Kindergartenkinder spielen am 01.07.1976 auf einem Spielplatz der Kindertagesstaette in der Lindenbergalle.
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Kinderbetreuung in der DDR garantiert

03. Mai 2021, 15:30 Uhr

In größeren Städten suchen viele Eltern heutzutage händeringend einen Krippen- oder Kindergartenplatz, obwohl es seit fünf Jahren einen Rechtsanspruch darauf gibt. 5,5 Milliarden Euro will die Bundesregierung bis 2022 für den Bau neuer Kitas zur Verfügung stellen. In der DDR waren Kita- und Krippenplätze garantiert. Nicht selten mussten die Kleinen täglich zehn Stunden in die Krippe oder den Kindergarten gehen. Nach der Schule verbrachten viele Schulkinder die Nachmittage im Hort.

Die Kleinen hatten einen langen Tag. Nicht selten standen sie schon frühmorgens um sechs Uhr an der Hand von Mutti oder Vati vor der Krippen- oder Kindergartentür. Von 6 bis 18 Uhr war dort geöffnet, damit die Eltern arbeiten konnten. Beispielsweise kostete ein Kinderkrippenplatz 25 Mark im Monat. Die Kleinen wurden von ausgebildeten Kindergärtnerinnen und Krippenerzieherinnen betreut.

Die liebevolle Betreuung war die eine Seite, auf der anderen mussten staatliche Erziehungsprogramme abgearbeitet werden. Schon in den ersten Lebensjahren malten die Kinder neben Blumen und Sonnen auch Arbeiterfahnen und sangen vom Sozialismus, von der Freundschaft zur Sowjetunion und vom Kampf für den Frieden. "Mein Bruder ist Soldat, er schützt unseren Staat", lautete eine der Liedzeilen.

Das "Kollektiv" stand über allem

Das Netz der Kinderkrippen in der DDR war seit den 1950er-Jahren konsequent ausgebaut worden. Hatte 1955 nicht einmal jedes zehnte Kind einen Krippenplatz, waren in den 1980er-Jahren schon acht von zehn Kindern in der Krippe. Bis auf wenige Ausnahmen waren die Kindereinrichtungen staatlich – ab Mitte der 1980er-Jahre lieferte ein Programm für die Erziehungsarbeit in Kinderkrippen genaue Vorgaben für den Umgang mit den Kleinkindern. Darin waren die Entwicklungsstufen der Kinder genau beschrieben und ausgeführt, wie man die Kinder etwa an selbstständiges Essen oder den Toilettengang gewöhnt. Der Betreuungsschlüssel lag bei einer Erzieherin für sechs Kinder.

Kindergartenkinder spielen am 01.07.1976 auf einem Spielplatz der Kindertagesstaette in der Lindenbergalle.
Spielgerät und Zweckbau - typisch für Kindertagesstätten in der DDR Bildrechte: IMAGO / Frank Sorge

Auf individuelle Bedürfnisse der Kinder wurde in den Krippen, in denen vor allem auf einen disziplinierten Tagesablauf Wert gelegt wurde und das "Kollektiv" über allem stand, nur wenig eingegangen. Erst am Ende der 1980er-Jahre bemühte man sich um mehr Flexibilität. Ein DDR-Kinderpsychologe kritisierte denn auch im Juni 1990 im "Neuen Deutschland", dass die Kinder in den Krippen "zu Objekten teilweise dressurähnlicher, insgesamt autoritär gesteuerter Einwirkungen" gemacht wurden.

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Kinderkombination - diese etwas eigenartige Bezeichnung galt Zweckbauten aus Fertigteilen, in denen Kindergarten und Kinderkrippe unter einem Dach untergebracht waren. Das hatte den Vorteil, dass Kinder im Vorschulalter lange Jahre in derselben Umgebung betreut werden konnten.

Bezahltes Babyjahr seit 1976

Zwar konnten Mütter seit 1976 ein bezahltes Babyjahr nehmen, doch die Chancen der Eltern, ihre Kinder der staatlichen Erziehung in Krippen und Kindergärten dauerhaft zu entziehen, waren nur gering. Einige kirchliche Kindergärten boten zwar Alternativen, doch die waren nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das so genannte Babyjahr wurde aufgrund der sinkenden Zahl von Geburten eingeführt. Es verbarg sich dahinter eine 80-prozentige Lohnfortzahlung, die Mütter nach der Geburt ihres ersten Kindes für sechs, später auch für zwölf Monate in Anspruch nehmen konnten. Nach der Geburt jedes weiteren Kindes konnte man für ganze zwölf Monate finanziell abgesichert freigestellt werden. Gleichzeitig wurde der Mutter die Rückkehr an ihren Arbeitsplatz garantiert.

Hort sichert Ganztagsbetreuung für die ersten Schuljahre

Ab Mitte der 1970er-Jahre wurde zunehmend die Nachfrage nach den Plätzen für Vorschulkinder befriedigt. Den Schul- oder auch Kinderhort haben in der DDR ganze Generationen von Kindern besucht. Der Hort schuf einen Übergang von der Ganztagsbetreuung in den Kindergärten zum Schulalltag. Schüler der ersten bis vierten Klasse konnten vor und nach Unterrichtsbeginn durch schulpädagogisch ausgebildete Fachkräfte betreut werden – auch bei den Hausaufgaben. Die Horte waren von 6 bis 17 Uhr geöffnet.

Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell auch im Radio: 01.10.2018 | 05:00 Uhr

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