Kranichschwarm, der sich bei Sonnenuntergang im flachen Wasser an seinem Schlafplatz versammelt,
Der Kranich ist einer der Kandidaten für den Vogel des Jahres 2025. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Artenschutz Wer wird Vogel des Jahres 2025?  

09. September 2024, 10:38 Uhr

Zur Wahl stehen ein Frühaufsteher, ein Tänzer, eine geräuschlose Jägerin, ein scheuer Geselle und ein Zimmermann. Sie dürfen entscheiden! 

Wer wird Vogel des Jahres 2025?

Seit 1971 küren der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) den "Vogel des Jahres", um auf die Bedrohung der Vogelwelt aufmerksam zu machen. Seit 2021 darf die Bevölkerung wählen. Die Verbände legen allerdings eine Vorauswahl fest. Dabei steht jeder Kandidat für ein wichtiges Naturschutzthema. Rund 120.000 Menschen hatten sich im vergangenen Jahr an der Abstimmung beteiligt. Die meisten Stimmen bekam 2024 der Kiebitz.  

Das sind die diesjährigen Kandidaten:


Kranich: “Nasse Füße fürs Klima”  

Der Kranich oder Grus grus ist ein majestätischer Großvogel, der bis zu 116 cm groß werden kann. Er ist vor allem für seine beeindruckenden Balztänze und seine trompetenartigen Rufe bekannt. Er lebt in Feuchtgebieten wie Mooren und Feuchtwiesen.  Diese Gebiete benötigt der Kranich auch zum Nestbau und zum Brüten. Die Brutzeit ist im Frühjahr. Ist ein Küken geschlüpft, verlässt es bereits nach 24 Stunden das Nest. Nach 9 Wochen kann es schon seine ersten Kurzstrecken fliegen.  Trotz der so frühen Selbstständigkeit bleiben die Küken noch bis zum Winter bei ihren Eltern.  

balzende Kraniche
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Warum der Kranich?

Wichtig für den Schutz des Kranichs ist der Erhalt aber auch die Wiederherstellung von Feuchtgebieten. Entwässerung, Aufforstung oder Denaturierung von Mooren zerstören und verkleinern seinen natürlichen Lebensraum. Besonders während der Brutzeit sind Kraniche auf ihren feuchten Lebensraum angewiesen.  

  


Waldohreule: "Ohren auf: Natur an”  

Geräuschlos fliegt sie des Nachts durch die Lüfte und jagt ihre Beute. Meist Mäuse und Wühlmäuse. Sie lebt in offenen Wäldern und an Waldrändern. Gut getarnt durch ihr braungeflecktes Gefieder, wird sie vom Menschen oft nicht gesehen. Wer sie doch entdeckt, erkennt sie an ihren markanten Ohrbüscheln.   

Wie alle Eulen, baut auch die Waldohreule (Asio otus) ihr Nest nicht selbst. Stattdessen nutzt sie verlassene Nester von Krähen oder brütet ihre Eier in Greifvogelhorsten. Die Brutzeit der Waldohreule beginnt im Frühjahr. Meist ab Ende März. Junge Eulen, sogenannte Ästlinge, verlassen das Nest früh. Sie klettern in Bäumen umher und werden nachts von ihren Eltern versorgt.  Daher ist es wichtig, dass, wenn Ästlinge von Menschen entdeckt werden, sie keinesfalls angefasst oder aufgesammelt werden.    

Waldohreule, die im Abendlicht in den Ästen eines Nadelwaldbaumes sitzt
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Warum die Waldohreule?

Die Waldohreule steht für naturverträgliche Landwirtschaft. Durch Pestizide in Feldern und Wiesen, findet sie schwer Beute. Gerade in der Brutzeit ist der Mäusefang für den Bestand der Eulen wichtig.   


Schwarzspecht: “Trommeln für Vielfalt”  

„kvoih-kvih-kvih-kvih“ macht der Schwarzspecht (Dryocopus martius). Er ist der größte einheimische Specht und kann bis zu 50 cm groß werden. Sein charakteristisches Klopfen ist kilometerweit zu hören. Mit bis zu 17 Schlägen pro Sekunde schlägt er seinen Schnabel in dicke alte Baumstämme.  Er bevorzugt alte Laub- und Mischwälder. Dort zimmert er sich lautstark seine Höhle zurecht.  Diese Höhlen bieten später auch anderen Tieren wie Fledermäusen oder Eulen Unterschlupf. Mehr als 50 unterschiedliche Tierarten kehren in die Höhlen des Schwarzspechts ein. Der Schwarzspecht ernährt sich hauptsächlich von Insekten und Larven. Diese pickt er sich meist aus morschem Holz heraus.  

