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Tipps vom ArztMüde nach dem Winter? Vitamin-D-Spiegel checken!

29. April 2024, 10:43 Uhr

Vitamin D ist wichtig für viele Stoffwechselprozesse. Wie wird es aufgenommen? Was passiert bei einem Mangel? Wie kann der Vitamin-D-Spiegel gemessen werden? Der Allgemeinmediziner Dr. Carsten Lekutat erklärt es.

von Redaktion Wirtschaft und Ratgeber

Wofür ist Vitamin D wichtig?

Dr. Carsten Lekutat: Vitamin D ist nicht nur ein Vitamin, sondern vor allen Dingen ein Hormon. Es ist wichtig für viele Stoffwechselvorgänge, zum Beispiel bei der Knochengesundheit. Es sorgt dafür, dass wir keine Osteoporose bekommen. Auch bei der Insulinresistenz, wichtig bei Diabetikern, ist es entscheidend. In der Praxis sehen wir, dass bei Vitamin-D-Mangel häufiger Infektionen auftreten. Wir wissen, die Leute sind kränker, sie haben eine höhere Sterblichkeit.

Vitamin D hat auch hat Auswirkungen auf die Stimmung und beim Schlaf. Hinter einer anhaltenden Müdigkeit, einer allgemeinen Schwäche oder einer depressiven Verstimmung kann auch ein Mangel an Vitamin D stecken.

Mehr zur Wirkung von Vitamin DVitamin D spielt bei vielen Stoffwechselvorgängen eine zentrale Rolle. Es reguliert den Kalzium- und Phosphat-Haushalt sorgt für die Mineralisierung der Knochen. Es fördert die Funktion der Muskeln, verbessert ihre Leistungsfähigkeit, und es stärkt das Immunsystem, das Viren und Bakterien bekämpft.

In welcher Jahreszeit sollte man den Vitamin-D-Spiegel messen?

Es gibt nicht den richtigen Zeitpunkt. Man sollte nur wissen, wann ich gemessen habe und das einordnen. Nach dem Sommer habe ich einen höheren Vitamin-D-Spiegel im Blut als nach dem Winter. Vitamin D bleibt lange im Körper, ungefähr sechs Monate können wir unsere Speicher halten. Daher ist wichtig, zu welcher Jahreszeit ich den Vitamin-D-Spiegel messe.

Wie hoch sollte der Vitamin-D-Spiegel sein?Als Richtwert gelten 50 Nanomol Hydroxyvitamin D pro Liter Blutserum. Darunter spricht man von einer Unterversorgung, bei weniger als 25 bis 30 Nanomol liegt ein Mangel vor.

In welchen Nahrungsmitteln steckt Vitamin D?

Relativ viel Vitamin D ist etwa in fettigen Seefischen und in Eiern enthalten. Der Vitamin-D-Gehalt in Nahrungsmitteln generell ist aber so gering, dass der Bedarf nicht über das Essen gedeckt werden kann. Ohne ausreichend Sonne zu tanken, oder wenn nötig, über die Einnahme von Ersatzprodukten, ist das nicht zu machen.

Der Vitamin-D-Gehalt in Nahrungsmitteln ist aber so gering, dass der Bedarf nicht über das Essen gedeckt werden kann.

Wie helfen Vitaminpräparate? Wo bestehen Risiken?

Vitaminpräparate sind sinnvoll und gefahrlos, wenn ich einen Mangel habe. Es sind die Ernährungsalternativen. Wenn ich einen zu tiefen Vitamin-D-Spiegel habe, dann haben die Ersatzpräparate keine Nebenwirkungen, weil ich nur normalisiere.

Wenn ich allerdings schon an der oberen Grenze bin und dann richtig viele Einheiten Vitamin D noch extra schlucke, kann es zu Problemen mit dem Kalziumstoffwechsel kommen. Dann kann beispielsweise der Kalziumanteil so hoch sein, dass die Nieren geschädigt werden können. Es kann zu Herzrhythmusstörungen kommen, zu Übelkeit und Erbrechen und auch zum Herzinfarkt durch Gefäßverengungen.

Vitamin D ist ein Hormon. Man sollte hier erst Vitaminpräparate zur Ergänzung einnehmen, wenn man weiß, wo man steht, und deshalb vorher messen. Da ist es wichtig, dass man es wirklich unter ärztlicher Kontrolle macht.

Wird die Messung vom Vitamin-D-Spiegel von der Krankenkasse bezahlt?

Die Blutuntersuchung wird nicht von den Krankenkassen übernommen, außer man hat einen nachgewiesenen Mangel und möchte einen therapeutischen Erfolg kontrollieren. Wer es einfach für sich selbst wissen möchte, muss das selbst bezahlen. Apotheken bieten das immer wieder mal an, auch wenn sie es nicht im Dauerprogramm haben. Man kann auch zum Arzt in die Praxis gehen. Dann wird es meistens in ein Labor geschickt und dort analysiert. Die Kosten liegen ungefähr bei 30 bis 35 Euro für den Test.

Was schadet dem Vitamin-D-Spiegel noch?

Zu wenig Sonne. Wir wissen, das Stress Vitamin D abbaut. Es gibt einige Medikamente, wo man aufpassen muss, gerade im Bereich von Antidepressiva. Schlafmangel sollte man vermeiden. Das sind so typische Vitamin-D-Räuber.

Wie wird Vitamin D vom Körper produziert?Genau genommen ist Vitamin D gar kein Vitamin, sondern ein Hormon, da es der Körper selbst produziert. Eine Vorstufe wird mit Hilfe der kurzwelligen UV-B-Strahlen der Sonne in der Haut gebildet. Deshalb wird es auch als "Sonnenvitamin" bezeichnet. Von der Haut aus gelangt es über die Blutbahn in die Leber und wird weiter umgewandelt. In den Nieren wird schließlich Vitamin D hergestellt und über das Blut im ganzen Körper verteilt.

Worauf sollte man beim Sonne tanken achten?

Je mehr Sonne ich über die Haut aufnehme, umso mehr wird Vitamin D gebildet. Aber den Sonnenschutz nicht vergessen, damit schützen wir die Haut vor Hautkrebs. Das macht es aber wiederum schwieriger für das Vitamin D. Das ist das große Problem. Wie es immer so ist: Man muss irgendwie die Waage finden. Tipp: Die frühen Sonnenstunden sind die besseren Vitamin-D-Produzenten mit geringeren Risiken.

Wie entscheidend ist der Hauttyp?

Setzen wir zwei Menschen an einen Ort 15 Minuten in die Sonne, werden sie unterschiedlich viel Vitamin D produziert haben, weil sie eine unterschiedliche Art von Haut haben, auch eine verschiedene Hautvorbräunung oder verwendete Kosmetika. Deswegen ist eine generelle Empfehlung, dreimal die Woche 15 Minuten ein Sonnenbad zu nehmen, nicht unbedingt klug. Den Bedarf kann man individuell nur genau wissen, wenn man den Vitamin-D-Spiegel gemessen hat.

Gut zu wissenIn Äquatornähe ist die dunkle Haut für Menschen ein Vorteil. Die Hautpigmente schützen vor starker UV-Strahlung. In nördlichen Breiten ist die Pigmentierung eher nachteilig, weil die Sonne schwächer scheint und die Haut weniger Vitamin D bilden kann. Das ist auch ein Grund, warum Menschen im Norden im Lauf der Evolution hellhäutiger geworden sind.

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MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 05. März 2024 | 17:00 Uhr