
Internationaler Welthundetag Hannibal und Walter, bitte ins Büro zum Chef
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10. Oktober 2024, 05:00 Uhr
Mit Corona kamen die Hunde. Als die Menschen zu Hause waren und plötzlich Zeit hatten, wurden auch viele Hunde angeschafft. Als es nach der Pandemie wieder ins Büro ging, hatten viele Hundehalter ein Problem: Ihre Vierbeiner wollten nicht alleine bleiben, denn Hunde sind Rudeltiere. Glück hat, wer sein Tier mit zur Arbeit nehmen kann beziehungsweise darf.
In der Firma Amaderm in Chemnitz gehört Walter seit Jahren zum Stammpersonal. Der sieben Jahre alte graue Labrador verbringt den Tag im Büro an der Seite von Lukas Linsner. Der Hund kann sich in der Firma überall frei bewegen und hat sein Herrchen immer in der Nähe. Es stört die Fellnase auch nicht, dass die Firma kosmetische Apparate zur Haarentfernung mit Laser vertreibt. "Walter fühlt sich sehr wohl hier und bekommt von allen Mitarbeitern viel Liebe und Leckerlis, ist in allen Räumen herzlich willkommen", erzählt Hundebesitzer Lukas Linsner. Der Produktmanager arbeitet mit seinem Bürohund und neun Beschäftigten in der Etage.
Ich habe die ganzen Vorteile des Kuschelns, Ablenkens, Schmusens. In der Pause gehen wir mal eine Runde. Ich muss mich aber nicht um den Hund am Abend kümmern!
Chefin genießt die Vorzüge - ohne Verpflichtungen
Seine Chefin, die Geschäftsführerin Angelique Donner, schätzt am friedfertigen Labradorrüden, dass er die Arbeitsatmosphäre auflockere, weil er alle im positiven Sinn ablenke. Und dabei sogar den eigenen Hund erspare, obwohl sie seine Vorzüge genießen könne. "Ich muss mich nicht um den Hund kümmern, das heißt ich habe die ganzen Vorteile des Kuschelns, Ablenkens, Schmusens. In der Pause gehen wir mal eine Runde. Ich muss mich aber nicht um den Hund am Abend kümmern!"
So ein Arbeitsleben mit Bürohund wie bei Lukas Linsner hätte laut einer Umfrage des Bundesverbands Bürohunde e.V. jeder zweite Büroangestellte in Deutschland gerne. Die Möglichkeit, seinen Hund zur Arbeit mitzunehmen, wünschten sich die befragten Büromenschen unabhängig davon, ob sie einen Hund im Haushalt hatten oder nicht.
Mini-Hannibal als Mediator bei grantigen Kunden
Auch abseits der Großstadt Chemnitz gibt es Bürohunde: In einer Versicherungsagentur der Allianz in Oelsnitz im Erzgebirge kümmert sich "Hannibal" um entspanntes Arbeiten. Der 13 Jahre alte Shizu-Westi-Mix darf selbstverständlich mit ins Büro, schließlich betreiben Herrchen und Frauchen das Geschäft. Ihnen würde es nicht einfallen, den kleinen Hund allein Zuhause zu lassen, erzählen sie. "Hunde sind ja Rudeltiere. Wenn sie alleine Zuhause sind, ist das wie Stubenarrest. Da wird der Hund bestraft und weiß nicht wofür."
Hannibal habe noch nie den Bürobetrieb gestört, erzählt Thomas Völker. Er schätzt, dass nur ein Prozent seiner Kunden Hunde nicht mögen. Der Versicherungsmakler lobt die Fähigkeit des kleinen Rüden als Mediator im Büro, wenn es mal ungemütlich wird. Kämen beispielsweise verärgerte Kunden, dann biete sich Hannibal zum Streicheln an, was die Situation in vielen Fällen entspanne. Völker weiß von seinem Alltag: "Hunde schaffen in vielen Fällen ein angenehmeres Betriebsklima."
Hunde sind ja Rudeltiere. Wenn sie alleine Zuhause sind, ist das wie Stubenarrest. Da wird der Hund bestraft und weiß nicht wofür.
Studien sprechen für Bürohunde
Das belegen auch Studien, wonach Hunde am Arbeitsplatz die Zufriedenheit erhöhen sowie Motivation und Arbeitsklima verbessern. Psychische Belastungen würden durch "Bürohunde" verringert, Kollegen kämen leichter ins Gespräch, wenn ein Hund dabei ist. Arbeitnehmern sei die Tierfreundlichkeit inzwischen fast so wichtig wie flexible Arbeitszeiten. Laut einer Studie gaben ein Drittel der Befragten an, dass ein Arbeitgeber attraktiver sei, wenn er Haustiere erlaube.
Werbefaktor Bürotier in Zeiten des Fachkräftemangels
Als sich der Chemnitzer Lukas Linsner für einen Hund entschied, hatte das auch Folgen für seinen Job. "Ich hatte vorher einen Arbeitgeber, der erlaubte keine Hunde. Aber dann hatte es sich bei dieser Firma vor sieben Jahren ergeben, dass ich Walter mitbringen durfte. Ich hätte sonst über einen anderen Arbeitgeber nachgedacht, weil mir das Wohl des Hundes sehr wichtig ist", betont der Produktmanager.
Trotzdem tun sich viele Arbeitgeber schwer mit Hunden im Büro, befürchten Beißereien, Kot oder Unruhe am Arbeitsplatz. Der Vorsitzende des Vereins Bundesverband Bürohund, Markus Beyer, weiß, dass Hunde in vielen Arbeitsstätten nicht willkommen sind. Ja, das Thema sei emotional. Wer einmal eine Entscheidung für oder gegen Hunde getroffen habe, der sei durch Argumente schwer vom Gegenteil zu überzeugen.
Dieser Artikel ist erstmals am 21. Juni 2024 erschienen.
MDR (kk)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 21. Juni 2024 | 19:00 Uhr