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Das haben die Reporterinnen und Reporter von MDR SACHSEN-ANHALT in diesem Jahr erlebt. Bildrechte: MDR/Tilo Weiskopf/punctum.Fotografie/Alexander Schmidt/Jana Müler

Jahresrückblick 2023Was das Team von MDR SACHSEN-ANHALT 2023 bewegt hat

28. Dezember 2023, 11:28 Uhr

Monatelange Recherchen, emotionale Begegnungen, überraschende Erkenntnisse: Hier teilen die Journalistinnen und Journalisten von MDR SACHSEN-ANHALT ihre persönlichen Geschichten und Ereignisse des Jahres mit Ihnen.

Daniel George: Langzeit-Beobachtung eines Weltmeisters

"An meine erste Geschichte über Andreas Obst erinnere ich mich noch ziemlich genau. 'Einfach durchziehen' war damals der Titel des Textes. Der Basketballspieler aus Halle war gerade ins Jugendprogramm nach Bamberg gewechselt. Zehn Jahre ist das her. Und klar: Andi war schon damals ein großes Talent, vor allem mit ganz viel Ehrgeiz ausgestattet. Aber wohin sein Weg führen würde, war nicht abzusehen.

Immer wieder habe ich seine Karriere seitdem journalistisch begleitet, 2019 mit meinem Kollegen Max Schörm die dreiteilige MDR-Dokumentation 'Plan A' produziert – über seinen Weg vom USV Halle bis zum Profi-Dasein. Nach dem EM-Bronzemedaillen-Gewinn im vergangenen Jahr war Andreas Obst in unserem Basketball-Podcast 'Ostball' zu Gast.

Daniel George ist Fußball- und Basketball-Experte im Team von MDR SACHSEN-ANHALT. Bildrechte: MDR/punctum.Fotografie/Alexander Schmidt

Und nun also der WM-Titel. Eine Sensation. Etwas noch nie Dagewesenes. Mit Andreas Obst aus Halle als Leistungsträger der deutschen Nationalmannschaft. Nun kennt ihn die ganze Welt. Und deshalb hat mir dieser Text über Andreas Obst in diesem Jahr auch ganz besonders viel bedeutet: 'Von Halle auf den Basketball-Thron'."

Fabian Frenzel: Ende und Anfang

"Wir haben in diesem Jahr den Instagram-Kanal MDRklärt geschlossen. Persönlich fand ich das schade, weil ich den Erklär-Account vor einigen Jahren mit aus der Taufe gehoben hatte. Gleichzeitig war die Entscheidung aber nicht falsch, denn wir haben trotz aller Kreativität und Ressourcen, die wir dort reingesteckt haben, die Community und Reichweite nicht so erhöhen können, wie wir das wollten.

Doch um es mit den Worten von Roland Kaiser zu sagen: 'Ein Ende kann ein Anfang sein'. Wir haben die Erfahrungen von MDRklärt genutzt, um daraus etwas Neues zu machen. Die Kolleginnen und Kollegen, die zuvor für MDRklärt gearbeitet haben, unterstützen seit dem Sommer unser Team von MDRdata. Deren Daten-Artikel werden jetzt mit Grafiken und Videos aufgewertet und Posts für die Social-Media-Accounts entwickelt. Ein schönes Beispiel dafür ist ein Artikel über die Kitabeiträge. Hier konnten wir ein Erklärvideo zuliefern und so plastisch zeigen, wie sich der Kitabeitrag zusammensetzt."

Lucas Riemer: Mauer des Schweigens

"'Die Zahl der rechtsextremen Vorfälle an Sachsen-Anhalts Schulen ist 2022 so hoch gewesen wie in den vorangegangen zehn Jahren nicht.' So berichteten wir es im Sommer bei MDR SACHSEN-ANHALT. Kurz darauf kam die Meldung, dass in Naumburg eine in Regenbogenfarben gestrichene Treppe an einer Schule schwarz-weiß-rot übermalt wurde, auch das ein rechtsextremes Symbol. Doch was wird eigentlich an den Schulen im Land gegen den offenbar immer stärker um sich greifenden Extremismus getan?

