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Aktuell gilt noch eine Übergangsfrist, ab kommenden Sommer haben die Mieter die freie Auswahl unter den Anbietern. Bildrechte: picture alliance/dpa | Marius Becker

Der Redakteur | 13.12.2023Kabel-Salat ab Juli 2024: Wie komme ich zu einem neuen Anbieter?

13. Dezember 2023, 18:54 Uhr

Für viele Mieter war das ein jahrelanges Ärgernis: Der Vermieter hatte einen Vertrag mit einem Kabelfernseh-Anbieter geschlossen und die Kosten dafür monatlich auf die Miete aller Mieter umgelegt. Die mussten zahlen, auch wenn sie gar nicht Fernsehen über Kabel schauten. Das ändert sich ab 1.Juli 2024 - doch was bedeutet das in der Praxis?

Nebenkostenprivileg hieß diese Vorgehensweise, die nun mit Blick auf mehr Wettbewerb abgeschafft wird. Aktuell gilt noch eine Übergangsfrist, ab kommenden Sommer haben die Mieter dann die freie Auswahl unter den Anbietern. Wie beim Telefon auch können sie sich einen der Anbieter aussuchen, die in dem Haus ein Fernsehsignal bereitstellen können.

Bei größeren Wohnblöcken sollte das auch möglich sein, sodass wirklich von einer "Auswahl" die Rede ist. Denn es gibt letztlich in vielen Wohnungen zwei Anschlussdosen, hinter denen sich zwei unterschiedliche Systeme verbergen.

Zumeist im Flur ist die Telekomdose mit der guten alten Zweidrahttechnik, die so heißt, weil sie auch so aussieht. Zwei "Klingeldrähte" sind da als Lieferant für alles da, also Telefon, Internet und Fernsehen. Die Kabelfernsehdose im Wohnzimmer kann das mittlerweile auch alles, ist aber in Form eines sogenannten Koaxialkabels verfügbar, nebst dahinterliegender Technik.

Bedeutet in der Praxis: Man sollte sich gut überlegen, für welchen Anbieter man sich entscheidet und den auch fragen, welche Technik er verwendet, damit man nicht anfangen muss, quer durch die Wohnung neue Leitungen zu verlegen.

Werde ich im Juli abgeschaltet?

Derzeit sind die Anbieter mehr oder weniger aktiv unterwegs in den Wohngebieten und versuchen, neue Verträge zu verkaufen. Das ist nicht anders wie beim Strom oder Gas, man muss sich schlicht für ein Angebot entscheiden.

Die Mediaberater haben - so sie denn Zugriff auf die Altverträge haben - auch Übersichten über die Vertragssituationen in den Häusern und Zugriff auf die Hausverteilungen im Keller. Das bedeutet: Wer keinen Vertrag mehr hat, der wird ab Juli 2024 auch abgeklemmt.

Die Verbraucherzentrale rät dazu, sich nicht überrumpeln zu lassen. Unangekündigte "Überprüfungen" des Kabelanschlusses würden als Vorwand für den Abschluss neuer Verträge genutzt. Das gehe bis zur Drohung, ohne Vertrag sei das "Schwarznutzung" und das könne sehr teuer werden.  

Was nehme ich ab Juli?

Die Erkenntnis aus dem Sport, niemals eine siegreiche Mannschaft zu ändern, gibt's als "Never change a running system!" auch in der IT-Branche. Soll heißen: Es mag sein, dass Sie irgendwo vielleicht ein paar Euro sparen, aber im Dreiklang Anschluss, Versorger, Fernsehgerät stecken die Tücken zu oft im Detail. Deshalb ist es sicher nicht die dümmste Idee, sich - wenn es denn funktioniert hat - an den Anbieter zu wenden, der bisher über den Vermieter für das TV-Bild gesorgt hat. Gab es da Probleme, kann der Wechsel vielleicht sogar die Lösung sein. Will man weg vom Kabelfernsehen, stellt sich die Frage: wohin? Erster "Ansprechpartner" ist der Fernseher.

