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Ukraine-KriegTicker vom Dienstag: Selenskyj vor UN: Butscha "nur eines von vielen Beispielen"

05. April 2022, 23:17 Uhr

Der ukrainische Präsident Selenskyj fordert vor den UN Konsequenzen für die Massaker in Butscha. Es handele sich um die schlimmsten Gräueltaten seit dem Zweiten Weltkrieg, sagte Selenskyj. Die EU plant schärfere Sanktionen gegen Russland. Das Maßnahmenpaket enthält einen Importstopp von russischer Kohle. EU-Parlamentspräsidentin von der Leyen will nach Kiew reisen, ebenso der österreichische Bundeskanzler. Die aktuellen Ereignisse zum Krieg in der Ukraine im Ticker.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist derzeit schwierig, da wegen der Kämpfe kaum noch unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.

Aktueller Ticker

23:17 Uhr | US-Regierung: Butscha womöglich nur "Spitze des Eisbergs"

Die Gräueltaten im ukrainischen Butscha könnten im russischen Angriffskriegs nach Ansicht des Weißen Hauses womöglich nur "die Spitze des Eisbergs" sein. Die russischen Streitkräfte hätten in jenen Teilen der Ukraine, zu denen es noch keinen Zugang gebe, "wahrscheinlich auch Gräueltaten begangen", sagte die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki. Die USA hätten bereits zuvor gewarnt, dass es die "Absicht" des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des Militärs sei, in der Ukraine Gräueltaten zu begehen.

22:48 Uhr | USA liefern Schutzausrüstung gegen B- und C-Waffen

Die USA wollen der Ukraine Schutzausrüstung liefern, die bei einem möglichen russischen Einsatz von chemischen oder biologischen Waffen angewendet werden kann. Das sagt ein Vertreter der US-Regierung. Die Ausrüstung, um die Kiew gebeten habe, werde fortlaufend in die Ukraine geschickt. Ein Teil sei bereits versendet worden.

22:24 Uhr | Lawrow nennt Bilder aus Butscha "Provokation"

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat die Berichte über ermordete Zivilisten in der ukrainischen Stadt Butscha als "Provokation" bezeichnet. Durch sie sollten vermutlich die laufenden Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau zum Scheitern gebracht werden. "Die Frage ist, was diese offene und verlogene Provokation bezweckt", sagte Lawrow im russischen Fernsehen. "Wir glauben, dass sie dazu dient, einen Vorwand zu finden, um die Verhandlungen zu torpedieren."

Die Forderung der Ukraine, wonach auf ein mögliches Abkommen unmittelbar ein russischer Truppenabzug und dann ein Referendum in der Ukraine über die Vereinbarung folgen solle, könne Moskau nicht akzeptieren, sagte Lawrow. Denn sollten die Ukrainer das Abkommen ablehnen, müsste man wieder zurück an den Verhandlungstisch.

22:10 Uhr | Macron will bei Aufklärung von Gräueltaten in Butscha helfen

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj haben über Maßnahmen gesprochen, damit die Gräueltaten von Butscha nicht ungestraft bleiben. Frankreich habe zur Mithilfe bei der Aufklärung der Verbrechen eine Sonderzahlung in Höhe von 490.000 Euro an den Internationalen Strafgerichtshof geleistet, hieß es im Anschluss an das etwa einstündige Gespräch der Präsidenten aus Kreisen des Pariser Élyséepalastes.

Außerdem könnte Frankreich dem Gericht zwei Richter und zehn Gendarmen zur Verfügung stellen. Vorfälle sollten schnellstmöglich dokumentiert werden. Frankreich sei bereit, ein technisches Team in die Ukraine zu schicken, um Belege für begangene Verbrechen zu untersuchen.

21:51 Uhr | Aufnahmen von Butscha belasten russische Armee

Nach der Hinrichtung mehrerer Zivilisten im ukrainischen Butscha tobt der Streit um die Interpretation. Satelliten-Aufnahmen einer US-Firma belasten nun die russische Armee. Mehr dazu im Video.

