Serbiens Fußball: Krise trotz sportlicher Erfolge

04. Dezember 2017, 08:30 Uhr

Serbiens Nationalmannschaft hat sich mühelos für die WM 2018 in Russland qualifiziert. Nach acht Jahren kehrt das Team auf die internationale Bühne zurück. Doch der Fußball in Serbien steht vor großen Problemen.

Das Erreichen der WM-Endrunde 2018 in Russland gilt in Serbien als eine Art Wiederauferstehung. Nachdem die serbischen Fußballer bei der WM 2010 trotz eines viel beachteten Sieges gegen Deutschland bereits in der Vorrunde ausgeschieden waren, hatten sie es in den kommenden Jahren nie in die Endrunden von Europameisterschaften oder gar Weltmeisterschaften geschafft. Immer war bereits in der Qualifikation Schluss gewesen. Die Qualifikation zum Turnier in Russland hat Serbien hingegen mühelos geschafft.

Probleme trotz sportlicher Erfolge

Doch trotz großer sportlicher Erfolge des serbischen Fußballs gibt es enorme Probleme. Die Strukturen des serbischen Fußballs weisen durchaus mafiöse Züge auf. Und Fußball ist im Balkan-Staat immer auch ein Vehikel politischer Machtkämpfe - angeblich bis hinauf zu Staatspräsident Aleksandar Vucic. Es gibt zudem Manipulationen von Spielen, nationalistisch-rassistische Fanausschreitungen und rückläufige Zuschauerzahlen in der serbischen Liga. Ständig gibt es Vorwürfe, dass die Politik massiv Einfluss auf die Verbandspolitik nehme.

Erfolgstrainer tritt zurück

Nach der erfolgreichen WM-Qualifikation in der Gruppe D vor Irland, Österreich, Wales, Georgien und Moldau trat im Oktober 2017 ganz überraschend der Erfolgstrainer Slavoljub Muslin von seinem Amt zurück. Von Seiten des serbischen Verbandes hieß es, man habe sich einvernehmlich getrennt. Eigentlich aber soll Muslin aus Verärgerung über die Einmischung "von oben" aufgegeben haben. Es solle ihm etwa angezeigt worden sein, welche Spieler in den WM-Kader aufzunehmen seien und welche nicht. Muslims bisheriger Assistent Mladen Krstajic übernahm erst einmal das Amt. Interimsweise, ließ er aber gleich verlautbaren.

Große Tradition

Der serbische Fußball kann durchaus auf große Erfolge zurückblicken, auch wenn die freilich schon ein Weilchen zurückliegen. Der ehemalige Vielvölkerstaat Jugoslawien gehörte in den 1960er-Jahren sogar zur Weltspitze. 1960 gewannen die jugoslawischen Fußballer in Rom die olympische Goldmedaille, 1960 und 1968 standen sie jeweils im Finale der Europameisterschaft.

1991 träumte man in Jugoslawien bereits von großen internationalen Erfolgen, als Roter Stern Belgrad den Europapokal der Landesmeister gewann. "Europas hellster Stern", jubelten die europäischen Zeitungen nach dem Finalsieg der Ballkünstler aus der jugoslawischen Metropole. Doch die "goldene Generation" jugoslawischer Fußballer wurde von der Europameisterschaft 1992 in Schweden wegen des beginnenden Bürgerkriegs im Vielvölkerstaat ausgeschlossen. Die Jugoslawen hatten immerhin zum engeren Favoritenkreis gerechnet.

Starkes Team

Die heutige serbische Nationalmannschaft wird von Experten als mindestens ebenso stark wie die von 1991 eingeschätzt. Das Team könne bei der WM-Endrunde in Russland 2018 weit kommen. Wer die Mannschaft trainieren wird, ist allerdings noch völlig unklar.

Über dieses Thema berichtete der MDR im TV auch in "Brisant" 28.09.2017 | 17.15 Uhr