Was kann der, wie alt ist er? Moderne Geräte haben neben einem Kabeltuner oft einen DVB-S2 - Tuner, das "S" steht für Satellit. Die "2" steht für den neuen Standard, den sollten Sie haben! Die kleinen Schüsseln für die Fensterbank sehen ganz schick aus und sind auch nicht teuer. Voraussetzung: Ausrichtung der Fenster Süd/Südost. Kostenpunkt: Über den Daumen ein Jahr Kabelfernsehen, dann ist man im Plus. Vorteil: Eine große Sendervielfalt. Alternative: DVB-T2 HD, das ist Digitalfernsehen über Antenne, die bei gutem Empfang auch als Zimmerantenne zu haben ist.

Nachteil in Thüringen: Es sind nur die öffentlich-rechtlichen Programme gelistet, dafür aber so ziemlich alle. Ob ihr Fernseher mit DVB-T2 HD umgehen kann, sehen Sie an dem kleinen grünen Logo und ggf. in der Bedienungsanleitung. Faustregel: Fernseher, die älter sind als Baujahr 2016, dürften bis auf wenige Ausnahmen einiger UHD-TVs kein DVB-T2 HD empfangen. Da startete nämlich die Einführung und die Verfügbarkeit der Geräte lief nur schleppend an.

Fernseher, die älter sind als Baujahr 2016, dürften meistens kein DVB-T2 HD empfangen. Bildrechte: Colourbox.de

Was ist mit dem Internet?

Grundsätzlich kommt das nur infrage, wenn Sie eine halbwegs schnelle Internetverbindung haben oder bekommen können. Das können Sie zum Beispiel hier testen. Da kommt unter Umständen schnell die Ernüchterung, weil gar keine Tarife inkl. TV angeboten werden. Hinzu kommt: Wenn Sie schon jetzt Youtube-Videos selten ruckelfrei sehen können und/oder mehrere Abnehmer am dürftigen Anschluss gleichzeitig "zutschen", sorgt Fernsehen über Internet ohnehin nur für Frust.

Die Frage ist auch immer, was der Fernseher leisten kann. Bei Geräten, die über W-LAN oder über einen Netzwerk-Anschluss verfügen (das ist der würfelartige gläserne Stecker mit acht Kontakten und der kleinen Federnase), kommt es auf den Versuch an. Anstecken und probieren, wie er mit Apps und Mediatheken klarkommt. Wenn ja, dann gibt es zum Beispiel IPTV (klassisch), die von einigen Telekommunikationsanbietern in Kombination mit einem VDSL-Anschluss angeboten werden, inkl. eines Receivers zur Miete oder zum Kauf.

IPTV (Streaming) braucht einen Breitband-Internetanschluss, ein Smart-TV oder bei älteren Geräten ein HDMI-Stick oder man schaut am Smartphone oder über das Tablet. Echte Freaks haben diese Dinge ohnehin schon für sich entdeckt, wer eher aufs klassische Live-Fernsehen setzt und brav seine TV-Kanäle durchschalten will, der ist mit Kabel, Satellit oder Antenne ganz sicher besser bedient.

Zum Aufklappen: Checkliste in Kurzfassung

  • Ich war zufrieden und will es bleiben - Dann vielleicht lieber den Anbieter behalten
  • Ich bin nicht zufrieden - Welche Dose (Telekom oder Kabel-TV) habe ich und Wo ist die Dose?
  • Wenn ich weiter Kabel-TV schauen will: Passt der neue Anbieter zu meiner Dose?
  • Wenn ich etwas anderes möchte - nehme ich Satellit oder Antenne?
  • Kann mein Fernseher DVB-S2 und/oder DAB-T2 HD verarbeiten? Das sind die aktuellen Standards für Satellit (S) und Antenne (T).
  • Für Satellit: Hat meine Wohnung eine Süd/Südost-Ausrichtung?
  • Für Antenne: Wie gut ist der Empfang? Hier ist das Ausprobieren am billigsten, die Zimmerantennen sind nicht teuer.
  • Nehme ich einen Internettarif mit TV? Wenn es der Anschluss hergibt, kann man das tun, sollte aber eine gewisse Affinität für Technik und Internet mitbringen. 

MDR (dvs/jn)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 13. Dezember 2023 | 16:40 Uhr