Lucas Riemer berichtet als Reporter für MDR SACHSEN-ANHALT über politische und gesellschaftliche Themen im Land. Bildrechte: MDR/Tilo Weiskopf

Dieser Frage wollten meine Kollegin Laura Sinem Hönes und ich nachgehen. Oft stießen wir dabei auf eine Mauer des Schweigens. Keine Schule wollte uns hineinlassen, kein Lehrer offen mit uns sprechen. Vielen Lehrkräften fehle es an Zeit oder Kompetenz, um rechte Vorfälle überhaupt zu identifizieren und entsprechend dagegen vorzugehen, sagten uns Experten. Stattdessen werde häufig einfach darüber hinweggesehen. Und das Land? Verwies auf Programme wie 'Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage' und sogenannte 'Krisenordner'.

Schließlich besuchten wir in den Herbstferien ein Feriencamp in Arendsee, bei dem es auch um Demokratiebildung ging. Fast alle der Schülerinnen und Schüler, mit denen wir dort sprachen, hatten an ihren Schulen Erfahrungen mit Hakenkreuzschmierereien und rassistischen Sprüchen gemacht. Auch Expertinnen und Experten bestätigten uns, dass es bei immer mehr jungen Menschen angesagt sei, 'rechts' zu sein. Keine guten Nachrichten.

Immerhin: Der Landesschülerrat hat das Problem erkannt und will sich künftig stärker gegen Rechtsextremismus an Schulen engagieren. Und auch engagierte Vereine wie die 'Landheld*innen', die wir bei dem Ferienlager in Arendsee trafen, können mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag leisten, um extremistischen Gedanken den Boden zu entziehen. Doch ohne die Mitarbeit der Schulen und Lehrer wird es nicht funktionieren."

Jana Müller: Malerei mit wichtiger Botschaft

"Eine der beeindruckendsten Begegnungen in diesem Jahr war für mich definitiv die mit Bodypainterin Julie Boehm.

Jana Müller berichtet für MDR SACHSEN-ANHALT aus dem Studio Dessau. Bildrechte: MDR/Jana Müller

Gemeinsam mit einem Fernseh-Team von MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE besuchte ich die junge Künstlerin in ihrem Atelier im dunklen Dachgeschoss eines Hauses in der Wittenberger Altstadt. Es war eng, der Kameramann hatte wenig Platz und deshalb nicht die beste Laune. Und ich hatte schon Angst, dass das Ganze in die Hose geht.

Doch dann fing Julie Boehm an zu sprühen und zu malen und ihr Model in einen farbenfrohen Phoenix zu verwandeln. Schicht um Schicht entstand ein wahres Kunstwerk direkt vor unseren Augen, so zauberhaft, dass schließlich sogar der Kameramann lächelte.

Wirklich berührend war für mich auch Julie Boehms Antwort auf die Frage, warum sie Bodypainting so liebe. Es sei, so erklärte sie mir, eine Möglichkeit, das Innere eines Menschen sichtbar zu machen und zeige, dass niemand Angst davor haben sollte, er selbst zu sein. Und wenn die bunten Farben am Ende des Tages unter der Dusche abgewaschen werden, würde noch etwas deutlich: Dass alles auf der Welt vergänglich ist."

Leonard Schubert: Auf dem Fahrrad durch die Altmark

"Regen, Matsch und Kälte: Wer hat da schon Bock, aufs Fahrrad zu springen? Richtig, mein Kollege André Plaul. Der Altmärker strampelt bei jedem Wetter los, 16.000 Kilometer im Jahr. Unterwegs füttert er fremde Katzen und guckt alte Gleise an. Das würde Spaß machen, behauptet er immer. Ich vermute ja, er ist einfach nur zu stur, um aufzuhören.

Leonard Schubert berichtet für MDR SACHSEN-ANHALT vor allem aus Magdeburg. Bildrechte: MDR/punctum.Fotografie/Alexander Schmidt

Dieses Jahr musste ich André für den MDR auf einigen Touren durch Sachsen-Anhalt begleiten. Draußen trieben die Blätter vorbei, der Gegenwind lag bei gefühlt 147 Stundenkilometern und zwischendurch hagelte es. Meine Vorfreude können Sie sich vorstellen.

