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Die meisten Waldbrände haben keine natürliche Ursache, sondern werden von Menschen verursacht. Bildrechte: MDR/Max Schörm

WaldbrändeSo oft brennen Wälder in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

01. August 2023, 08:59 Uhr

Bedingt durch die anhaltende Trockenheit in den Jahren von 2018 bis 2022 stieg die Zahl der Waldbrände in Mitteldeutschland wieder spürbar an. Warum auch Bewaldung und Bodenbeschaffenheit eine wesentliche Rolle bei Waldbränden spielen und welche Folgen die Brände für Mensch und Natur haben.

Das Jahr 2022 war für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eines der schlimmsten Jahre mit Blick auf Waldbrände seit der Wiedervereinigung. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) listet über 450 Brände in Mitteldeutschland auf. Nur 2003 und 1992 – im ersten Jahr der bundesweiten Waldbrandstatistik – waren die Zahlen noch höher:

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Zu wenig Regen begünstigt Waldbrände

Ein entscheidender Faktor für die zuletzt erhöhte Zahl der Waldbrände: fehlender Niederschlag. Insbesondere die zurückliegenden fünf Jahre seien außergewöhnlich trocken gewesen, sagte Andreas Goldschmidt vom Landeszentrum Wald in Sachsen-Anhalt dem MDR schon Anfang Juni:

Die vergangenen fünf Jahre waren ganz entscheidend für das, was wir draußen sehen im Wald. Wir hatten so viel Trockenheit, dass gewissermaßen ein ganzer Jahresniederschlag – also über 500 Liter pro Quadratmeter – sich als Minus aufgebaut hat. Das gab es so extrem in der Vergangenheit nicht.

Diplom-Forstingenieur (FH) Andreas Goldschmidt | Landeszentrum Wald

Der Deutsche Wetterdienst registrierte nicht nur in Sachsen-Anhalt deutlich weniger Niederschlag als üblich, sondern auch in Sachsen und Thüringen:

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Höchste Waldbrandgefährdung im Norden von Sachsen

Neben dem Niederschlag spielen auch die Bewaldung und die Bodenbeschaffenheit eine ganz wesentliche Rolle bei Waldbränden. In Teilen Nordsachsens ist der Boden vorwiegend sandig und damit auch besonders wasserdurchlässig. Nach Niederschlägen trocknet der Boden schnell wieder aus.

Bildrechte: MDR | MDR

Hinzu kommen viele Kiefernwälder in der Region, die sehr zündfähig sind. Darum stuft das sächsische Umweltministerium weite Teile im nördlichen Sachsen als Gebiete mit der höchsten Waldbrandgefährdungsklasse A ein.

Das bedeuten die WaldbrandgefahrenklassenGebiete der Klasse A weisen die höchste Waldbrandgefahr aus, Gebiete der Klasse B eine mittlere und Klasse C-Gebiete die niedrigste Waldbrandgefahr. Die Einteilung beruht auf langjährigen statistisch erfassten Waldbränden, der Brandfläche und Häufigkeit unter Berücksichtigung der Zünd- und Brennbereitschaft vorhandener Waldstrukturen sowie regionaler Standort- und Klimaverhältnisse.

Nach Angaben des Staatsbetriebs Sachsenforst wurde das Jahr 2022 von drei Großbränden dominiert, insbesondere vom Waldbrand in der Gohrischheide im Landkreis Meißen im Juni. Mit rund 550 Hektar Wald, der in Flammen stand, war das der größte Waldbrand in Sachsen seit 1992. Hinzu kam der Waldbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz im August 2022, bei dem etwa 115 Hektar Wald brannten. Zudem seien in der Gemeinde Arzberg im Landkreis Nordsachsen im Juli 47 Hektar Wald den Flammen zum Opfer gefallen.

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Osten und Norden Sachsen-Anhalts im Waldbrand-Fokus

Sachsen-Anhalt ist ebenso wie Sachsen in drei verschiedene Waldbrandgefahrenklassen unterteilt. Zur Gefahrenklasse A gehören in Sachsen-Anhalt vor allem der Norden und der Osten des Landes. Auch hier wirken sich geringe Niederschlagsmengen, sandige Böden und Kiefernwälder negativ auf die Brandgefährdung der Wälder aus. Zudem ist der Anteil der Waldflächen im Landkreis Wittenberg, im Jerichower Land sowie in der Altmark deutlich höher als im landesweiten Durchschnitt.

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Nach Angaben des Landeszentrums Wald brannte es in Sachsen-Anhalt in den zurückliegenden zehn Jahren allein 42 Mal im Gebiet der Stadt Annaburg (Landkreis Wittenberg), zu dem auch Teile des Waldgebiets Annaburger Heide gehören. Auch in den benachbarten Stadtgebieten von Jessen und Kemberg standen immer wieder Wälder in Brand, ebenso in Jerichow und Genthin im Jerichower Land.

Thüringen ist kein klassisches Waldbrandland

Im Vergleich zu Sachsen und Sachsen-Anhalt ist die Zahl der jährlichen Waldbrände und der dadurch zerstörten Flächen in Thüringen deutlich geringer. Bereits im Juni kam Horst Sproßmann von Thüringenforst im MDR-Gespräch zu der Einschätzung, dass Thüringen kein "klassisches Waldbrandland" ist.

Dennoch ist vor allem seit 2018 zu beobachten, dass Waldbrände zugenommen haben:

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Sproßmann zufolge war im Jahr 2022 der Osten Thüringens der Schwerpunkt der Waldbrandaktivitäten. Den flächengrößten Brand gab es im Forstamt Saalfeld-Rudolstadt, bei dem eine Fläche von sieben Hektar Wald in Brand stand. Landesweit gab es insgesamt gab es 50 Tage mit Gefahrenstufe 4 oder 5.

Menschen verursachen die meisten Waldbrände

Sandige Böden und Trockenheit begünstigen zwar die Gefahr für einen Waldbrand, Hauptgrund für einen tatsächlichen Brand ist allerdings der Mensch. Natürliche Ursachen, beispielsweise durch einen Blitzeinschlag, spielen kaum eine Rolle.

Deutschlandweit wurden im Jahr 2022 die meisten Brände, bei denen die Ursache ermittelt werden konnte, durch Fahrlässigkeit von Menschen sowie Brandstiftung ausgelöst. Fahrlässiges Verhalten geht beispielsweise auf Camper und andere Waldbesucher zurück sowie auf forst- und landwirtschaftliche Maßnahmen wie Holz- oder Getreideernte.

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Jeder Waldbrand stellt nach Angaben des von Bundesministerien geförderten Informations- und Aufklärungsprojekts "Brennpunkt Wald" eine Bedrohung für das Ökosystem Wald dar. Bei einem Waldbrand wird nicht nur das Klima durch den massiven Ausstoß von Schadstoffen belastet, sondern es werden auch Tiere, Pflanzen und Pilze massiv in Mitleidenschaft gezogen.

Während viele große Tiere Waldbrände unbeschadet überstehen, verenden pro Quadratmeter Brandfläche Insekten und Spinnentiere zu Tausenden, Mikroorganismen sogar zu Millionen. Zudem wird der Lebensraum der Waldtiere für lange Zeit zerstört.

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MDR (Manuel Mohr)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Juni 2023 | 12:00 Uhr