Hamsterkäufe Klopapier: Das Objekt der Begierde im Wandel der Zeit

25. März 2020, 05:00 Uhr

So weich, so zart und während der Corona-Krise so begehrt! Toilettenpapier ist gefragt wie nie. Mit Corona boomt das Geschäft mit dem Geschäft. Ein Blick auf die Geschichte des Klopapiers.

Hart, rau und hauchdünn: Das war das Klopapier der DDR. Während es im Osten ein einheitliches graues Krepp-Papier mit nur einer Lage gab, glänzte der Westen seit Mitte der 1980er-Jahre mit dreilagigem Luxuspapier. Nicht selten landete ein solches weiches Luxus-Objekt im Westpaket oder wurde bei Besuchen von der Verwandschaft mitgebracht – wohl nicht zuletzt aus Eigennutz.

Warum ist das Klopapier in der DDR so rauh?

Damit auch der letzte Arsch rot wird.

DDR-Witz

Papier und nicht zuletzt Klopapier war in der DDR nicht immer und überall verfügbar. Um den realen Klopapierbedarf der Bevölkerung einzuschätzen, ergriff man ganz praktische Maßnahmen. So wurden die Mitarbeiter des "Staatlichen Kontors für Papier und Bürobedarf" 1968 aufgerufen "den Verbrauch von Toilettenpapier nach Abrissen pro Tag anzugeben", heißt es in einem Schreiben des Versorgungskontors. Das Ergebnis: Fünf Lagen Toilettenpapier benötigte der gemeine DDR-Bürger.

Toilettenpapier: Die Chinesen waren die Ersten

Historisch gesehen gibt es das Toilettenpapier noch nicht lange. Die Geschichte des gefragten Hygieneartikels geht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Das erste Toilettenpapier wurde in China produziert. Bis dahin nahm man in vielen Kulturen lange die linke Hand oder das, was gerade greifbar war – wie Lumpen, Blätter, Moos, Schafwolle, Abfall.

Das erste industriell gefertigte und kommerziell erhältliche Toilettenpapier kam 1857 in Amerika auf den Markt – blattweise zugeschnitten in einer Box und mit Aloe Vera getränkt. Ende des 19. Jahrhunderts kam das Luxusprodukt dann auch in Form von Rollen zum Konsumenten.

Deutsche Klopapier-Ikone Hans Klenk

In Deutschland gründete Hans Klenk 1928 in Ludwigsburg die erste Toilettenpapierfabrik. Zu jener Zeit bestand eine Rolle der Firma Hakle aus 1.000 Blatt rauem Krepppapier. Klenk gilt noch heute als eine der Ikonen im Klopapiergeschäft.

Im Deutschland der Nachkriegszeit waren zu handlichen Blättern geschnittenes und gestapeltes Zeitungspapier üblich. Spätestens mit dem Wirtschaftswunder der 1950er-Jahre in Westdeutschland begann schließlich der Siegeszug des Toilettenpapiers. Aus Amerika kommend, verbreitete sich 1958 das weichere Tissue-Papier, das auf der Haut viel angenehmer als das Krepp-Papier war. Und es sollte noch besser kommen: 1972 brachte die Firma Hakle erst zweilagiges und 1984 schließlich dreilagiges Papier heraus. In der DDR allerdings dominierte weiter das kratzige Krepp-Papier.

Das High-Tech-Produkt Klopapier

Heute ist Toilettenpapier ein High-Tech-Produkt: duftend, bedruckt oder in Farbe, erst nassfest beim Gebrauch und anschließend schnellauflösend in der Kanalisation. Knapp 10 Kilogramm Standard-Toilettenpapier braucht jeder Bundesbürger laut Statista im Jahr. Einen Mangel, den gibt es heute nicht mehr – selbst wenn dieser Eindruck in Corona-Zeiten schon mal aufkommen kann.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im: Radio | 19.03.2020 | 07:50 Uhr