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Nicht befallene, unversehrte Tomaten schnell ernten. Sie können gerettet werden und bei Dunkelheit nachreifen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Tomaten rettenKraut- und Braunfäule: Unversehrte Tomaten sind essbarKraut- und Braunfäule (Phytophthora infestans)

10. September 2021, 07:57 Uhr

Die Kraut- und Braunfäule hat in diesem Jahr bei vielen Gärtnern für einen Totalausfall bei der Tomatenernte gesorgt. Befallene Früchte sind ungenießbar und sollten im Hausmüll entsorgt werden - giftig sind sie aber nicht. Noch unreife, grüne Tomaten von betroffenen Pflanzen können nachreifen und bedenkenlos gegessen werden.

Kann man Tomaten bei Braunfäule noch essen?

In diesem Jahr hat die Kraut- und Braunfäule (Phytophthora infestans) vielerorts die Tomatenernte zunichtegemacht. Die Krankheit befällt die gesamte Pflanze, vor allem, wenn es mehrere Tage in Folge sehr feucht ist und die Pflanze nicht abtrocknen kann. Auf Laub und Trieben bilden sich dann braun-schwarze Flecken. Die Tomaten werden matschig und entwickeln ebenfalls braune, faulige Stellen. Ist der Befall schon weit fortgeschritten, sollte die Pflanze im Hausmüll entsorgt werden. Gleiches gilt für Tomaten, die braune Stellen zeigen - sie sind ungenießbar. Noch nicht reife Früchte können aber noch geerntet werden, sagt Gärtnerin Brigitte Goss. Sind sie bislang nicht befallen, können sie an einem dunklen, warmen Ort nachreifen und später gegessen werden.

Erreger befällt Tomaten und KartoffelnDer Erreger der Kraut und Braunfäule heiß Phytophthora infestans. Er befällt Tomaten und auch Kartoffeln. Bei Tomaten spricht man von der Kraut- und Braunfäule. Sind Kartoffeln betroffen, wird es Kraut- und Knollenfäule genannt. Der Erreger ist derselbe.

Entwarnung: Mit Braunfäule befallene Früchte sind nicht giftig

Befallene Früchte sind ungenießbar, aber nicht giftig - es sei denn, sie schimmeln. Denn Mykotoxine - also Schimmelpilzgifte - sind gesundheitsschädlich für Menschen. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Nach Angaben des Bundesforschungsinstituts für Ernährung und Lebensmittel ist der Erreger der Kraut- und Braunfäule (Phytophthora infestans) für Menschen gesundheitlich unbedenklich. Phytophthora infestans gehört nicht zu den Schimmelpilzen und bildet keine bekannten Mykotoxine - also Schimmelpilzgifte - die gesundheitsschädlich für Menschen sind. "Ein Befall der Pflanze mit Phytophthora ist somit eher als ein ökonomisches und für den Verbraucher ästhetisches Problem anzusehen", sagt Dr. Markus Schmidt-Heydt, der am Institut für Sicherheit und Qualität bei Obst und Gemüse des Max-Rubner-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, giftbildende Pilze in Lebensmitteln untersucht.

Grüne, unversehrte Tomaten sind bei Braunfäule noch zu retten

Die Chance, dass Tomaten, die noch keine Krankheitsanzeichen haben, nachreifen und schmecken, ist gut. "Phytophthora dringt aktiv mit beweglichen Sporen vor allem über die Atemöffnungen - das sind mikroskopisch kleine Öffnungen der Blätter - in die Tomatenpflanze ein", erklärt Dr. Markus Schmidt-Heydt. Eine sehr feuchte Umgebung, wie sie bei häufigem Regen vorliegt, ist eine wichtige Voraussetzung für den Befall durch diesen Erreger. Über die Versorgungsgefäße der Pflanze kann Phytophthora so auch in die Früchte gelangen. Der Schädling kann aber auch direkt durch eine intakte Wachsschicht der Tomatenschale in die Frucht eindringen.

Auch über die Versorgungsgefäße innerhalb der Plfanze wird der Erreger übertragen. Bildrechte: MDR/Nadine Witt

Atemöffnungen der PflanzePflanzen haben in den äußeren Zellschichten der Blätter mikroskopisch kleine Atemöffnungen. Mit ihnen Steuern sie den Kohlendioxid- und Sauerstoffaustausch und regulieren die Wasserversorgung.

Befallene Früchte und die Pflanze müssen im Hausmüll entsorgt werden. Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

"Im Gegensatz dazu befallen die gesundheitsgefährdenden Schimmelpilze, die zum Teil auch Gifte bilden können, vor allem Früchte, die schon Schadstellen haben, oder Verletzungen der schützenden Außenhaut", so der Experte. In der Wunde finden Schimmelpilze die nötige Feuchte und Nährstoffe, vorhandene Sporen keimen aus und wachsen. Bei grünen Tomaten ist die Schale noch sehr fest. Schimmelpilze haben es deshalb schwer in die Frucht einzudringen. Das passiert dann erst, wenn die Früchte überreif sind und die Schale matschig wird, oder aber wenn die Schale verletzt ist und damit ihre Barrierefunktion nicht mehr wahrnehmen kann.

Der Erreger PhytophthoraPhytophthora gehört nicht zu den Schimmelpilzen, sondern zu den Eipilzen (Oomyzeten). Eipilze sind Einzeller, die über bewegliche Sporen, sogenannte Zoosporen verfügen. Diese dringen über die Atemöffnung der Pflanze ein und können über deren Gefäße auch in die Früchte einwandern und sie so befallen. Aus toxikologischer Sicht ist das aber kein Problem.Max Rubner-Institut

Vorsicht: Faule Tomaten können giftig sein

Tomaten, die zu lange lagern, können faulen und verderben. Zeigen Früchte schwarze oder dunkelbraune Schimmelstellen, sollten die Tomaten nicht mehr gegessen werden, warnt der Experte für giftbildende Pilze. Hier bestehe die Gefahr, dass der Alternaria-Pilz die Frucht befallen hat. Dieser bildet verschiedene Mykotoxine, also Giftstoffe, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein.

Tomaten selbst anbauen und vermehren

Quellen: MDR Garten; Brigitte Goss; Max Rubner-Institut (Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel)/dadu

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 24. Juli 2021 | 09:44 Uhr

Tomaten erfolgreich anbauen

Tomaten-Krankheiten