21:42 Uhr | Ukrainische Regierung: Evakuierungen in Mariupol nicht möglich

In Mariupol sind größere Evakuierungen laut der ukrainischen Regierung weiter nicht möglich. Busse würden nicht ganz bis zu der umkämpften Hafenstadt durchkommen, sagt Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk im ukrainischen Fernsehen. Die ersten fast 80 Kilometer müssten die Menschen in Privatautos oder zu Fuß zurücklegen.

Mariupol ist seit Wochen von jeglicher Versorgung abgeschnitten und wird von den russischen Streitkräften heftig beschossen. Die Lage in der Stadt ist katastrophal. Nach ukrainischen Angaben wurden dort mindestens 5.000 Menschen seit Beginn der russischen Angriffe vor mehr als einem Monat getötet.

20:51 Uhr | USA wollen offenbar "jegliche neue Investition" in Russland verbieten

Die USA wollen am Mittwoch ein neues Sanktionspaket gegen Russland verkünden und dabei auch "jegliche neue Investition" in dem Land verbieten. Geplant sind zudem verschärfte Sanktionen gegen Finanzinstitutionen und staatliche Unternehmen in Russland sowie neue Strafmaßnahmen gegen russische Regierungsvertreter und deren Familien, wie aus informierten Kreisen verlautete. Die Sanktionen werden demnach in Abstimmung mit der EU und den anderen G7-Staaten verhängt.

Das neue Sanktionspaket werde Russland "bedeutende Kosten" auferlegen und das Land weiter "wirtschaftlich, finanziell und technologisch" isolieren, hieß es in den informierten Kreisen. Die neuen Sanktionen sind eine Reaktion auf die mutmaßlich russischen Gräueltaten gegen Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha. "Wir sind bereits zu dem Schluss gekommen, dass Russland in der Ukraine Kriegsverbrechen begangen hat, und die Informationen aus Butscha scheinen neue Hinweise auf Kriegsverbrechen zu zeigen", hieß es.

20:38 Uhr | China will Aufklärung: "Berichte aus Butscha verstörend"

China lehnt eine Verurteilung Russlands wegen der Berichte über Gräueltaten in von russischen Truppen besetzten Gebieten zunächst ab. Zwar seien die Berichte und Bilder aus Butscha sehr verstörend, sagt der chinesische UN-Botschafter Zhang Jun. Die genauen Umstände müssten aber aufgeklärt werden und alle Vorwürfe müssten sich auf Fakten gründen. Er bekräftigte die chinesische Haltung, dass mit Sanktionen die "Ukraine-Krise" nicht gelöst werden könne.

19:56 Uhr | USA, Großbritannien und Australien wollen eigene Hyperschallwaffen entwickeln

Die USA, Großbritannien und Australien wollen künftig bei der Entwicklung von Hyperschall-Raketen zusammenarbeiten. Die drei Länder wollen sowohl die Entwicklung im Bereich Hyperschall beschleunigen als auch an der Abwehr von Hyperschallwaffen arbeiten, wie das Weiße Haus in Washington am Dienstag ankündigte. Mit Hyperschall werden Geschwindigkeiten oberhalb der fünffachen Schallgeschwindigkeit bezeichnet. Russland hatte im März in der Ukraine die Hyperschall-Rakete "Kinschal" eingesetzt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Russlands "Kinschal"-Waffen finden Sie im Artikel.

19:05 Uhr | Bundesnetzagentur: "Furchtbare Konsequenzen" drohen bei Gasmangel

Ein akuter Gasmangel infolge des Ukraine-Kriegs wird nach Einschätzung der Bundesnetzagentur schwerwiegende Folgen für die Bevölkerung haben. "Es ist leider nicht völlig auszuschließen, dass wir Entscheidungen treffen müssen, die furchtbare Konsequenzen für Unternehmen, für Arbeitsplätze, für Wertschöpfungsketten, für Lieferketten, für ganze Regionen haben", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, dem "Handelsblatt". Er appellierte an alle Gasverbraucher, "heute schon Gas einzusparen, um den Füllstand der Speicher nicht zu belasten".

