen Versuchswald angelegt – mit dem Ziel, herauszufinden, wie die verschiedenen Bäume der Welt im Harz zurechtkommen. Unser Hörer Andreas Müller hat zum sogenannten Öko-Kamp folgende Frage: Wie beabsichtigt das Forstministerium, den Öko-Kamp und seine Entwicklung wissenschaftlich zu begleiten und die Resultate der Forst- und Waldwirtschaft zuzuführen?

Den Weg zu seinem Öko-Kamp in Tännichen bei Hasselfelde beherrscht Werner Gutbier im Schlaf. Vor über 30 Jahren hat er hier ein Versuchsfeld eingerichtet und Bäume gepflanzt. "Es war ja so, dass hier im Harz der größte Teil der Bäume Fichte war. Und die Fichte ist sehr anfällig für Trockenheit und dann eben Käfer. Da habe ich mir überlegt: Was könnte man denn für andere Baumarten außer der Fichte pflanzen? Das waren 80 Prozent Fichte hier. Aber wie kann man das machen? Solche Erfahrungen muss man erst sammeln." Und solche Erfahrungen könne man nur sammeln, indem man irgendwo ein Versuchsfeld anlege, erzählt Gutbier, die verschiedenen Baumarten anpflanzt und dann beobachtet, wie sie wachsen.

Zitterpappel & Weißtanne: Alternativen zur Fichte

Trockenheit, Käfer und Sturm haben den vielen Fichten im Harz fast komplett den Garaus gemacht. Auf dem Weg zu Gutbiers Öko-Kamp kommt man an großen kahlen Flächen vorbei, hier und da steht noch ein kahler Stamm allein in der Landschaft. Wohler fühle sich zum Beispiel die Zitterpappel: "Die haben wir hier im Harz aber nur vereinzelt. Die Zitterpappel hat hier die Bodenverhältnisse und das Klima gefunden, wo sie eben gut wächst. Aber es ist auch die Weißtanne: Die ist nach der Eiszeit nicht mehr zurückgekommen. Vor 10.000 Jahren war die Eiszeit zu Ende. Die ist dann stecken geblieben im Schwarzwald oder in Thüringen, aber bis hier in den Harz ist sie nicht vorgedrungen. Und die Weißtanne, die wir hier gepflanzt haben, die hat sehr gute Wuchsergebnisse erzielt."

Forstministerium zeigt sich interessiert an Öko-Kamp

Die Erkenntnisse von Werner Gutbier sind im Forstministerium in Magdeburg bekannt. Minister Sven Schulze lässt auf Nachfrage von MDR AKTUELL schriftlich erklären: "Der 'Öko-Kamp Tännichen' ist Teil des Landeswaldes. Viele der dort über die Jahre gesammelten Erkenntnisse korrespondieren mit den umfangreichen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die der Landesforstbetrieb bei seiner Waldplanung berücksichtigt. Maßgeblich für alle Entscheidungen bei der Neu- und Wiederaufforstung ist der sogenannte Bestandeszieltypen-Katalog, der von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt herausgegeben und aktualisiert wird."

Versuchswälder entsprechen nicht immer wissenschaftlichen Normen

In Göttingen arbeitet Martin Rhode bei eben dieser Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt, die auch Sachsen-Anhalt maßgeblich berät. Natürlich seien solche Versuchswälder sehr wertvoll, sagt Rhode, aber: "Die Versuchsflächen, die von uns angelegt werden, die müssen auch bestimmten wissenschaftlichen Grundlagen und Normen entsprechen. Das heißt, die Anlagen von solchen  kleinen – ich sage jetzt mal – Beobachtungsflächen, wo man durchaus einen guten Erfahrungsschatz gewinnen kann, die entspricht im Regelfall nicht diesen wissenschaftlichen Rahmenbedingungen."

Die seien für gesicherte Aussagen aber zwingend nötig, so Rhode. Für Entscheidungen, die ganz gezielt vor Ort getroffen werden, im Revier, können solche Versuchsfelder sehr hilfreich und wertvoll sein, ergänzt Rhode noch.

Der über 80-jährige Guttbier führt interessierte Besuchergruppen durch seinen Öko-Kamp. Ihnen zeigt er, was in den vergangenen 30 Jahren gut und was nicht so gut gewachsen ist.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 01. März 2023 | 06:00 Uhr