Kein Abbau von Seltenen Erden Rohstoff-Rausch in Sachsen abgesagt

19. Dezember 2014, 06:03 Uhr

Haben Sie schon einmal von Lanthan gehört? Von Neodym oder Europium? Es handelt sich dabei um Metalle, die sogenannten Seltenen Erden. Man braucht sie für die Herstellung von Computern, Handys oder Elektro-Akkus. Eine große Lagerstätte Seltener Erden befindet sich auch in Sachsen. Vor zwei Jahren begannen Probebohrungen mit dem Ziel, die Vorkommen abzubauen. Doch daraus wird nun nichts.

Ein altes Rittergut, vier Dorfstraßen und Erwins Pension. Dafür, dass unter Storkwitz ein Schatz ruht, sieht es hier recht unspektakulär aus. Das Dorf gehört zu Delitzsch. Oberbürgermeister Manfred Wilde stapft über feuchten Acker. Darunter liegt er, der Schatz. Wilde: "Ein großes Vorkommen der sogenannten Seltenen Erden, wo etwa 15 dieser Seltenen Erden in einem harten mineralischen Gestein gebunden sind. Und in etwa 200 Metern Tiefe beginnt dieser Gesteinskörper, der im Rahmen der Probebohrungen bis zu zu einer Tiefe von 700 Metern mindestens tatsächlich nachgewiesen werden konnte."

Weltmarktpreise für Seltene Erden eingebrochen

Es ist die größte Lagerstätte Seltener Erden in Mitteleuropa. Vor zwei Jahren entstanden Pläne, sie auszubeuten. Reporter reisten an, Proben wurden genommen. Von einem Milliardenfund war die Rede. Doch der Abbau ist abgesagt. Denn die Weltmarktpreise für Seltene Erden sind eingebrochen, sagt Harald Elsner von der Deutschen Rohstoffagentur: "Im Augenblick produzieren die Bergwerke in Kalifornien und in Australien unterhalb des Niveaus, das sein müsste. Das heißt: Die Firmen schreiben täglich Verluste. Die Aktienkurse sind auf einem Tiefststand. Im Augenblick gibt es keine Möglichkeit - für Privatinvestoren oder auch für Großinvestoren -, im Seltene-Erden-Markt Geld zu verdienen."

Lizenz soll zurückgegeben werden

Die Abbaurechte für Storkwitz liegen bei der Ceritech AG. Vorstand Jörg Reichert bestätigt MDR INFO, man erwäge, die Lizenz dem Sächsischen Oberbergamt zurückzugeben. Die Entscheidung falle vermutlich noch in diesem Jahr. Dabei hat die Firma viel investiert. Rund eine Million Euro dürfte die Erkundung von Storkwitz gekostet haben. Der ehemalige Vorstand Bernhard Giessel klang im Frühjahr 2013 noch euphorisch: "Wir haben in der Tat hier die besten infrastrukturellen Voraussetzungen, gerade um die Stadt Delitzsch herum. Das heißt, wir haben hervorragende Industriebetriebe angesiedelt im Bereich Bitterfeld und so weiter. Und da kann man sagen, das ist ja schon fast mehr als eine Renaissance des Bergbaus, die wir beabsichtigen, sondern die Einbindung angestammter Industrie in einen neuen, innovativen Bereich."

Neue Technologien ohne Seltene Erden

Doch der Preisverfall macht die Pläne zunichte. Seltene Erden sind gar nicht so selten. Die inzwischen bekannten Reserven reichen noch 285 Jahre. Und so manche Technologie kommt jetzt ohne Seltene Erden aus. LED-Lampen zum Beispiel brauchen, anders als klassische Energiesparlampen, kaum Yttrium oder Europium. Oberbürgermeister Wilde hat sich damit abgefunden, dass der Rohstoffrausch vorerst ausbleibt: "Ich sage mal, selbst wenn es jetzt erstmal wieder in der Schublade verschwindet, sind ja die wissenschaftlichen Erkenntnisse da. Sodass man, und wenn es in 20, 30 oder 100 Jahren so weit sein wird, sich mit Sicherheit an dieses Vorkommen erinnern wird." Vorerst aber wird auf dem Storkwitzer Acker nicht nach Metallen gegraben, sondern Wintergetreide angebaut. Damit lassen sich keine Milliarden verdienen, aber wenigstens ein paar Brötchen.