18:51 Uhr | Selenskyj fordert Reform des Veto-Systems im Sicherheitsrat

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Vereinten Nationen (UN) zu einer Reform des Veto-Systems im Sicherheitsrat aufgefordert, mit dem unter anderem Russland Resolutionen blockieren kann. "Wo ist der Sicherheitsrat?", fragte Selenskyj. "Es ist offensichtlich, dass die zentrale Institution der Welt zum Schutz von Frieden nicht effektiv arbeiten kann." Er schlage deswegen drei mögliche Lösungen vor: Den Beweis, dass Reform oder Veränderung möglich seien, den Ausschluss von Russland oder die komplette Auflösung des Rates.

Russland gehört aus historischen Gründen mit den USA, China, Frankreich und Großbritannien zu den ständigen Mitgliedern im UN-Sicherheitsrat, die mit ihrem Veto-Recht Entscheidungen stoppen können. Schon vor dem Krieg in der Ukraine hat es immer wieder Blockaden in dem Gremium gegeben.

18:03 Uhr | Selenskyj vor UN: Butscha kein Einzelfall

Die Gräueltaten an Bewohnern der Stadt Butscha sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kein Einzelfall. "Die Welt hat jetzt gesehen, was Russland in Butscha getan hat, aber die Welt hat noch nicht gesehen, was sie in anderen besetzten Städten und Regionen unseres Landes getan haben", sagte der per Video zugeschaltete Selenskyj am Dienstag vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. "Butscha ist leider nur eines von vielen Beispielen dafür, was die Besatzer getan haben", sagte der ukrainische Präsident weiter. Es sei nicht anders als die Handlungen von anderen Terroristen und handele sich um die schlimmsten Kriegsverbrechen seit dem Zweiten Weltkrieg. Russland müsse dafür zur Rechenschaft gezogen werden, forderte Selenskyi, der dem Sicherheitsrat auch ein Video mit aneinandergereihten Fotos von Gräueltaten zeigte und die Verbrechen detailliert beschrieb.

17:25 Uhr | Mittelmeerstaaten denken über neue Gas-Pipeline nach

Angesichts des Ukraine-Kriegs denken Griechenland, Israel und Zypern wieder über ein zwischenzeitlich schon aufgegebenes Projekt für eine Gas-Pipeline durch das Mittelmeer nach. Die Außenminister der drei Mittelmeerländer kündigten nach einem Treffen in Athen neue Prüfungen an. Die 1900 Kilometer lange Pipeline EastMed (zu deutsch: Ost-Mittelmeer) würde Gas von Israel über Zypern nach Griechenland und damit in die Europäische Union leiten. Dann könnte es nach Mitteleuropa weitertransportiert werden.

16:58 Uhr | Ex-Nato-General Bühler: Bald ähnliche Bilder aus Mariupol wie aus Butscha

Nach dem Abzug der russischen Truppen sind in der ukrainischen Stadt Butscha viele tote Zivilisten gefunden worden. Im MDR-AKTUELL-Podcast "Was tun, Herr General?" spricht Ex-NATO-General Erhard Bühler über die Verbrechen. Er erwartet, dass es demnächst aus Mariupol ähnliche Bilder geben könnte.

Der ganze Podcast im Audio:

16:36 Uhr | Deutsche Welle: Mehr Russisch-Nutzer trotz Sperre

Die Deutsche Welle (DW) verzeichnet trotz einer Sperre in Russland mehr Interesse für das russischsprachige Online-Angebot. Sowohl in Russland als auch im Rest der Welt gebe es seit Kriegsausbruch einen deutlichen Anstieg der Nutzerzahlen, teilte der deutsche Auslandssender mit. Seit dem 4. März seien die DW-Webseiten in allen Sprachen in Russland blockiert, hieß es weiter. Oliver Linow, DW-Spezialist für Internetfreiheit, sagte: "Wir haben sofort gespiegelte Webseiten über sogenannte Proxy-Server aktiviert, damit die Menschen in Russland weiterhin auf unsere russischsprachigen Inhalte zugreifen können."

Unterdessen nimmt Russland das Online-Lexikon Wikipedia ins Visier. Die russische Medienaufsicht forderte, die Angaben zum Krieg in der Ukraine zu löschen. Wikipedia veröffentliche falsche Informationen, erklärte die Behörde. Material mit ungenauen Informationen über die Situation in der Ukraine müsse entfernt werden. Andernfalls drohe eine Geldstrafe von bis zu vier Millionen Rubel - umgerechnet rund 44.000 Euro.