Aber als wir dann unterwegs waren, war es wunderschön. Wir haben selbst in abgelegenen Gegenden so viele Schätze entdeckt. Räuberhöhlen im Wald, türkisfarbene Badeseen, eine Turmruine, schillernde Laubwälder, bewegende Grenzgeschichte... Und überall herzliche, engagierte Menschen, die ihre Orte lieben und zu etwas ganz besonderem machen."

Marcel Roth: You are next – IT-Sicherheit von Behörden

"Über acht Monate habe ich mit dutzenden Menschen ausführlich gesprochen. So ist der MDR SACHSEN-ANHALT Podcast "You Are Fucked – Deutschlands erste Cyberkatastrophe" entstanden. Er liefert einen detaillierten Blick auf die Reaktion des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, nachdem dessen Computertechnik 2021 von russischen Hackern lahmgelegt wurde. Der Podcast zeigt aber vor allem, wie kompliziert Deutschland in Sachen Cybersicherheit organisiert ist. In meiner Recherche habe ich gesehen, wie ein Hackerangriff sich auf das Leben der Menschen auswirkt.

Verwaltungen seien so etwas wie das Betriebssystem unserer Gesellschaft, habe ich neulich gehört. Funktioniert das Betriebssystem nicht, funktioniert die Gesellschaft nicht. Hackerangriffe erschüttern also den Glauben an unser Gemeinwesen. Dass zwei Jahre nach dem Vorfall im Landkreis Anhalt-Bitterfeld solche Angriffe an der Tagesordnung sind, besorgt mich. Zuletzt hat es einen IT-Dienstleister in NRW getroffen – dort gibt es jetzt in vier Landkreisen die Probleme, mit denen Anhalt-Bitterfeld vor zwei Jahren gekämpft hat.

Marcel Roth ist der Experte für Digitalthemen in der Redaktion von MDR SACHSEN-ANHALT. Bildrechte: MDR/Viktoria Schackow

Und die Probleme dort sind größer und umfangreicher als in Anhalt-Bitterfeld: Dort kommen Kommunen nicht an ihre Einwohnermelderegister, können keine Geburts- oder Sterbeurkunden, keine Reisepässe oder Personalausweise ausstellen! Es sind bis zu 103 Kommunen betroffen. Allein, dass niemand eine genaue Zahl hat, ist ein Alarmzeichen. Lernen von Angriffen auf andere? Offenbar Fehlanzeige!

Auf einer Veranstaltung im November fragte mich jemand, was ich nach meinen Recherchen jetzt so denke. Meine Antwort: "Um nicht durchzudrehen, möchte ich mich eigentlich nicht mehr mit diesem Thema beschäftigen."

Für Unternehmen, Behörden und Privatmenschen ist es wichtig, sich zu schützen. Aber genauso wichtig ist es, sich vorzubereiten: Wie kann eine Verwaltung, ein Unternehmen seinen Aufgaben machen, wenn die Rechner nicht funktionieren? Experten hatten gehofft, dass Kommunen wegen einer EU-Richtlinie zu mehr IT-Sicherheit verpflichtet werden. Aber vermutlich beschließen die Bundesländer, dass Landkreise und Kommunen nicht unter diese EU-Richtlinie fallen. Bei IT-Sicherheit bleiben Kommunen auf sich allein gestellt.

Es hilft nur, sich Partner und Experten zu suchen: bei anderen Verwaltungen, aber auch bei regionalen Firmen und IT-Experten. Vielleicht schicken Arbeitgeber, die eine exzellente IT-Abteilung haben, ihre Experten zweimal im Monat kostenlos in die Stadtverwaltung? Denn Unternehmen sind von der Arbeit einer Verwaltung abhängig – es sollte ihr eigenes Interesse sein, dass die Behörden ihre Arbeit erledigen können."

Daniel Salpius: Tiefe Einblicke und tausende Seiten Akten

"Gerne wird ja die 'Vertrauenskrise der Medien' beschworen. Allen Unkenrufen zum Trotz war das Jahr 2023 für mich von den gewaltigen Vertrauensvorschüssen geprägt, die mir Menschen aus Sachsen-Anhalt entgegengebracht haben. Nicht obwohl, sondern weil ich Journalist bin, haben mir Gesprächspartner tiefste Einblicke in ihr Leben und ihre Gefühlswelt gewährt. Andere haben ungeachtet persönlicher Risiken brisante Informationen mit mir geteilt. Dieses Vertrauen verlangt mir am Ende dieses Jahres Demut ab, denn es geht eine große Verantwortung damit einher.

Daniel Salpius berichtet für MDR SACHSEN-ANHALT vor allem über Politik und Themen aus dem Süden und Osten des Landes. Bildrechte: MDR/Tilo Weiskopf

Den vielleicht tiefsten Eindruck hat die Geschichte über die ukrainische Balletttänzerin Anna Taras bei mir hinterlassen. In Halle habe ich sie gut ein Jahr nach ihrer Flucht aus der Westukraine vor dem russischen Angriffskrieg wiedergetroffen. Zuvor hatte ich bereits im Sommer 2022 über sie berichtet, damals stand ihr kleiner Sohn kurz vor der ungewissen Einschulung in eine deutsche Regelklasse. Seither hatte sich die junge Frau deutlich verändert. Der Schmerz über den Verlust des früheren Lebens, die lange Trennung von ihrem Mann, die Erkenntnis, dass der Krieg doch kein schnelles Ende gefunden hat, und dann das Fremdsein in Deutschland – all das hatte sie spür- und sichtbar erschöpft."

Mut, Tatendrang und ja, sogar Optimismus, die mich wenige Monate zuvor so verblüfft hatten, waren jetzt eingetrübt, aber dann doch auch nicht besiegt. Wieder war ich nach dem Treffen mit Anna Taras beeindruckt über ihren unbändigen Glauben, dass die Ukraine gewinnen und sie schon bald mit ihren beiden Kindern in ihr Leben zurückkehren wird.

Und dann war da noch die Recherche über den Verkauf des Goitzsche-Sees bei Bitterfeld und die Unregelmäßigkeiten, die es damals, 2013, gegeben haben soll. Dazu kann rund um den See so gut wie jeder etwas erzählen. Rote Fäden liegen förmlich überall auf der Straße und bilden ein großes Knäuel, das zu entwirren bislang erst wenige Anläufe unternommen wurden.

Um Licht in die Sache zu bringen, haben Lucas Riemer, Oliver Matthes und ich unzählige vertrauliche Gespräche mit unzähligen Quellen geführt, wir haben ganze Tage in Amtsstuben verbracht und Tausende Seiten Akten und Dokumente gelesen. Eine monatelange Detektivarbeit, durch die wir bereits einige Gerüchte, die sich um die Goitzsche-Privatisierung ranken, erhärten konnten.

Luise Kotulla: Emotional schwierige Recherche

"Für meine Reportage aus einem Hospiz in Sachsen-Anhalt hatte ich erst Bedenken: Werden die Menschen dort überhaupt mit mir reden wollen? Störe ich nur? Wie wird es für mich, in die Zimmer der todkranken Menschen zu gehen?

Als Erstes schickten mich die Pflegeschwestern in das Zimmer einer 86 Jahre alten Frau. Sie würde auf mich warten und noch vor dem Frühstück mit mir sprechen wollen. Und so war es dann auch.

Frau P. saß auf ihrem Bett, zwar etwas aufgeregt, aber hörte gar nicht mehr auf mit dem Erzählen. Sie sei ein großer Fan von MDR SACHSEN-ANHALT, vor allem des Radiosenders, fragte mich nach den verschiedensten Moderatoren und beeindruckte mich: Sie hatte sich damit abgefunden, dass ihr Leben bald enden würde und konzentrierte sich auf die guten Dinge – Die Abschiedsbriefe in ihrem Nachtschrank, die ihr zeigten, dass sie Spuren hinterlassen werde, die vielen Jahre, die sie in Gesundheit und in Bewegung erlebt hatte. Die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs hatte sie im Frühling bekommen.

Im Zimmer einer anderen Frau war es emotional schwieriger für mich, denn sie war jünger als meine eigenen Eltern. Ihre von den Ärzten prognostizierte Lebenszeit war abgelaufen. Bei ihr hatte ich das Bedürfnis zu helfen, erzählte deshalb später den Schwestern von ihrem großen Wunsch: dass ihr ebenfalls todkranker Mann in dasselbe Hospiz kommt. Die Schwestern wussten davon noch nichts.

Doch ich musste lernen: Man könne nicht alles 'reparieren', was es an Schwierigkeiten in Familien gäbe. Und ihr Mann hätte sicherlich Gründe für seine Entscheidung, die zu akzeptieren seien. Den kleineren Wunsch, ihn am Geburtstag zu Hause zu besuchen, könne man aber sicherlich erfüllen.

Ich war eine Woche später noch einmal da und hatte als Dank kleine Geschenke mitgebracht. Manchmal frage ich mich, ob die beiden Frauen heute noch leben.

Tom Gräbe: Aschersleben – Schweden – Aschersleben

"'Wie bist Du nur in diese Situation geraten?' Das habe ich gedacht, als ich im April in einer tief verschneiten Landschaft, vier Autostunden hinter Stockholm an einem riesigen Raubtiergehege stand und zwei Braunbären Honig von einem Löffel schleckten. Zweck der Reise: Zwei Bierfässer nach Schweden bringen.

Tom Gräbe berichtet für MDR SACHSEN-ANHALT vor allem aus der Region Aschersleben, aber manchmal auch aus Schweden. Bildrechte: MDR/Fabian Frenzel

Und das kam so: Der Aschersleber Zoo hatte in diesem Jahr zwei Neuzugänge aus Schweden. Die beiden Braunbären Mette und Bambam. Die beiden Bären gingen mit einem Zootiertransport auf die Reise nach Aschersleben. Und es hatte sich ergeben, dass ich mit dem Ascherslebener Kulturchef nach Schweden geflogen bin, um beim Bären-Verladen mit dabei zu sein. Eine Mitbringsel für die Tierpfleger: Bier aus Deutschland.

Der Plan klang so verwegen, dass ich dachte: Da fliegst du mit. Auf eigene Rechnung. (Ein Dienstreise-Antrag für eine Reisebegleitung für einen internationalen Getränketransport mit Bären-Bezug hätte wohl eher für Belustigung gesorgt.) Ein Radiobeitrag für MDR SACHSEN-ANHALT ist aber trotzdem entstanden:

Der Anlass für den Bären-Umzug ist eigentlich ein ernster. Der Zoo im schwedischen Orsa hatte einen neuen Besitzer. Der Park wurde geschlossen. Die Tiere mussten woanders hin. Und weil die Zoos miteinander in Kontakt stehen, kamen die beiden Bären nach Aschersleben. Sie haben sich gut eingelebt und sind inzwischen Publikumslieblinge.

Nach Stockholm fliegen, vier Stunden Autofahren, Bären anschauen, am nächsten Morgen beim Einladen mit dabei sein, vier Stunden zurückfahren, nach Berlin zurückfliegen, nach Hause fahren – das alles in 37 Stunden. Das war ein Abenteuer. Und ich kann jetzt immer sagen: 'Ich bin mal nach Schweden geflogen, um dabei zu sein, wenn ein Bierfass abgeliefert wird.'"

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André Plaul: Mitten in der Heimat, mitten im Wasser

"'In der Altmark, da ist nix los', so denke und rede ich selber von meiner Heimat. Aber natürlich stimmt das nicht. Zwischen Elbe und Ohre, Wendland und Heide packen wir genauso an – müssen uns wegen der Strukturschwäche manchmal sogar mehr strecken als es anderswo der Fall ist. Und wenn es um die Sache geht, dann sind wir dabei.

André Plaul ist Redakteur für das Radio-Frühprogramm und privat viel im Land unterwegs – manchmal trifft beides zusammen. Bildrechte: MDR/André Plaul

Am 11. August haben wir Altmärker genau das bewiesen. MDR SACHSEN-ANHALT hat einen Morgen lang live im Radio vom Arendsee gesendet. Höhepunkt war dann ein Wettbewerb: Finden wir 100 Menschen, die an diesem bewölkten Freitagvormittag mit weißen Socken bekleidet in den Arendsee gehen? Tja, Kinderspiel.

