Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
PflanzenPflegenGestaltenGenießenPodcastDie Strebergärtner
Ein naturnaher Garten mit verschiedenen Wasserstellen, ist die beste Möglichkeit, um Wildtieren durch den Sommer zu helfen. Bildrechte: MDR/Estha Taddigs

GartengestaltungFledermäuse, Insekten und Vögel - Wildtieren im Garten durch den Sommer helfen

09. Juni 2023, 15:56 Uhr

Schwindender Lebensraum und veränderte Klimabedingungen machen es den heimischen Wildtieren nicht leicht. Wie man ihnen im Sommer helfen kann, haben wir mit Wildtier-Experte und Tierpfleger im Ega-Park Erfurt Marc Mittelbach besprochen.

Was ist ein naturnaher Garten?

In einem naturnahen Garten gibt es möglichst keine überzüchteten Blumenarten, wie gefüllte Blumen. Sie bieten keine Nahrung für die Insekten. Ein seltener Rasenschnitt erlaubt es den Tieren, geschützt von Beet zu Beet zu laufen. Außerdem können dort Blumen wie Gänseblümchen und Klee blühen, die den Insekten eine Menge Nektar liefern. Wilde und vor allem dichte Blühflächen sind außerdem wichtig, damit sich die Wildtiere im Dickicht zurückziehen können. Ein Teich und weitere Wasserstellen auf verschiedenen Ebenen sind als Biotop für Wasserlebewesen sowie als Quelle zum Trinken für die Wildtiere ebenfalls wichtig. Alte Bäume und Sträucher, zum Beispiel in Form einer wilden Hecke, ergänzen das Bild.

Wie kann ich Fledermäusen im Sommer helfen?

Vor allem Fledermäuse verlieren immer mehr Lebensraum. Sie lieben es dunkel, ruhig und geschützt, wie es zum Beispiel in alten Scheunen oder verlassenen Gebäude der Fall ist. Da es davon immer weniger gibt, können wir ihnen helfen, indem wir unseren Garten für sie gestalten.

Fledermäuse ernähren sich hauptsächlich von wirbellosen Tieren. Nachfalter gehören zu ihrer Leibspeise. Pflanzen, die auch nachts blühen sind also besonders hilfreich, um den Fledermäusen ein reichhaltiges Angebot an Nahrung zu bieten. Dazu gehören neben vielen anderen Pflanzen auch Phlox, Minze oder Schnittlauch.
Außerdem kann man ihnen im Sommer eine Behausungen bieten. Anleitungen für den Bau einer solchen Behausung gibt es auf der Website des NABU. Je nach Fledermausart gibt es unterschiedliche Anforderungen an die Behausung und die Umgebung. Bei den Fledermauskästen sollte auf eine regelmäßige Reinigung geachtet werden. Einmal im Jahr - am besten im Winter - sollte er geöffnet und auf Verunreinigung durch die Fledermäuse und andere Tiere kontrolliert werden.

Die Öffnung an diesem Fledermauskasten ist für die meisten heimischen Arten zu groß. Bildrechte: MDR/Estha Taddigs

Marc Mittelbach betont allerdings, dass eine natürliche Behausung von den Fledermäusen immer bevorzugt wird. Alte Bäume bieten viele Schlupfwinkel für die geflügelten Mäuse. Alte Spechthöhlen werden ebenfalls gut angenommen, so der Wildtierexperte. Wer davon genug im Garten hat, bietet den Fledermäusen im Sommer tolle Rückzugsorte.

Außerdem haben die verschiedenen Arten besondere Anforderungen an ihre Umgebung. Die heimischen Wasser-Fledermaus-Arten lieben einen Bachlauf oder Teich, der frei zugängig ist. Dort fangen sie gerne Insekten über der Wasseroberfläche. Eine freie Flugbahn ist also eine der Haupt-Voraussetzungen.

Ist der naturnahe Garten grade erst angelegt, kann man ihnen mit einer speziellen Futtermischung aus dem Fachhandel bei der Nahrungssuche helfen. Der Wildtierexperte weist aber auch hier darauf hin, dass natürlich gefangenes Futter immer besser ist. Auf die Zufütterung sollte man im Sommer also nur dann zurükgreifen, wenn es in der näheren Umgebung kein natürliches Futterangebot für die Fledermäuse gibt.

Wie kann ich Eidechsen im Sommer helfen?

Eidechsen lieben die Sonne. Da ihr Körper nicht eigenständig Wärme produzieren kann, sind sie auf die warmen Sonnenstunden im Sommer angewiesen. Dann legen sie sich am liebsten auf die warmen Steine oder in die Rillen von Steinmauern. Steine sind im Garten also nicht immer von Nachteil für die Natur. Steinmauern können zum Beispiel mit Pflanzen ergänzt werden, die sich zwischen den Steinen wohl fühlen. Dekorativ und praktisch zugleich, denn so können sich die Eidechsen bei Gefahr verstecken.

Wie kann ich Igeln im Sommer helfen?

