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TarifkonfliktPiloten streiken – Lufthansa streicht 800 Flüge

01. September 2022, 16:28 Uhr

Die Lufthansa streicht am Freitag nahezu ihr komplettes Programm. An den Drehkreuzen Frankfurt/Main und München fallen rund 800 Flüge aus. Die Airline reagiert damit auf einen ganztägiger Streik der Lufthansa-Piloten.

Die Lufthansa streicht am Freitag nahezu ihren kompletten Flugplan. Grund ist ein ganztägiger Streik der Lufthansa-Piloten, der um Mitternacht beginnen und 24 Stunden dauern soll. Wie der Konzern am Donnerstag mitteilte, fallen an den Drehkreuzen Frankfurt und München rund 800 Flüge aus. Die Lufthansa spricht von etwa 130.000 betroffenen Fluggästen. Die Passagiere würden gebeten, sich über die Homepage der Lufthansa fortlaufend zu informieren.

Piloten wollen den ganzen Tag streiken

Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte zuvor für Freitag einen ganztägigen Streik angekündigt. Cockpit teilte mit, der Vorstand habe nach intensiven Verhandlungen mit der Lufthansa beschlossen, sämtliche Abflüge der Kerngesellschaft Lufthansa sowie der Lufthansa Cargo in Deutschland zu bestreiken.

Die Tochter-Gesellschaften Eurowings und Eurowings Discover sind von dem Streikaufruf nicht betroffen und sollen planmäßig fliegen. Auch Lufthansa-Flüge von außerhalb Deutschlands finden statt, sofern Flugzeuge und Crews bereits im Ausland sind.

Flüge in Leipzig/Halle und Dresden gestrichen

Der angekündigte Streik wird auch Auswirkungen auf die beiden sächsischen Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden haben. Wie ein Sprecher der Mitteldeutschen Flughafen AG sagte, muss in Leipzig ein Flug nach Frankfurt/Main gestrichen werden. In Dresden seien es drei Flüge. Angaben zu möglichen Ausfällen bei Frachtflügen konnte der Sprecher nicht machen.

Gewerkschaft will deutliche Gehaltserhöhung

Die Tarifgespräche zwischen der Gewerkschaft und der Lufthansa waren am Mittwoch ergebnislos geblieben. VC-Tarifchef Marcel Gröls erklärte: "Um Arbeitskämpfe abzuwenden, muss Lufthansa ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen."

Cockpit verlangt für die rund 5.000 Kapitäne und Ersten Offiziere Gehaltssteigerungen von 5,5 Prozent im laufenden Jahr und einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr.

Lufthansa fordert Rückkehr zu Verhandlungen

Die Lufthansa kritisierte die Streikentscheidung scharf. Personalvorstand Michael Niggemann erklärte, ihm fehle jedes Verständnis für den Streikaufruf. Der Konzern habe trotz der Folgen der Corona-Krise und der unsicheren Aussichten ein "gutes und sozial ausgewogenes Angebot gemacht". Nach Angaben von Lufthansa war zuletzt eine Erhöhung der Grundvergütung um pauschal 900 Euro angeboten worden. Die Forderungen der Piloten würden dagegen die Cockpit-Personalkosten um mehr als 40 Prozent oder 900 Millionen Euro über die nächsten zwei Jahre erhöhen. Die Airline rief Cockpit auf, Verhandlungen wieder aufzunehmen.

Tarifdumping in der Kritik

Im Hintergrund der aktuellen Tarifgespräche schwelt ein Konflikt über die künftige Konzernstrategie. Die Lufthansa hat unter dem Eindruck der Corona-Krise begonnen, einen neuen Flugbetrieb mit niedrigeren Tarifbedingungen aufzubauen. Die neue Gesellschaft mit der Bezeichnung "Cityline 2" soll im Europa-Verkehr zahlreiche Flüge der bisherigen Kerngesellschaft übernehmen. Cockpit kritisiert, dass Lufthansa dadurch geltende Tarifabschlüsse aushebelt.

Zweiter Lufthansa-Streik in diesem Jahr

Erst im Juli hatte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb der Lufthansa für einen ganzen Tag nahezu lahmgelegt. Es fielen mehr als 1.000 Flüge aus, rund 134.000 Passagiere mussten ihre Reisepläne ändern.

dpa, AFP, Reuters (mkr/luz)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 01. September 2022 | 11:30 Uhr