Der Canaletto-Blick: Dresdens berühmteste Stadtansicht

15. September 2015, 14:58 Uhr

Kein Gemälde hat das "Gesicht" Dresdens bis in die Gegenwart so sehr geprägt, wie die 1,33 mal 2,37 Meter große Vedute des venezianischen Malers Bernardo Bellotto (1722-1780), genannt Canaletto.

Das Bild von Dresden als Stadt ist seit Jahrhunderten in Gemälden, Fotografien, auf Münzen sowie auf Porzellan festgehalten und unzählige Male auf Postkarten, Kaffeekannen sowie Wandtellern reproduziert worden. Mit Caspar David Friedrich, Ernst Ludwig Kirchner und Oskar Kokoschka verewigten Generationen von Künstlern unterschiedliche Blicke auf Dresden in ihren Werken.

Doch kein Gemälde hat das "Gesicht" Dresdens bis in die Gegenwart so sehr geprägt, wie die 1,33 mal 2,37 Meter große Vedute des venezianischen Malers Bernardo Bellotto (1722-1780), genannt Canaletto. "Es ist die Wiederherstellung eines Ideals", sagte Galeriedirektor Maaz, als das Bild 2011 nach anderthalbjähriger Restaurierung in die Galerie Alte Meister zurückkehrte. Das Gemälde sei ein Leitbild für Dresden und ebenso berühmt wie Raffaels "Sixtinische Madonna".

Es ist die Wiederherstellung eines Ideals ... Das Gemälde ist ein Leitbild für Dresden und ebenso berühmt wie Raffaels "Sixtinische Madonna

Prof. Dr. Bernhard Maaz, Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister und des Kupferstich-Kabinetts

Restaurierung: Große Herausforderung

Sabine Bendfeld
Eine der wenigen, die die Originale zu sehen bekommt, ist Sabine Bendfeldt. Die Restauratorin hat bereits einige der Gemälde bearbeitet - darunter auch seine zweite Vedute - den berühmten Canaletto-Blick. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Bernardo Bellotto schuf das Gemälde 1748. Es war seine zweite Arbeit in der Residenzstadt überhaupt. Die Ansicht, die als "Canaletto-Blick" berühmt geworden ist, zeigt vom Ufer der "Neuen Königstadt" - ungefähr von der Höhe des Japanischen Palais aus gesehen - die gesamte Uferbebauung des gegenüberliegenden Elbufers. Mehrere Bauwerke dominieren die markante Stadtsilhouette, die noch heute so zu sehen ist: die Frauenkirche (errichtet von 1726-1743 von George Bähr), die Katholische Hofkirche (begonnen und geplant vom Architekten Gaetano Chiaveri).

Seit 1834 war das Meisterwerk Bellottos fast durchgehend und vielerorts ausgestellt. Dies hinterließ deutliche Spuren, die eine grundlegende Restaurierung des Gemäldes erforderlich machten. Dabei war besonders die Retusche der Himmelsfläche und das Nachmischen des wenig greifbaren atmosphärischen Blaus eine große Herausforderung. 2011 war die Restaurierung nach anderthalb Jahren beendet.

Wir können die Bilder heute nicht so sehen, wie Canaletto sie gesehen oder sie gemalt hat. Die Farben sind stark verblichen, besonders das Blau. Dadurch ist der Himmel sehr blass geworden. Der Farbton war doch ein kräftigerer - entsprechend einem strahlend blauen Sommerhimmel.

Sabine Bendfeld Restauratorin an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Schritt für Schritt

Eine Ausstellung präsentierte 2011 neben dem Stadtpanorama die vielfältigen "gemalten Blicke" des Hofmalers auf die Residenzstadt. Einige der Veduten wurden dafür eigens aus dem Depot geholt. Eine Auswahl von Bellottos Radierungen aus dem Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erweiterte das Panorama. Die Kunstsammlungen bedankten sich mit der Schau auch bei den Spendern für die Rettung eines ihrer Aushängeschilder. Mit der Aktion "Für Canaletto" hatte ein Freundeskreis in zwei Jahren etwa 100.000 Euro für die Restaurierung gesammelt. Prominente Dresdner wie Sänger René Pape, Schriftsteller Uwe Tellkamp, Maler Georg Baselitz und die Band Polarkreis 18 hatten dafür geworben.Nach dem Ende der Schau zog das Bild dann wieder um in die reguläre Dauerausstellung der Gemäldegalerie.

Dresdner Stadtansichten
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Der Canaletto-Blick auch andernorts Die Urfassung stammt aus dem Jahr 1748 und war für den sächsischen Kurfürsten und polnischen König, August III., bestimmt. Eine Wiederholung, die Bellotto für den damaligen Premierminister Graf Brühl malte, befindet sich in einer Madrider Privatsammlung, eine weitere kleine Version in der National Gallery Dublin.

Eine dritte kleinere Kopie hängt derzeit im Amtszimmer von Bundespräsident Christian Wulff im Schloss Bellevue in Berlin. Das Bild schmückte schon einmal für einige Jahre ein Regierungsbüro: das Amtszimmer von DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker.