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Wissen & EntdeckenAuf Zeitreise in der Mittelalterlichen Bergstadt Bleiberg

11. August 2022, 18:00 Uhr

Wer schon immer mal durch die Straßen einer mittelalterlichen Stadt wandern wollte, muss nicht weit reisen. Nur wenige Minuten von Frankenberg entfernt, lockt die Mittelalterliche Bergstadt Bleiberg mit detailliert rekonstruierten Häusern nicht nur Geschichtsliebhaber an. In dem Freilichtmuseum wird das Leben in einer mittelalterlichen Stadt nachempfunden und den Besuchern liebevoll nähergebracht.

Als begeisterter Mittelalter-Fan seit frühster Kindheit bin ich von Burgen, Schlössern und Mittelaltermärkten leicht zu faszinieren. Das Haus damals nicht im Ritterkostüm verlassen zu dürfen, führte schnell zu großem Drama - sehr zum Leidwesen meiner Eltern. In der Mittelalterlichen Bergstadt Bleiberg wird so ein Enthusiasmus aber freudig begrüßt. Nicht weit von Frankenberg entfernt, verbirgt sich im idyllischen Ortsteil Sachsenburg das mittelalterliche Schaugelände, das einen in längst vergangene Zeiten entführt.

Mittelalter im Herzen von Sachsen

Schon von der Landstraße aus fällt mein Blick auf eine Vielzahl historischer Blockhäuser. Ein ganzer Straßenzug einer Bergstadt aus dem 13. Jahrhundert wurde hier rekonstrukturiert. Als Vorbild dienten Grabungsfunde aus den 70er-Jahren. Der Archäologe Dr. Wolfgang Schwabernicky entdeckte damals die Reste der Stadt "Blyberge", mitsamt alten Schachteingängen, Öfen, Häuserfundamenten und Alltagsgegenständen. Den Ausgrabungen zufolge gelangten die Bergleute und Handwerker durch Bodenschätze an einen gewissen Wohlstand. Die anfängliche Siedlung wuchs schnell zu einer Stadt mit ungefähr 2.000 Bewohnern heran.

Freigelegte Häuserfundamente halfen der Mittelalterlichen Bergstadt Bleiberg dabei, die ersten Gruben- und Blockhäuser auf dem Schaugelände zu bauen. 2.000 Einwohner können hier zwar nicht mehr hausen, dafür werden die rund 17 Bauten von den Vereinsmitgliedern liebevoll mit Leben gefüllt. Alle Häuser sind individuell eingerichtet, die Schmiede ist voll betriebsfähig und der Zuber im Badehaus mit Wasser gefüllt.

Eine Stadt mit Herz und Seele

Auf dem Gelände zeigt mir Dietmar Sehm, Bergmeister des Bleibergs die einzelnen Häuser - und das in voller Montur. In historischer Gewandung läuft er durch die Bergstadt und ich ärgere mich ein wenig, dass ich nicht doch nochmal den heimischen Keller nach alten Kostümteilen durchstöbert habe. Die Vereinsmitglieder des "Mittelalterliche Bergstadt Bleiberg e.V." betreiben das Freilichtmuseum mit viel Hingabe und Leidenschaft. Sie übernehmen Hauspatenschaften, kümmern sich um das Gelände und vermitteln den Besuchern der Bergstadt allerhand Wissenswertes.

Gemeinsam bewegen Dietmar und ich uns durch die malerische Kulisse und ich vergesse schnell, dass ich mich hier auf einem Museumsgelände und nicht wirklich im 13. Jahrhundert befinde. Die Hühner gackern im hölzernen Stall und die Ketten, die in der Schmiede hängen, klirren im Wind aneinander. Alles fühlt sich so echt und authentisch an, weil es genau das ist.

Wie das Leben im Hochmittelalter ausgesehen hat, lässt sich hier aus nächster Nähe ausprobieren. Vom Backhaus über die Schmiederei, das Haus des Färbers und die Weberei bis zum Bergmeisterhaus. Was damals im Alltag benötigt wurde, findet man auch hier vor. Dem Verein der Bergstadt ist es wichtig, den Besuchern kein "totes" Rekonstruktionsgelände, sondern eine belebte hochmittelalterliche Siedlung zu präsentieren. Man kann sich frei auf dem Gelände bewegen, mit der Familie ein Picknick machen, einen Audio-Guide am Eingang ausleihen oder sich von den Mitgliedern durch die Bergstadt führen lassen. Ein Ausflug zum Bleiberg ist alles andere als ein langweiliger Geschichtsvortrag.

Geschichte zum erleben

Wie vielschichtig einsetzbar die Mittelalterliche Bergstadt Bleiberg ist, erzählt mir Dietmar während wir das eindrucksvolle Bergmeisterhaus betreten. "Man kann hier auch heiraten", sagt er mir stolz und deutet auf zwei hölzerne Stühle, auf dem das Brautpaar normalerweise Platz nimmt. Doch Eheschliessungen sind bei weitem nicht die einzigen Höhepunkte.

Alljährliche Veranstaltungen wie das Frühlingsfeuer im April, der Handwerksmarkt im Mai und das Lichterfest im Oktober, sorgen regelmäßig für großen Andrang in der Bergstadt. Besonders gespannt ist Dietmar auf den bevorstehenden Jahrmarkt am letzten August-Wochenende. Drei Tage lang wird auf dem Bleiberg musiziert, getanzt, gespielt, es werden Gewandungen präsentiert und Kontakte geknüpft. Bereits zum 20. Mal findet der Jahrmarkt dieses Jahr statt.

Ein Ort wie im Märchen

Bei all der Detailverliebtheit und Größe des Schaugeländes wundert man sich nicht, wenn nicht nur normale Besucher den Bleiberg für sich entdeckt haben. Auch Filmproduktionen fanden auf dem Boden des Freilichtmuseums schon ihre Heimat. 2019 wurde der Film "Der Süße Brei" von MDR und ZDF in der Mittelalterlichen Bergstadt gedreht. Solltet ihr also über das Gelände spazieren und euch wie im Märchen fühlen, liegt ihr damit gar nicht mal so falsch.

Fazit

Die mittelalterliche Bergstadt Bleiberg ist nicht nur für Geschichtsliebhaber eine große Freude. Die große Bewegungsfreiheit auf dem Gelände, die Leidenschaft der Vereinsmitglieder für ihre Stadt und das breite Angebot an Veranstaltungen machen das Freilichtmuseum zu einem Erlebnis für Groß und Klein. Geschichte kann hier wahrlich erlebt werden.

Adresse und Anreise

  • Adresse: Schönborner Straße 11b, 09669 Frankenberg
  • Anreise mit Pkw: über die A4 oder die A72 über Chemnitz, dann der B169 folgen
  • Parkmöglichkeiten vor Ort

Öffnungszeiten während der Ferien

  • Mittwoch bis Freitag: 10 - 16 Uhr
  • Samstag: 10 - 18 Uhr
  • Sonntag und Feiertag: 10 - 16 Uhr
  • Nach vorheriger Anmeldung kann das gelände auch außerhalb der Öffnungszeiten besucht werden.

Kosten

  • Erwachsene: 3€ - mit Führung 5€
  • Kinder 4-14 Jahre: 2€ - mit Führung 3€
  • Audio Guide: 2€

Geeignet für

  • Geschichtsbegeisterte
  • Familien mit Kindern
  • Gruppen

Barrierefreiheit

  • teilweise barrierefrei

Verpflegung

  • Selbstversorgung
  • Picknick auf dem Gelände möglich

Daran sollte man denken

  • genügend Zeit mitbringen
  • Interesse an Geschichte haben

Wenn man schon mal da ist ...

  • ...kann man sich auch das Besucherbergwerk "Alte Hoffnung Erbstolln" oder die Schlossburg Lichtenwalde ansehen.

Quelle: MDR

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