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25. Magdeburger Telemann-FesttageFacettenreiche Klangfarben des "großen Malers" Telemann

02. Dezember 2021, 16:34 Uhr

Das Programm der 25. Telemann-Festtage steht und die Veranstalter sind großer Hoffnung, dass im Frühjahr alles wie geplant stattfinden kann. Vor zwei Jahren musste das Musikfest abgesagt werden. Nun wird es im kommenden März quasi wiederaufgenommen und zwar im Zusammenhang mit einem zweiten Jubiläum – nämlich das 60. Jahr der Gründung des Festivals. Auch der Telemannpreisträger 2022 wurde bekannt gegeben. Es ist der amerikanische Musikwissenschaftler und Interpret Steven D. Zohn.

von Sandra Meyer, MDR KLASSIK

Insgesamt schrieb Telemann mehr als 3.600 Werke. Bildrechte: imago/Leemage

Für die Veranstalter und Gäste des Festivals war es dramatisch als im März 2020 das Magdeburger Festival nur einen Tag vor Beginn abgesagt werden musste. Daran erinnert sich Carsten Lange vom Telemann-Zentrum noch gut. Doch nun empfindet er es als Glück, dass das Musikfest zwei Jahre später in ähnlicher Gestalt wiederaufgenommen werden wird - und das sogar als Doppeljubiläum. So werden im kommenden März - das hoffen alle - nicht nur die 25. Telemann Festtage gefeiert, sondern auch 60 Jahre Gründung der Festtage gefeiert:

Im Jahr 1962, wo weitestgehend Magdeburger Künstler und ein Magdeburger Publikum mit etwas überregionaler Ausstrahlung die Telemann-Festtage gestaltet und besucht haben, hat sich dieses Festival über die 60 Jahre hinweg eben doch zu einem sehr internationalen Event entwickelt.

Carsten Lange, Leiter des Telemann-Zentrums

Facettenreiche Klangfarben

Ob sich das zu Pandemiezeiten weiter fortführen lässt, steht in den Sternen, doch das kommende Programm will es gerne beweisen: Immerhin sollen 300 Künstler und Künstlerinnen aus 25 Länder musizieren – alles unter dem Motto "Klangfarben".

Mit den Klangfarben wollen wir einerseits der Vielfalt des Instrumentariums in Telemanns Werken nachgehen und auch dem Facettenreichtum, den die Musik besitzt. Und auf der anderen Seite wollen wir natürlich auch die Tonmalereien in Telemanns Werk darstellen.

Carsten Lange, Leiter des Telemann-Zentrums

Telemann der große Maler

Carl Philipp Emanuel Bach beschrieb den Komponisten sogar als einen "großen Maler", erzählt Lange. Man erkenne das besonders in den Bühnenwerken, aber auch in den "Solissimo-Konzerten", die mit unterschiedlichen Instrumenten gestaltet werden: "Einmal mit Blockflöte, das wird Dorothee Oberlinger machen oder mit der Viola da Gamba. Dafür haben wir Hille Perl in Magdeburg oder auf der Traversflöte, das Konzert wird Barthold Kuijken gestalten. Und die großen Klangfarben, die musikalischen Malereien, die sind nachzuerleben in Telemanns "Tod Jesu" oder auch in der "Donner-Ode" dieses unwahrscheinlich plastische späte Werk aus Telemanns Feder, was wirklich herzergreifend ist."

Internationale Gäste

Bildrechte: MDR

Die Klangfarben spiegeln sich aber auch in der Internationalität der Telemann-Rezeption und -Interpretation. Denn der Magdeburger Barockkomponist war weit über die Landesgrenzen bekannt. Auch das zeigt sich im Programm mit Künstlern aus den Regionen, in denen Telemanns Werke schon zu seinen Lebzeiten verbreitet waren, wie in Frankreich oder Belgien: "Wir haben ein Ensemble aus der Schweiz dabei, weil wir wussten, dass Telemann Noten in Winterthur überliefert worden sind. Wir haben ein Ensemble aus Russland dabei (...). Und es gibt ein Gesangsensemble aus England, natürlich durch die Beziehung zwischen Händel undTelemann geprägt, da natürlich auch Telemann-Werke zu Händel gelangt sind.", erzählt Lange.

Telemann-Preis 2022

Ein Ensemble kommt sogar aus den USA, weil Telemanns Werke auch dort bereits in den 1760er Jahren zur Weihe einer Kirche gespielt wurden. Ein Forschungsergebnis, das man dem Telemann-Preisträger 2022 verdankt, nämlich dem amerikanischen Musikwissenschaftler und Interpreten Steven Zohn.

Es ist jemand, der sehr viel zur modernen Telemann-Forschung beigetragen hat - auf der einen Seite als Wissenschaftler und auf der anderen Seite gibt er auch Telemann-Werke heraus. Er publiziert Kompositionen und interpretiert auch. Er ist bekannt für sehr interessante Ersteinspielungen von weltlichen Kantaten Telemanns oder von Triosonaten.

Carsten Lange, Leiter des Telemann-Zentrums

Damit repräsentiert er bestens die 25. Telemann-Festtage, findet Lange, denn das ist seit Beginn das Ziel des Festivals: Bekannte und unbekannte Werke auf Basis aktueller Forschungsergebnisse aufzuführen.

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Dieses Thema im Programm:MDR KLASSIK | 03. Dezember 2021 | 08:40 Uhr

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