Wissen-News Todesfälle durch Extremtemperaturen und Luftverschmutzung könnten bis Jahrhundertende auf das Fünf- bis Siebenfache steigen
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21. November 2024, 17:30 Uhr
Die jährliche Sterblichkeitsrate durch Luftverschmutzung und extreme Temperaturen könnte bis Ende des 21. Jahrhunderts auf 30 Millionen ansteigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Chemie.
Die auf Simulationen beruhenden Forschungsergebnisse beunruhigen: Die Zahl der Toten durch Luftverschmutzung droht sich zu verfünffachen, die temperaturbedingte Sterblichkeit könnte sich gar versiebenfachen. Für mindestens 20 Prozent der Weltbevölkerung würden extreme Temperaturen ein höheres Risiko darstellen als die Luftverschmutzung, etwa in Mitteleuropa.
"Jetzt handeln, um künftige Verluste an Menschenleben zu verhindern"
Die Wissenschaftler prognostizieren starke regionale Unterschiede in der Mortalität, die besonders in Süd- und Ostasien aufgrund der alternden Bevölkerung dort ansteigen werde. Die Luftverschmutzung spielt dort eine große Rolle. In einkommensstarken Regionen wie eben Westeuropa, aber auch in Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum werden den Berechnungen zufolge mehr Menschen an extremer Hitze oder Kälte sterben als an verschmutzter Luft. In den USA, England, Frankreich, Japan und Neuseeland sterben bereits heute mehr Menschen an ungewöhnlichen Temperaturen als an Luftverschmutzung. Diese Entwicklung setze sich auch in Ländern Mittel- und Osteuropas, wie Polen und Rumänien, sowie in Teilen Südamerikas, wie Argentinien und Chile, fort.
Andrea Pozzer vom MPI für Chemie in Mainz zeigt die drastischen Zahlen: "Im Jahr 2000 starben rund 1,6 Millionen Menschen aufgrund extremer Temperaturen, sowohl durch Kälte als auch Hitze. Bis Ende des Jahrhunderts steigt diese Zahl im wahrscheinlichsten Szenario auf 10,8 Millionen, also auf rund das Siebenfache. Wegen Luftverschmutzung starben im Jahr 2000 etwa 4,1 Millionen. Bis Ende des Jahrhunderts steigt diese Zahl auf 19,5 Millionen, also auf rund das Fünffache." Der Klimawandel sei nicht nur ein Umweltproblem, sondern bedrohe auch die öffentliche Gesundheit. Der Klimaforscher und Mitautor der Studie Jean Sciare betont: "Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie wichtig es ist, jetzt zu handeln, um künftige Verluste an Menschenleben zu verhindern."
Link zur Studie
Die Studie "Atmospheric health burden across the century and the accelerating impact of temperature compared to pollution" ist im Journal "Nature Communications" erschienen.
idw/jar
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 20. November 2024 | 19:20 Uhr