Prognose des Instituts für WirtschaftsforschungExperten: Leichte Rezession kommt auf Ostdeutschland zu
Milder Optimismus bei den Experten des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo): Die Wissenschaftler aus Dresden sagen für das Winterhalbjahr zwar eine leichte Rezession für Ostdeutschland voraus. Dennoch erweise sich die Wirtschaft in den neuen Bundesländern als erstaunlich robust. Der Dienstleistungssektor schwächelt aus Sicht der Experten hingegen.
- Laut den Ifo-Experten ist die leichte Rezession auf Inflation und Energieknappheit zurückzuführen.
- Während sich die Industrie 2023 stabilisieren dürfte, drohen dem Dienstleistungssektor schwere Zeiten.
- 2022 lagen die ostdeutschen Konsumausgaben trotz Krise relativ hoch.
Das Ifo-Institut rechnet im Winterhalbjahr für Ostdeutschland mit einer milden Rezession nahe an der Stagnation. Nach der am Mittwoch vorgestellten Konjunkturprognose liegt die Wirtschaftsleistung 2023 um 0,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau (bundesweit: -0,1 Prozent). Für 2022 nehmen die Ökonomen ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im Osten um 2,1 Prozent (Deutschland: 1,8) an.
Ifo-Experten nennen ostdeutsche Wirtschaft "erstaunlich robust"
Trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen rund um den Krieg in der Ukraine erweise sich die Wirtschaft als "erstaunlich robust", teilte die Ifo-Niederlassung in Dresden mit. Als Grund für die anstehende leichte Rezession wurden die hohe Inflation und die Energieknappheit in diesem Winter genannt. "Diese Entwicklung ist vor allem auf die Schwäche der Dienstleister zurückzuführen", hieß es.
Die Industrie dürfte sich im Jahresverlauf 2023 hingegen stabilisieren, da mit einer Auflösung der letzten coronabedingten Lieferengpässe gerechnet werde und die Unternehmen sich zudem auf die veränderte Situation an den Energiemärkten eingestellt haben dürften. Die Zahl der Erwerbstätigen soll laut Prognose im Osten in diesem Jahr um 0,8 Prozent steigen, 2023 wird ein Rückgang von 0,6 Prozent erwartet.
Konjunkturrückgang im Baugewerbe besonders stark
Der stärkste Rückgang bei einzelnen Sektoren wird 2023 mit minus 4,7 Prozent beim Baugewerbe angenommen. Bereits in diesem Jahr hätten sich dort die Vorzeichen geändert. "Nicht nur, dass die Zeiten von negativen Zinsen vorerst Geschichte sind, sondern auch die Preise für viele Baumaterialien steigen in schwindelerregende Höhen", hieß es weiter. Das habe zur Stornierung vieler Bauaufträge geführt.
Ifo-Konjunkturexperte Joachim Ragnitz blickte auch auf das zu Ende gehende Jahr zurück. 2022 sei durch eine Vielzahl von Engpässen geprägt gewesen, so bei Energie und vielen Vorprodukten. Das habe vor allem auf die Produktion in Industrie und Bau gedrückt. Gleichzeitig seien die Konsumausgaben der privaten Haushalte weiter deutlich gestiegen. "Wirtschaft trotzt den Turbulenzen" hatte Ragnitz seine Analyse überschrieben. Er sprach von einem "vergleichsweise optimistischen Ausblick".
dpa (jan)
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 21. Dezember 2022 | 13:00 Uhr