Auch Igel freuen sich über einen naturnahen Garten, in dem sie auf ein großes Nahrungsangebot zurückgreifen können. Eine zusätzliche Fütterung, zum Beispiel mit Katzenfutter, sollte nur in Absprache mit einem Experten durchgeführt werden. Sahne und andere Milchprodukte sind schädlich für Igel, da sie wie viele andere Wildtiere laktoseintolerant sind, so Wildtier-Experte Marc Mittelbach. Häufig werden über das zusätzliche Futter auch andere, zum Teil ungebetene Tiere wie Katzen, Waschbären und Co angelockt.

Holzstapel, dichtes Geäst oder ein Igelhaus bieten ihnen im Sommer Schutz vor der Hitze. Wenn eine zusätzliche Fütterung mit einem Experten abgeklärt ist, ist es eine Möglichkeit diese dann in dem Igelhaus durchzuführen. So ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass nur der Igel vom Futter frisst, sagt Wildtier-Experte Marc Mittelbach. Hierbei sollte allerdings auf die Größe des Eingangs geachtet werden, sodass nur der Igel an das Futter kommt. Mit der Anleitung des Nabu ist man auf der sicheren Seite.

Eine flache Tränke, zum Beispiel aus einem großen flachen Topfuntersetzer, bietet Igeln im Sommer eine gute Wasserquelle, wenn kein Teich oder ähnliches vorhanden ist. Auch andere Kleintiere freuen sich über diese Tränke. Deshalb ist es besonders wichtig, dass diese regelmäßig gereinigt wird. So kann die Verbreitung von Krankheiten eingedämmt werden.

Wie kann ich Vögeln im Sommer helfen?

Auch Vögel freuen sich im Sommer über eine Tränke. Die Anforderungen sind allerdings etwas anders als bei den Igeln. Eine Vogeltränke sollte immer erhöht stehen, sagt Wildtier-Experte Marc Mittelbach. Außerdem ist es wichtig, dass sie nicht zu tief ist, damit die Vögel nicht ertrinken können.

Ist der Garten naturnah gestaltet, werden Sie viele verschiedene Vogelarten in ihren Garten locken. Gerade bei warmen Temperaturen ist eine wilde Hecke ideal für alle Wildtiere. Eine Mischung aus Bäumen und Sträuchern bietet sowohl Nistmaterialien und -plätze als auch genug Nahrung. Ist der Garten so gestaltet ist eine zusätzliche Fütterung, zum Beispiel mit Körnern, im Sommer nicht nötig, meint Wildtier-Experte Marc Mittelbach. Wer darauf trotzdem nicht verzichten möchte, sollte sich im Fachmarkt beraten lassen. Sonnenblumenkerne haben beispielsweise einen sehr hohen Fettgehalt und sind daher in Massen eher ungeeignet. Lassen die Vögel bestimmte Kerne liegen, zeigt das, dass es ihnen so gut geht, dass sie sich ihre Leibspeisen rauspicken können.

Nistkästen müssen je nach Vogelart an unterschiedlichen Orten aufgehängt werden. Bauanleitungen und Platzwahlhilfe gibt es auf der Website des Nabu.

Wie kann ich Insekten im Sommer helfen?

Wenn Sie alle vorherigen Tipps befolgen, summt und brummt es ganz sicher bald in Ihrem Garten. Ein naturnaher Garten ist im Sommer der ideale Lebensraum für Insekten aller Art. Wer speziell den besonders gefährdeten Arten, wie den Wildbienen, helfen möchte, der kann sich zusätzlich auf www.bienennutzgarten.de informieren. Dichte Wildblumenwiesen bieten aber nicht nur Futter sondern auch schattige Rückzugsorte, so Wildtier-Experte Marc Mittelbach.

Natürlich sind auch Insekten im Sommer durstig. Eine Tränke mit Ein- und Ausstieghilfe durch Äste, Steine, Moose und Gräser ist perfekt für die kleinen Lebewesen. Auch hier gilt: Regelmäßiges Reinigen ist Pflicht!

Eine flache Schale mit Ästen, Steinen und am besten auch noch Moos it die perfekte Tränke für Insekten. Bildrechte: MDR/Estha Taddigs

Insektenhotels bieten den Bienen Plätze zum Nisten. Der Standort sollte allerdings gut gewählt sein. Sonne und ein reichhaltiges Nahrungsangebot in der Nähe sind wichtig. Bei der Wahl des Hotels sollte die Qualität an erster Stelle stehen. Die kleinen Höhlen sollten nicht scharfkantig sein, sodass die Wildbienen keine Verletzungen an den Flügeln davontragen.

Dieses Insektenhotel könnte besser sein. An den gebohrten Eingängen stehen Holzsplitter ab. Das lässt sich durch einige Nachbesserungen beheben. Bildrechte: MDR/Estha Taddigs

Kurz und kanppJe mehr der Garten der wilden Natur ähnelt, desto mehr Tiere fühlen sich dort Wohl. Sind zum Beispiel keine alten Bäume oder wilde Hecken vorhanden, helfen den Wildtieren künstliche Schattenplätze. Gibt es im Garten keinen Teich, freuen sie sich über verschiedene Trinkmöglichkeiten.

So locken Sie weitere Wildtiere in den Garten

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 11. Juni 2023 | 08:30 Uhr