Schwarzspecht (Dryocopus martius) füttert Junge an seiner Bruthöhle
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Warum der Schwarzspecht?

Um den Schwarzspecht zu schützen, ist es wichtig, Naturwälder zu erhalten. Abholzungen von Wäldern und monotone Baumplantagen verkleinern seinen Lebensraum. Und wo der Schwarzspecht keine Höhlen mehr bauen kann, können auch andere Tiere ihre Höhlen nicht beziehen.  


Hausrotschwanz “Mut zur Lücke”  

Der Hausrotschwanz, wissenschaftlich Phoenicurus ochruros, ist ein auffälliger kleiner Singvogel, der schon lange vor Sonnenaufgang mit seinem Gesang beginnt.    

Mit einer Größe von etwa 14-15 cm ist er ein niedlicher kleiner Blickfang in Städten und Gärten. Das Gefieder des kleinen Vogels ist gräulich. Seinem Namen würdig, sind seine Schwanzfedern rosarot gefärbt. Charakteristisch für ihn ist sein nervöses Beinknicksen und sein ständiges “Schwanzzittern” - er wirkt fast so, als hätte er einen nervösen Tick.   

Ursprünglich bewohnte der Hausrotschwanz gebirgige Landschaften, in denen er gut Nester bauen konnte. Inzwischen bieten ihm Städte und Dörfer künstliche Berge. Denn auch in den Lücken von Gebäuden und Mauern baut er gerne seine Nester.  

Hausrotschwanz
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Warum der Hausrotschwanz?

Der Erhalt von naturnahen Gärten, Gebäudefassaden und Grünflächen in Städten ist für den Schutz des Hausrotschwanzes wichtig. Gerade während der Brutzeit sind stabile und geschützte Nistmöglichkeiten für das Überleben der Art entscheidend.  


Schwarzstorch “Freiheit für Flüsse”  

Der Schwarzstorch (Ciconia nigra) ist ein majästetischer Großvogel, der durch sein glänzendes schwarzes metallenes Gefieder beeindruckt. Seine dünnen langen Beine und sein Schnabel strahlen rot heraus. Im Vergleich zum Weißstorch wirkt er scheu und meidet die Nähe des Menschen.  

Er wird bis zu 1,05 Meter groß und lebt bevorzugt in Laub- und Mischwäldern in der Nähe von Bächen, Flüssen, Teichen oder Mooren. Auf seinem Speiseplan stehen vor allem Amphibien und Fische. Als Beilage werden gelegentlich Wasserinsekten, deren Larven und manchmal auch Kleinsäuger gefressen.   

Schwarzstorch
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Die Brutzeit beginnt im Frühjahr. Sein Nest baut er hoch oben in den Baumkronen alter Bäume.  Das Weibchen legt 2 bis 4 Eier, aus denen nach 32 bis 36 Tagen Brutzeit die Jungen schlüpfen. Bevor sie ihr ersten Flüge unternehmen, werden sie acht Wochen lang von ihren Eltern versorgt.  

Warum der Schwarzstorch?

Für den Schutz des Schwarzstorchs ist der Erhalt seiner natürlichen Lebensräume von großer Bedeutung. Vor allem für die Beutejagd benötigt der Schwarzstorch natürliche Gewässer, Bäche, Flüsse, aber auch Tümpel und Sümpfe. Der Schwarzstorch symbolisiert als Kandidat für den Vogel des Jahres daher den Erhalt von natürlichen Gewässern.  


Wer soll nun Vogel des Jahres 2025 werden?

Jeder der Kandidaten repräsentiert wichtige Naturschutzthemen. Sei es der Kranich, der für den Schutz der Feuchtgbiete steht, die Waldohreule, die auf natürliche Landwirtschaft hinweist oder der trommelnde Schwarzspecht, der Verfechter wilder Wälder. Wer ist ihr Favorit?

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