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Computermodell eines Influenza-Virus: Über 20 verschiedene Subtypen sind bekannt, doch das Virus mutiert schnell weiter. Bildrechte: imago/StockTrek Images

InfluenzaUniverseller mRNA-Grippeimpfstoff besteht in Tierversuchen

25. November 2022, 16:16 Uhr

US-Forscher haben einen mRNA-Impfstoff gegen die Grippe entwickelt, der sich gegen alle 20 bekannten Stämme von Influenza richtet. Geimpfte Versuchstiere bildeten hohe Mengen von Antikörpern gegen alle Virusvarianten.

Das Grippevirus Influenza mutiert viel häufiger und stärker, als es von Corona bekannt ist. Grippe-Impfstoffe richten sich in der Regel gegen vier aktuelle Varianten des Virus und decken so meist die am häufigsten zirkulierenden Erreger ab. Doch ab und an entsteht ein neuer Grippetyp. In ungünstigen Fällen, beispielsweise bei der Spanischen Grippe ab 1918, kann diese neue Virusvariante sehr viele Todesopfer fordern, weil das Immunsystem der meisten Infizierten nicht vorbereitet sind.

Forschende arbeiten deshalb bereits seit Jahren an einem universellen Grippeimpfstoff, der nach Möglichkeit gegen alle Influenzatypen wirksam sein soll. Einem Team um Claudia Arevalo von der University of Pennsylvania School of Medicine, könnte nun der Durchbruch gelungen sein.

mRNA-Grippeimpfstoff löste bei Tieren breite Immunität gegen alle Influenzatypen aus

Die Forschenden berichten im Magazin Science von vielversprechenden Ergebnissen bei Versuchstieren, die ein multivalenten mRNA-Impfstoff gegen 20 verschiedene Grippevarianten bekommen hatten und deren Antikörper danach auch solche Influenzaviren erkennen konnten, die nicht direkt im Impfstoff enthalten waren.

Der Impfstoff, der alle bekannten Subtypen der Hauptlinien Influenza A und B enthielt, führte sowohl bei Mäusen als auch Frettchen zur Bildung hoher Niveaus von Antikörpern. Diese seien laut den Forschern sowohl kreuzreaktiv gewesen, also wirksam gegen verschiedene Grippestämme zugleich. Und sie seien teilweise auch spezifisch gegen einzelne Virusvarianten gerichtet gewesen.

Die geimpften Tiere wurden anschließend verschiedenen Grippeviren ausgesetzt, zeigten aber keine Symptome und starben nicht an den Erregern.

20 Influenzatypen eingeschlossen: mRNA bringt entscheidenden Durchbruch

Eine entscheidende Rolle für diesen Erfolg spiele laut den Forschern die mRNA-Technologie, die bereits von den Corona-Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer bekannt ist. Durch sie gelang es, alle 20 Subtypen des Virus mit einem Impfstoff abzudecken. Die bisher bei der Grippe gängigen Proteinimpfstoffe haben das nie geschafft. Hier hatten Forscher stattdessen nach Stellen der Viren gesucht, die bei möglichst vielen Mutationen gleich waren.

Der nun vorgestellte Impfstoff enthält für jeden der 20 Virustypen einzelne mRNA-Abschnitte, die jeweils Erbinformation für die Andockproteine des Virus enthalten. Jede mRNA ist dabei jeweils von einer eigenen Nanolipidhülle umschlossen. Gelangt der Impfstoff in die Zellen, bilden die wie schon bei der Coronaimpfung diese Andockmoleküle. Das Immunsystem erkennt sie als fremd und richtet seine Abwehrreaktion darauf aus.

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Klinische Studien an Menschen in Planung

In Mäusen seien die Anitkörperniveaus über vier Monate hinweg stabil hoch geblieben und stärker ausgefallen, als bei den bisher gängigen Grippeimpfungen, berichten die Autoren in der Studie. Auch ein Einfluss vorangegangener Grippeinfektionen – Stichwort Antigenerbsünde – sei nicht sichtbar gewesen. Auch solche Tiere, die bereits durch frühere Infektionen eine Immunantwort gegen bestimmte Influenzasubtypen gebildet hatten, reagierten auf den Impfstoff und produzierten neue Antikörper gegen die anderen Subtypen.

Ob der Impfstoff auch bei Menschen funktioniert, muss in den nun folgenden klinischen Studien erprobt werden. Eine sterile Immunität – also einen sicheren Schutz vor Ansteckung – werde auch dieser Impfstoff wohl nicht bringen, erwarten die Forschenden. Stattdessen könne er einen Basisschutz schaffen, der das Risiko schwerer Verläufe senkt.

Impfung von Menschen auch gegen Grippeviren von Tieren?

Um künftige Pandemien zu verhindern, wäre auch eine Integration von Grippetypen denkbar, die bislang nur bei Tieren, beispielsweise Vögeln oder Schweinen zirkulieren und bei denen das Potenzial einer Übertragung auf Menschen groß ist. Hier wären dann aber noch viele Fragen für Zulassungsbehörden und klinische Tests zu klären, da solche Impfstoffe bisher noch nie breit eingesetzt wurden.

Links/Studien

(ens)