Über 200 Menschen kamen ins Strandbad, bereit den See zu entern. Während Antonia Kaloff und Lars Wohlfarth am Strand auf ihren nächsten Live-Einsatz und das Bade-Go gewartet haben, bin ich als einziger schon 50 Meter weit in den See gegangen. Nass bis zu den Schenkeln, aber mit warmer Jacke und der Kamera um den Hals habe ich dort auf die entscheidenden Bilder für unsere App gelauert. Und das hat sich gelohnt. Voller Einsatz – es ging schließlich um die Sache."

Anne Gehn-Zeller: Regional und nah dran an den Menschen

"Als Expertin für Suchmaschinenoptimierung bin ich bei MDR SACHSEN-ANHALT auch für die Steigerung von Reichweite und Sichtbarkeit zuständig – ich kümmere mich also darum, dass unsere Recherchen möglichst viele Menschen erreichen. Umso mehr freue ich mich, dass wir in diesem Jahr für etliche Themen aus meiner altmärkischen Heimat besonders viel Aufmerksamkeit bekommen konnten.

Dazu zählt der Fall Birgit Pitschmann. Der Lehrerin aus Dähre im Altmarkkreis Salzwedel war nach fast 40 Dienstjahren vom Land Sachsen-Anhalt gekündigt worden, weil sie die verordnete Zusatzstunde nicht leisten wollte und konnte. Daraufhin hatte Pitschmann das Land verklagt. Wir haben mit der Lehrerin über ihre Beweggründe gesprochen und den Prozess, der mittlerweile auf Februar verschoben wurde, begleitet.

Über das Aufreger-Thema rund um die ausgesetzte Reisegruppe auf der A81 in Süddeutschland haben wir ebenfalls ausführlich berichtet. Betroffen waren auch Senioren aus Stendal. Sie kamen einen Tag später mit Taxi und Zug wohlbehalten zu Hause an und wurden mittlerweile vom Reiseanbieter entschädigt.

Neben den erfolgreichen Themen aus dem schönen Norden von Sachsen-Anhalt, bin ich auch ein kleines bisschen stolz, wenn mir Freunde erzählen, dass sie total gern unseren Radiosender hören. Und dass sie auf dem Weg zur Arbeit in einen anderen Landkreis auf keinen Fall ihre Regionalnachrichten aus dem Studio Stendal verpassen wollen."

Bernd-Volker Brahms: Ein Leben lang Lernender

Als Journalist bin ich sicherlich so etwas wie ein "alter Hase". Trotzdem bleibt man im Beruf immer auch Lernender, was ja den Job des Journalisten auch so spannend und abwechslungsreich macht. Oft war ich in diesem Jahr im Gericht – und habe dabei fast schon nebenbei ein juristisches Studium absolviert. Es sind so unterschiedlich gelagerte Fälle. Vom Babymord über die Impfverweigerung eines Bundeswehrsoldaten bis hin zum Rumballern mit Softair-Pistollen in Ku-Klux-Clan-Verkleidung.

Reporter Bernd-Volker Brahms hat in diesem Jahr viele Prozesse vor Gericht beobachtet. Bildrechte: MDR/Hannah Singer

Ganz besonders beschäftigt hat mich allerdings der Prozess um die getötete 19-jährige Kezhia H. aus Klötze. Seit Mitte September ist der Geliebte von ihr wegen Mordes angeklagt. Die junge Frau war seit dem 4. März verschwunden. Mit Auffinden der Leiche wurde auch der spätere Angeklagte verhaftet.    

Man schüttelt es nicht so einfach aus den Klamotten, was einem vor Gericht – ich sage mal – geboten wird. Besonders überrascht hat mich ein Geologie-Professor, der die Polizei mit seinem Fachwissen überhaupt erst zur Leiche geführt hatte. Der Wissenschaftler hatte den Fahrtenschreiber eines Fahrzeugs ausgewertet und die Fahrrouten rekonstruieren können. Ohne den Professor hätte es vielleicht keinen Prozess gegeben. Das sind die Geschichten, die ich mag und bei denen es für mich Leidenschaft ist, sie zu erzählen. Ich hoffe für 2024 wieder auf spannende Ereignisse – gern auch mit weniger traurigem Hintergrund.

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