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Geschwollene Gelenke sind oft auch mit Schmerzen verbunden. Alltägliches wie Zupacken fällt dann schwer. Bildrechte: Colourbox.de

Symptome und DiagnoseGeschwollene Gelenke: Das kann dahinter stecken

29. April 2024, 10:22 Uhr

Heiß, dick, rot: Wenn Gelenke anschwellen, kann das viele verschiedene Ursachen haben. Neben Überlastung oder Verletzungen zählen Arthrose, Arthritis und Rheuma zu den Hauptauslösern. Was tun, wenn die Schwellung nicht abklingen will?

Ein Gelenk kann aus vielen Gründen anschwellen. In der Fachsprache spricht man dabei von einem "Gelenkerguss". "Wird durch eine Veränderung im Gelenk die Gelenkinnenhaut gereizt, reagiert diese mit der vermehrten Produktion von Gelenkflüssigkeit", erklärt Ulrike Lorenz, Oberärztin der Fachklinik für Orthopädie im Marienstift Arnstadt. Physiologisch sei dieser Vorgang durchaus sinnvoll, da die Flüssigkeit verschiedene wichtige Funktionen im Gelenk übernimmt: "Sie dient als Gleitfilm, vermindert Reibung und sie schützt und ernährt den Gelenkknorpel."

Ulrike Lorenz ist Oberärztin der Orthopädie am Marienstift Arnstadt. Bildrechte: Marienstift Arnstadt

Symptome und Diagnose

Mögliche Symptome von Gelenkergüssen sind Schwellungen, Schmerzen, Überwärmung, Rötung und Einschränkungen der Funktionalität bzw. Beweglichkeit.

Um ein geschwollenes Gelenk korrekt zu behandeln, muss man zuallererst feststellen, was den Erguss ausgelöst hat. Das geschieht in der Regel über die Befragung des Patienten sowie die klinische Untersuchung, Laboruntersuchungen sowie Röntgen, Ultraschall und MRT.

Neben Verletzungen und Überlastung kann die Schwellung aber auch weniger offensichtliche Gründe haben: "Es gibt eine ganze Reihe von Erkrankungen, die mit einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung im Gelenk einhergehen können, z.B. entzündlich-rheumatische Erkrankungen, aber auch die aktivierte Arthrose, Stoffwechselerkrankungen wie die Gicht, Infektionen, Verletzungen und ganz selten auch Gelenktumore", sagt Ulrike Lorenz.

Farbe der Gelenkflüssigkeit verändert sich nach Krankheit

Ist die Herkunft des Ergusses unklar, wird mit Hilfe einer Punktion Gelenkflüssigkeit entnommen. Deren Beschaffenheit lässt bereits erste Rückschlüsse zu. "Die normale Gelenkflüssigkeit ist strohgelb und klar, bei entzündlich rheumatischen Erkrankungen etwas heller gelb und trüb bis flockig", erklärt Lorenz. "Bei der Gicht findet man eher einen milchig aussehenden Gelenkerguss, bei akuten Infektionen oft rahmige Flüssigkeit. Nach akuten Verletzungen mit Beteiligung von Gelenkstrukturen ist der Gelenkerguss blutig."

Laboranalyse bringt Aufschluss

Eine Laboranalyse des Sekrets kann anschließend weitere Erkenntnisse bringen und Diagnosen ausschließen oder bestätigen. Dazu wird das Material für gewöhnlich in mehrere Proben aufgeteilt. "Man kann unter dem Mikroskop die Anzahl der Zellen und ihre Differenzierung untersuchen. Des Weiteren lässt sich die Existenz von Kristallen aufzeigen, die beispielsweise auf Gicht hinweisen, oder – nach bestimmten Färbevorgängen – das Vorhandensein von Bakterien", sagt Lorenz. Zudem gibt es die Möglichkeit, bestimmte Eiweiße oder Enzyme zu bestimmen, die bei Entzündungen im Gelenk auftreten. Auch die Wirksamkeit von Antibiotika lässt sich im Vorfeld überprüfen, indem man die Gelenkflüssigkeit auf spezielle Nährmedien aufbringt und untersucht, ob bzw. welche Bakterien wachsen.

Wann noch kühlen und hochlagern hilft

Bei Schwellungen, die mit einer Entzündung und damit oft auch Überwärmung im Gelenk einhergehen, lässt sich eine Linderung der Beschwerden häufig schon durch Kühlung erreichen. "Zusätzlich können Schonung und eventuell Hochlagerung des betroffenen Gelenks ausreichen, um die Beschwerden zu bessern", ergänzt Lorenz.

Kurzfristig könne man zur Ruhigstellung und damit zur Schmerzreduktion auch Bandagen und Orthesen nutzen. Diese sollten jedoch nicht zu lange getragen werden, um die Beweglichkeit des Gelenkes nicht dauerhaft einzuschränken. Entscheidend ist und bleibt in jedem Fall die adäquate Behandlung der Grunderkrankung.

Bei Infektion schnell behandeln lassen

Aus der Diagnose ergeben sich die Behandlungsansätze, und die sind so unterschiedlich wie die Krankheiten, die der Schwellung zugrunde liegen. Bei rheumatischen Erkrankungen steht laut Lorenz an erster Stelle die medikamentöse Therapie, um die Gelenkentzündung zu hemmen. Gelinge das nicht überall, könne man zusätzlich mit einer Punktion entzündungshemmende Medikamente ins Gelenk bringen. Liegt eine bakterielle Infektion vor, muss schnell gehandelt werden: "Erfolgen eine Gelenkspülung und eine adäquate Antibiotikatherapie nicht rechtzeitig, erleidet das Gelenk nach 48 bis 72 Stunden irreversible Schäden".

Gicht: Langfristig denken

Leidet der Patient hingegen unter einem akuten Gichtanfall, sind Kühlung, Ruhigstellung und Medikamente angezeigt. So sollten beispielsweise Entzündungshemmer und Colchicin oder Kortison bis zum Abklingen der Symptome eingenommen werden. Langfristig sollten Betroffene ihre Ernährung anpassen, indem sie weniger Fleisch und Alkohol, aber auch weniger Fruktose, die z.B. in Obstsäften oder Smoothies enthalten ist, zu sich nehmen, so Lorenz.

Zusätzlich wichtig seien eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, moderate körperliche Aktivität sowie eine Gewichtsreduktion. "Dazu sollte begleitend regelmäßig die Indikation zur Gabe harnsäuresenkender Medikamente überprüft werden. Therapieziel ist bei der Gicht kein Laborwert, sondern die Symptomreduktion oder sogar -freiheit", sagt die Medizinerin.

MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 17. März 2022 | 21:00 Uhr