HerbstgenussWildobst: Fünf ungewöhnliche Arten, die den Speiseplan im Herbst bereichern
Die Natur hält weit mehr essbare Früchte bereit, als im Supermarkt oder auf Märkten angeboten werden. Esskastanie, Kornelkirsche, Schlehe, Aronia und Mispel sind nur fünf Beispiele für eine ungewöhnliche Ernte im Herbst. Das Wissen um die essbaren Wildfrüchte ist jedoch nicht mehr weit verbreitet. Gartenberaterin Helma Bartholomay stellt einige Wildfrüchte vor und erklärt, was Sie beim Sammeln in der Natur beachten sollten.
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Apfel, Birne, Trauben, Beeren - die gibt es fast in jedem Garten. Aber in manchen Gärten oder vorm Gartenzaun wachsen weit mehr essbare Früchte. Helma Bartholomay kennt sich damit aus. "Früher war es viel verbreiteter als heute, die Schätze zu essen, die uns die Natur bereitstellt", erzählt die Gartenberaterin aus Freital. So wurden beispielsweise die roten, mehligen Früchte des Weißdorns in Notzeiten als Mehlersatz genutzt. Daher auch der Beiname Mehlfässchen oder Mehldorn für das Gehölz. Auch ohne Not schmecken die ungewohnten Früchte. Helma Bartholomay empfiehlt Esskastanie, Aronia, Schlehe, Kornelkirsche und Mispel.
Was ist eigentlich Wildobst?Im streng botanischen Sinne gelten als Wildobst nur die Arten, die noch nicht züchterisch bearbeitet wurden. Die also nur wild in der Natur vorkommen. Von allen hier vorgestellten Arten - und vielen anderen - gibt es jedoch auch Zuchtvarianten. So werden mitunter Säure oder Bitterstoffe aus den Früchten herausgezüchtet oder die Wuchsform ist kleiner, wodurch die Gehölze dann leichter in die Gärten passen.
Im allgemeinen Sprachgebrauch ist der Begriff Wildobst jedoch weit schwammiger und bezieht sich eher auf in Gärten seltener vorkommende fruchttragende Gehölze.
Esskastanie
Wild wachsen Esskastanien vor allem in den milderen Gegenden von Süddeutschland, Mittel und Südosteuropas. Insbesondere Jungbäume sind anfällig für frostige Wintertemperaturen. Um Früchte zu tragen müssen mindestens zwei Bäume verschiedener Sorten in der Nähe stehen. Es vergehen etliche Jahre bis neu gepflanzte Bäume tragen.
Die schmackhaften Früchte werden zu vielerlei Speisen verarbeitet. Auf vielen Weihnachtsmärkten gehört der Duft von frisch gerösteten Maronen einfach dazu. Aus den geschälten Nüssen kann zudem glutenfreies Mehl gewonnen werden.
Aronia
Die auch Apfelbeeren genannten Früchte der Aronia stammen ursprünglich aus Nordamerika. Den Früchten werden vielseitige positive Gesundheitswirkungen zugeschrieben, in der Presse werden sie zum Teil als "Superfood" bezeichnet. Die Zuchtformen der Aronia lassen sich leicht kultivieren.
Roh schmecken die Apfelbeeren säuerlich-herb und man sollte sie nur in Maßen genießen. Aus diesem Grund werden Aroniabeeren meist verarbeitet: Getrocknet fürs Müsli, als Saft, Gelee oder Marmelade.
Kornelkirsche
Die Kornelkirsche gehört zu den ersten Gehölzen, die im Februar und März blühen. Für Bienen ist sie damit eine wichtige Nahrungsquelle. Das Zier- und Obstgehölz ist wärmeliebend, kommt mit wenig Wasser aus und gedeiht vor allem auf lockeren, kalkhaltigen Böden. Ursprünglich stammt die Art aus den wärmeren Regionen Ost- und Südeuropas.
Im September können die Kornellen geerntet werden - sofern die Vögel noch welche übrig lassen. Roh schmecken sie säuerlich-süß und enthalten viel Vitamin C. Verwenden lassen sie sich zum Beispiel für Mus, Chutney oder Marmelade. Außerdem können sie in Rum eingelegt oder zu Likör verarbeitet werden.
Schlehe
Die im Frühjahr weiß blühenden Schlehenbüsche finden sich an vielen Wald- und Feldrändern. Sie wachsen unkompliziert auch im Garten.
Ab dem Spätsommer erscheinen die runden, blauen Früchte. Um genießbar zu werden, müssen sie jedoch Frost bekommen. Alternativ kann man sie auch einige Tage ins Gefrierfach tun. Aus den Früchten lässt sich schmackhaftes Kompott oder Marmelade kochen. Schlehenschnaps oder -likör wird in manchen Destillerien angeboten.
Mispel
Im Mittelalter gehörten Mispeln zum Alltag der Menschen, doch mittlerweile sind die kleinen, harten Früchte, die erst im Spätherbst reifen, nahezu in Vergessenheit geraten. Dabei bestechen sie mit einem intensiven Aroma und eignen sich insbesondere für Marmeladen hervorragend. Genau wie die Schlehen müssen sie vor der Ernte Frost abbekommen. Dadurch werden sie weich und verlieren an herber Gerbsäure.
Mispelbäume oder -büsche sind pflegeleicht und trockenheitsresistent. Nur stark kalkhaltigen, undurchlässigen Boden mögen sie nicht. Die Wildform der Mispel macht sich gut als Teil einer Wildfruchthecke. Will man sie als Solitär - zum Beispiel als Hausbaum - einsetzen, sollte man auf eine Veredelung auf Halbstamm zurückgreifen.
Weitere essbare Wildfrüchte
Es gibt viele weitere Sträucher und Bäume, die leckere Früchte produzieren. Probieren Sie doch mal!
Sammeln Sie nur für den Eigenbedarf
Die Handstraußregel - also nur für den Eigenbedarf zu sammeln - gilt auch für Wildobst. "Räumen Sie nicht alles ab, lassen Sie auch noch etwas für die Tierwelt übrig", sagt Helma Bartholomay. Vögel, Insekten und Kleintiere sind auf die Früchte des Waldes angewiesen, schließlich gehen sie nicht im Supermarkt einkaufen.
Quellen: Helma Bartholomay, Gartenberaterin, MDR THÜRINGEN (dgr)
Gartensprechstunde mit Helma Bartholomay bei MDR Sachsen
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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 27. August 2023 | 08:30 Uhr