16:12 Uhr | Putin droht Europäern wegen Gazprom mit Vergeltung

Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Europäern wegen ihres Vorgehens gegen den russischen Gazprom-Konzern mit Vergeltung gedroht. Putin sagte, eine Drohung mit der Verstaatlichung russischer Anlagen sei ein "zweischneidiges Schwert". Die Bundesregierung hatte am Montag angeordnet, dass die Bundesnetzagentur vorübergehend die Kontrolle bei Gazprom Germania übernimmt.

Putin erklärte zudem, dass angesichts der weltweiten Lebensmittel-Knappheit die russischen Lieferungen insbesondere an "unfreundliche" Länder genau überwacht werden müssten.

15:33 Uhr | Butscha weckt Erinnerungen an Massaker von Srebrenica

Hunderte Leichen wurden auf den Straßen von Butscha gefunden, nachdem russische Truppen die Stadt verlassen haben. Die Ukraine wirft Russland ein Massaker an Zivilisten vor, der Kreml bestreitet. Viele fühlen sich an den Völkermord von Srebrenica 1995 erinnert und nennen Butscha das "Srebrenica des 21. Jahrhunderts". In Srebrenica ermordeten bosnisch-serbische Milizen 8.000 muslimische Männer und Jungen. Doch kann man Butscha und Srebrenica wirklich vergleichen? Mehr dazu im Artikel.

Update 15:16 Uhr | Von der Leyen nennt Details zu Sanktionen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Details des vorgeschlagenen neuen Sanktionspakets gegen Russland genannt. Bei dem geplanten erweiterten Ausfuhrverbot unter anderem von Halbleitern und Quantencomputern gehe es um ein Volumen von zehn Milliarden Euro. Bei den Import-Verboten etwa von Holz, Zement, Kaviar und Wodka gehe es um ein Volumen von 5,5 Milliarden Euro, bei dem von Kohle um vier Milliarden Euro. Man arbeite zudem an weiteren Sanktionen, etwa dem Verbot von Ölimporten.

14:47 Uhr | EU plant Importstopp russischer Kohle

Die EU-Kommission hat einen Vorschlag für ein umfangreiches Paket mit neuen Russland-Sanktionen vorgestellt. Es beinhaltet nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unter anderem ein Importverbot für Kohle aus Russland, eine Hafensperre für russische Schiffe sowie weitere Beschränkungen für den Handel mit Russland. Ob die Sanktionen wie vorgeschlagen verhängt werden, müssen nun die 27 EU-Staaten entscheiden.

12:54 Uhr | Österreichs Kanzler reist nach Kiew

Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer wird in die Ukraine reisen. Nach einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bestätigte das Bundeskanzleramt in Wien, dass Nehammer in den nächsten Tagen einen Besuch in Kiew plane. Ziel sei es, die Ukraine bestmöglich humanitär und politisch zu unterstützen. Aus Sicherheitsgründen würden vorerst keine Details zur Reise bekanntgegeben.

Österreich hat bisher rund 17,5 Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds bereitgestellt. Außerdem wurden 10.000 Helme und über 9.100 Schutzwesten für den zivilen Einsatz geliefert. Aus dem Kanzleramt hieß es weiter, Österreich werde zeitnah weitere humanitäre Hilfe bereitstellen. Österreich ist nicht in der Nato.

12:43 Uhr | Auch Italien und Dänemark weisen russische Diplomaten aus

Auch Italien weist mehrere russische Diplomaten aus und schließt sich damit anderen westlichen Verbündeten an. Ein Sprecher von Außenminister Luigi Di Maio sagte in Rom, 30 russische Diplomaten müssten aus Sicherheitsgründen das Land verlassen. Kurz zuvor hatte Dänemark die Ausweisung von 15 russischen Diplomaten beschlossen. Russland kündigte in beiden Fällen eine Reaktion an. Erst am Montag hatte Deutschland die Ausweisung von 40 russischen Diplomaten angekündigt, die mutmaßlich geheimdienstlich tätig sein sollen.

