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KriminalitätIn Leipzig werden sachsenweit die meisten Autos geklaut

27. Oktober 2022, 10:54 Uhr

Deutschlandweit und auch in Sachsen gehen die Autodiebstähle zurück. Soweit die gute Nachricht. Doch Sachsens größte Stadt nimmt weiterhin einen negativen Spitzenplatz ein. Aus mehreren Gründen scheint Leipzig ein attraktives Dreh- und Angelkreuz für Autodiebe zu sein.

  • Wie hoch die Gefahr ist, dass ein Auto gestohlen wird, geht aus der sogenannten Diebstahlquote hervor. Leipzig ist im Vergleich deutscher Großtsädte sehr weit oben gerankt.
  • Zwischen der Stadt Leipzig und dem Umland gibt es ein Gefälle beim Wert der gestohlenen Autos.
  • Die günstige Lage Leipzigs ist offenbar ein Grund, warum hier Autodiebe gern zuschlagen. Die Spur führt meist nach Osteuropa.

Leipzig nimmt bei den Autodiebstählen in Sachsen einen negativen Spitzenplatz ein. Zwar wurden nach Angaben des Kfz-Diebstahlreports des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Sachsen wie auch in ganz Deutschland im Jahr 2021 weniger Autos gestohlen als im Vorjahr. So wurden im Jahr 2021 aus Leipzig 89 kaskoversicherte gestohlene Fahrzeuge gemeldet, aus Dresden 76. Doch in Leipzig bleibe die Gefahr nach der Diebstahlquote des GDV sachsenweit am höchsten.

Leipzig mit höchster Diebstahl-Quote

Was die Diebstahl-Quote für die Stadt Leipzig bedeutet, erklärt die Sprecherin der GDV, Kathrin Jarosch: "Die Stadt Leipzig hat eine Diebstahlquote von 0,5. Das heißt, die größten Sorgen müssen die Autobesitzenden in der Großstadt Leipzig haben. In allen anderen Regierungsbezirken ist die Quote deutlich geringer." Zum Vergleich: Dresden hat laut Kfz-Diebstahlreport eine Diebstahlquote von 0,4. Die geringste Quote in Sachsen hat die Region Chemnitz mit 0,1.

Die größten Sorgen müssen die Autobesitzenden in der Großstadt Leipzig haben. In allen anderen Regierungsbezirken ist die Quote deutlich geringer.

Kathrin Jarosch | Sprecherin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)

Leipzig steht laut Kfz-Diebstahlreport im deutschlandweiten Vergleich unter den Großstädten mit den meisten verzeichneten Autodiebstählen an fünfter Stelle nach Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Hannover. Dresden folgt auf Platz 7.

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Im Umland sind teurere Autos Diebesgut

Auffällig dabei: Im Vergleich zu Dresden werden in Leipzig tendenziell günstigere Autos geklaut. So habe die Schadenssumme pro Diebstahl in Dresden durchschnittlich rund 21.500 Euro betragen, in Leipzig nur rund 13.000 Euro, geht aus dem Bericht hervor.

Zudem gebe es ein Gefälle zwischen der Stadt Leipzig und dem Umland, wo tendenziell teurere Autos geklaut würden, so Jarosch: "In Leipzig gab es 89 gestohlene Autos, die einen geringeren Wert hatten. Man kann sagen: die Autos in der Stadt sind 3.000 Euro günstiger, die da geklaut wurden. Wir wissen nicht genau, woran das liegt."

Weniger geklaute Autos im Raum Leipzig

Auch die Polizeidirektion Leipzig kann die sinkenden Zahlen der KfZ-Diebstähle in Leipzig und im Leipziger Umland bestätigen. So sei die Zahl der geklauten Autos von 440 gemeldeten Fällen im Jahr 2017 auf 218 Fälle im Jahr 2021 für Leipzig und die nordsächsischen Landkreise zurückgegangen. In der Zuständigkeit der Polizei Leipzig befinden sich neben der Großstadt Leipzig die Landkreise Leipziger Land und Nordsachsen.

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Gemeldete Pkw-Diebstähle für Leipzig und Umland
Jahr20172018201920202021
Gemeldete Diebstähle440430340325218

Nach Angaben der Polizei Leipzig konnten in den vergangenen fünf Jahren Autodiebstähle immer häufiger aufgeklärt werden. Habe die Aufklärungsquote 2017 noch bei 17,3 Prozent gelegen, so seien es 2021 bereits 38,1 Prozent gewesen.

Aufgeklärte Pkw-Diebstähle in Leipzig und Umland
Jahr20172018201920202021
Aufgeklärte Pkw-Diebstähle17,317,726,837,838,1

Messestadt liegt logistisch günstig für Auto-Diebe

Warum es Autodiebe offenbar besonders auf Leipzig abgesehen haben, habe mehrere Gründe, so die Polizei. So biete die Stadt aufgrund ihrer Größe eine große Anzahl und Auswahl an unterschiedlichen Kfz-Typen. Außerdem liege Leipzig ideal an mehreren Verkehrsknoten, so die Sprecherin der Polizei Leipzig, Dorothea Benndorf: "Leipzig ist logistisch mit seinen Autobahnanbindungen ideal für Kfz-Diebstahl gelegen, eine Verbringung in Richtung Osteuropa ist sehr schnell möglich."

Das Schkeuditzer Kreuz, an dem sich A14 und A9 am Flughafen Leipzig/Halle kreuzen. Die gute Anbindung Leipzigs spielt organisierten Banden offenbar in die Karten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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Was ist die Sonderkommission Kfz-Verschiebung?Die (Soko Kfz) besteht in Sachsen seit 2013 und hat das Ziel, die internationale Kfz-Kriminalität zu bekämpfen. Durch die Einsatzkräfte werden Auto-Diebe auch im Ausland festgenommen, nach Sachsen überführt und dort bestraft. Die Soko Kfz arbeitet hierzu auch mit Bundes- und Landesbehörden anderer Bundesländer zusammen.Sonderkommission Kfz-Verschiebung

Die osteuropäischen Täter stammten zum überwiegenden Teil aus Polen, so die Soko Kfz. Es gebe aber auch litauische, ukrainische und tschechische Täter. Die Autodiebe seien in Banden organisiert und betrieben hochprofessionellen Kfz-Diebstahl. Sie gingen dabei mit hochwertiger elektronischer Technik vor, um Diebstahlsperren zu überwinden. Das Alter der Tatverdächtigen liege zwischen 20 bis 50 Jahren, wobei vereinzelt auch Frauen als Kurierfahrerinnen in Erscheinung getreten seien.

Autos für Einbrüche oder Tankbetrug stehlen

Die gestohlenen Autos, die nicht die Soko Kfz betreffen, wurden den Angaben zufolge vorrangig von deutschen Täterinnen und Tätern geklaut, die teilweise selbst in Leipzig wohnen. Sie hätten es oft auf ältere und niedrigpreisige Autos abgesehen. Die geklauten Fahrzeuge würden für andere Straftaten, wie Einbrüche oder Tankbetrug genutzt.

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 24. Oktober 2022 | 14:30 Uhr