11:59 Uhr | Deutschland sagt Moldau zusätzliche Millionenhilfen zu

Deutschland hat dem ukrainischen Nachbarland Moldau zusätzliche Finanzhilfen zugesagt. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte in Berlin, Bundeskanzler Olaf Scholz habe entschieden, Moldau einen ungebundenen Finanzkredit in Höhe von 50 Millionen Euro zukommen zu lassen. Mit dem Geld soll das Land etwa bei der Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge unterstützt werden.

Hebestreit betonte, Moldau sehe sich "politisch und finanziell, aber insbesondere auch durch die hohe Zahl aufgenommener Flüchtlinge und gestiegener Energiekosten enormen Herausforderungen" gegenüber. Kein Land habe im Verhältnis zur Einwohnerzahl bislang mehr Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen als die Republik Moldau. In Moldau halten sich aktuell fast 100.000 Geflüchtete aus der Ukraine auf. Moldau hat 2,6 Millionen Einwohner und zählt zu den ärmsten Ländern Europas.

11:15 Uhr | Sahr: Folgen von Sanktionen gegen Russland in Blick nehmen

Der Wirtschaftsforscher Aaron Sahr hat angemahnt, mögliche problematische Folgen der Finanzsanktionen gegen Russland in den Blick zu nehmen. Im Interview mit MDR AKTUELL sagte der Leiter der Forschungsgruppe "Monetäre Souveränität" am Hamburger Institut für Sozialforschung, das Einfrieren russischer Devisen und die Reaktion darauf aus Moskau setze die Bundesregierung besonders unter Druck. Sie müsse die Sanktionen nun politisch einbetten und möglicherweise zeitweise zumindest die Energie-Industrie unter staatliche Verwaltung stellen. Sahr sprach sich wegen des Ukraine-Kriegs und der Coronavirus-Pandemie für einen "starken und finanziell handlungsfähigen Staat" aus. Die Verkündung einer Rückkehr zur Schuldenbremse wirke dagegen in dieser Situation "planlos".

11:10 Uhr | Von der Leyen trifft Selenskyj in Kiew

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird diese Woche für ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach Kiew reisen. Das teilte ihr Sprecher auf Twitter mit. Demnach wird von der Leyen vom EU-Außenbeauftragten Josep Borrell begleitet. Ein genauer Termin ist bislang nicht bekannt.

09:05 Uhr | Sieben neue Fluchtkorridore geplant

Die Ukraine hat angekündigt, dass heute sieben Fluchtkorridore für Zivilisten eingerichtet werden. Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk sagte der Agentur Ukrinform, die Hafenstadt Mariupol könne aber ausschließlich mit Privatfahrzeugen verlassen werden. Sie kritisierte, russische Truppen würden dort entgegen ihrer Zusagen den Zugang für Hilfskovois blockieren. Russland und die Ukraine werfen sich seit Wochen gegenseitig vor, die Flucht von Zivilisten zu sabotieren.

07:52 Uhr | Ramelow warnt vor Energie-Embargo

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow warnt vor den Folgen eines sofortigen Stopps russischer Energielieferungen. Ramelow, der aktuell auch Bundesratspräsident ist, verwies bei MDR AKTUELL darauf, dass vor allem energieintensive Unternehmen wie Stahl- oder Glaswerke betroffen seien. Man müsse zudem die soziale Komponente im Blick behalten. Viele Menschen könnten schon jetzt die Tankfüllung nicht bezahlen, die sie brauchten, um zur Arbeit zu kommen.

Ramelow betonte, er sei für Sanktionen. Zunächst müssten aber die bereits beschlossenen Sanktionen umgesetzt werden. Zugleich verwies er auf die baltischen Staaten. Sie hätten schon vor Jahren damit begonnen, sich unabhängiger von russischer Energie zu machen. In Deutschland habe es dagegen jahrelang keinen Plan gegeben, wie man aus der fossilen Energie herauskomme.

Zuvor hatte bereits Außenministerin Annalena Baerbock erklärt, sie sei gegen einen Importstopp für russisches Gas. In den ARD-Tagesthemen sagte die Grünen-Politikerin, ein solcher Schritt würde zwar den Preis des Krieges für Russland nach oben treiben. Er würde aber nicht dazu führen, "dass morgen das Morden aufhört".

06:56 Uhr | Russland kritisiert Ausweisung seiner Diplomaten scharf

Russland hat die Ausweisung von Diplomaten aus Deutschland kritisiert. Die Botschaft in Berlin sprach von einem Schritt, der zu einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen führen werde. Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates und frühere Präsident, Dmitri Medwedew, kündigte auf Telegram eine harte Reaktion an. Zugleich betonte er, die Ausweisung von Diplomaten als Druckmittel sei eine Gepflogenheit, die "sinnlos" sei und "ins Leere" führe. Die Bundesregierung hatte zuvor 40 russische Diplomaten in Deutschland zu "unerwünschten Personen" erklärt. Ihnen wird vorgeworfen, für den russischen Geheimdienst zu arbeiten. Auch Frankreich will zahlreiche russische Diplomaten ausweisen.

06:37 Uhr | Australien exportiert keine Luxusgüter mehr nach Russland

Australien will die Ausfuhr von Luxusgütern nach Russland verbieten. Das Außenministerium teilte in Canberra mit, der Export von Wein und Luxusautos werden eingestellt. Außenministerin Marise Payne sagte, die Sanktionen richteten sich gegen Präsident Wladimir Putin "und seine wohlhabenden Unterstützer, nicht gegen gewöhnliche russische Verbraucher". Die Regierung in Canberra hatte bereits kurz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine Sanktionen verhängt und diese in den vergangenen Wochen ausgeweitet. Auch hat das Land militärische Ausrüstung in die Ukraine geschickt.

04:37 Uhr | Ukraine befürchtet "massiven Angriff" auf östliche Region Luhansk

Die russischen Streitkräfte bereiten nach ukrainischen Angaben einen "massiven Angriff" auf die Truppen in der östlichen Region Luhansk vor. Es werden Ausrüstung und Treibstoff gebracht sowie die Truppen verstärkt, teilte der Gouverneur der Region, Serhij Gaidaj, mit. "Wir glauben, dass sie sich auf einen massiven Angriff vorbereiten." "Die Bombardements werden immer dichter", sagte Gaidaj in einer Videobotschaft.

Er forderte die Bewohner auf, die Region so schnell wie möglich zu verlassen. "Wartet nicht darauf, dass eure Häuser zerbombt werden", rief er die Menschen auf.

03:17 Uhr | Bürgermeister von Kiew warnt Bewohner vor Rückkehr in Vorstädte

Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, hat die geflohenen Bewohner der Vororte dazu aufgerufen, mit der Rückkehr "noch mindestens eine Woche" zu warten. "Zunächst gilt in mehreren Bezirken des Kiewer Gebiets eine Ausgangssperre rund um die Uhr", sagte er. Außerdem hätten die Behörden nach dem Abzug russischer Truppen "zahlreiche Sprengsätze gefunden, die eine große Gefahr darstellen können". Schließlich warnte Klitschko vor weiteren Raketenangriffen. "Deshalb bitte ich die Menschen, ein wenig zu warten und nicht zurückzukommen."

02:51 Uhr | Justizminister ruft Geflüchtete auf, Hinweise auf Kriegsverbrechen zu geben

Bundesjustizminister Marco Buschmann hat die aus der Ukraine Geflüchteten aufgerufen, deutschen Ermittlern Hinweise auf Kriegsverbrechen zu geben. "Das können Handyaufnahmen oder Zeugenaussagen sein, die bei der Polizei eingereicht werden können und vom Generalbundesanwalt ausgewertet werden", sagte Buschmann dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Er rechne damit, dass viel Material eingehen werde. "Kriegsverbrecher dürfen sich nirgendwo sicher fühlen. Erst recht nicht in Deutschland", fügte Buschmann hinzu.

02:00 Uhr | "Unerträglich" und "Makaber": Kritik an prorussischem Autokorso

Innenpolitiker aus Bund und Ländern haben empört auf öffentliche Sympathiebekundungen für den russischen Angriff auf die Ukraine und Präsident Wladimir Putin reagiert. "Angesichts der Gräueltaten und der Bilder der vergangenen Tage kann ich persönlich nicht begreifen, wie man für einen Kriegsverbrecher Partei ergreifen kann", sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul der "Rheinischen Post". Hintergrund ist ein Autokorso mit russischen Fahnen am Sonntag in Berlin. Anders als manch andere Staaten zeichne sich Deutschland aber dadurch aus, "dass friedlicher Protest durch die Polizei nicht niedergeknüppelt, sondern geschützt wird", betonte Reul.

Thüringens Innenminister Georg Maier sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "So ein Autokorso ist unerträglich und sollte so nicht mehr stattfinden." Mit Verboten wäre er aber vorsichtig, man könne für eine solche Versammlung aber Auflagen verhängen, etwa ein Hupverbot oder eine Begrenzung der Teilnehmer, sagte Maier.

00:42 Uhr | Selenskyj will am Dienstag vor dem UN-Sicherheitsrat sprechen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will am Dienstag vor dem UN-Sicherheitsrat sprechen. In Butscha seien mindestens 300 Zivilisten getötet worden, in Borodjanka und anderen Städten könne die Zahl noch höher sein. "Wir sind an einer möglichst vollständigen und transparenten Untersuchung interessiert", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Die Ergebnisse der Untersuchung müssten der gesamten internationalen Gemeinschaft bekannt gegeben und erläutert werden. Es sei wichtig, dass Journalisten aus aller Welt nach Butscha und andere Orte reisten, um die Ermordung von Zivilisten vor Ort zu dokumentieren.

00:23 Uhr | Generalstaatsanwältin: Lage in anderen Orten ähnlich wie in Butscha

Zerstörte Häuser und russische Militärfahrzeuge in Butscha. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Nach dem Teilrückzug russischer Truppen spielt sich nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa in anderen Teilen des Landes eine "ähnliche humanitäre Situation" ab wie in der Kleinstadt Butscha. Dazu gehörten Gegenden rund um die Städte Sumy und Tschernihiw im Norden der Ukraine, sagte Wenediktowa im ukrainischen Fernsehen.

Zuvor teilte sie mit, dass in Gebieten nahe der Hauptstadt Kiew nach dem Abzug russischer Truppen die Leichen von mindestens 410 Zivilisten entdeckt worden seien. Viele seien mit gefesselten Händen, Schusswunden und Anzeichen von Folter aufgefunden worden. Insgesamt verzeichnete die Generalstaatsanwaltschaft nach eigenen Angaben mehr als 7.000 Meldungen über russische Kriegsverbrechen in der Region um die Hauptstadt Kiew.

Wenediktowa ergänzte, die Lage im weiter von Kiew entfernten Ort Borodjanka sei womöglich viel schlimmer. Die Kleinstadt war bis vor kurzem ebenfalls von russischen Truppen gehalten worden. Was dort vorgefallen sein soll, erläuterte die Generalstaatsanwältin zunächst nicht, sagte aber: "Die schlimmste Situation im Hinblick auf die Opfer" gebe es dort.

00:09 Uhr | Russischer UN-Botschafter: Gräueltaten in Butscha "inszeniert"

Wassili Nebensja I UN-Botschafter Russlands Bildrechte: IMAGO / Pacific Press Agency

Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja hat die Gräueltaten an Bewohnern der ukrainischen Stadt Butscha als "inszenierte Provokation" bezeichnet. Es handele sich dabei um eine "abscheuliche Provokation des Regimes in Kiew", sagte Nebensja bei einer Pressekonferenz in New York. Das russische Militär habe das, wofür es beschuldigt werde, nicht getan. Es habe keine Gräueltaten gegen Zivilisten in der Ukraine begangen. "Das ist nicht der Fall, das war nicht der Fall, und das wird nie der Fall sein", sagte er. Für all das habe Russland Beweise, die man sobald wie möglich dem UN-Sicherheitsrat vorlegen werde, sagte Nebensja weiter.

Nach dem Abzug der russischen Armee waren im Kiewer Vorort Butscha viele tote Zivilisten entdeckt worden. Die ukrainische Regierung macht die Russen dafür verantwortlich und spricht von Kriegsverbrechen und einem Massaker. Die Bilder von Toten auf den Straßen waren am Wochenende veröffentlicht worden.

00:00 Uhr | Ticker am Dienstag, 5. April 2022

Guten Morgen, in unserem Ticker halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem Laufenden. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

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AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 05. April 2022 | 06:00 Uhr