Zu sehen ist eine Szene aus "Das Schloss" am Staatsschauspiel Dresden: Auf der Bühne ist ein runder Bereich hell erleuchtet, in diesem Lichtkegel sind eine Frau und ein Mann, der Mann liegt am Boden, die Frau steht über ihm und hat auf beiden Seiten lange Stäbe in der Hand
Die Inszenierung von Kafkas "Schloss" am Staatsschauspiel Dresden überzeugt mit rätselhaften Bildern. Bildrechte: Sebastian Hoppe

Empfehlungen Dresden und Lausitz: Sechs sehenswerte Theaterstücke im Dezember

12. Dezember 2024, 14:58 Uhr

Lust auf Theater? Der Dezember 2024 bietet herausragende Theater-Erlebnisse: In Dresden laden Meister-Pantomimen zu einer winterlichen Reise ein. Außerdem gibt es kafkaeskes Schauspiel und politischen Tanz. In Görlitz rührt ein Opernklassiker. Und in Bautzen wird mit Puppen ein magisches Shakespeare-Stück gespielt. Hier finden Sie unsere Theatertipps mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden.

Figurentheater in Bautzen: "Das Wintermärchen" von Shakespeare und Fühmann

Es muss ein Märchen sein: Ein Despot und Diktator bezichtigt seine Frau und einen befreundeten Herrscher, ihn zu betrügen. In seinem Wahn tötet und verbannt er seine Familie. Doch Jahre später trifft er seine Tochter wieder, die nun den Sohn seines Herrscherfreundes heiraten will. Und für den König Leontes ist es die Möglichkeit für Reue. "Es zeigt, wie Macht, Fehlentscheidung und Reue funktionieren können", wird Frank Söhnle in einem Bericht der "Sächsischen Zeitung" zitiert. Der bekannte und erfahrene Regisseur für Figuren- und Puppentheater inszeniert in Bautzen Frank Fühmanns Fassung des Shakespeare-Stückes – in dem die Zeit, die alles heilen kann, selbst eine große Rolle spielt – als Marionetten-Theater. Dafür wurden am Haus zwölf Puppen voll märchenhafter Persönlichkeit gebaut.

Zwei Marionetten in violetten Gewändern drängen sich an größere Marionette mit schrumpeligen Kopf.
Mit Puppen wird in Bautzen Shakespeares "Wintermärchen" für die ganze Familie inszeniert. Bildrechte: Roman Koryzna

Weitere Informationen "Das Wintermärchen"
nach William Shakespeare und Franz Fühmann

Adresse:
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Seminarstraße 12
02625 Bautzen

Termine:
14. Dezember, 17 Uhr
27. Dezember, 17 Uhr

Pantomime in Dresden: "Auf Winterreise" am Societätstheater

Die Kunst der Pantomime scheint etwas aus der Zeit gefallen zu sein. Doch dass hier Geschichten ganz ohne Worte erzählt werden, kann einen ganz eigenen Sog entwickeln. Das können Interessierte im Dezember in Dresden erleben, wenn das Duo Bodecker & Neander zu Gast im Societätstheater sind. Die beiden Berliner Künstler haben beim Stummfilm-Star Marcel Marceau gelernt und später einen ganz eigenen Stil zwischen Bilder-Poesie und Humor entwickelt. In "Auf Winterreise" zeigen unterstützt von Lina Rohde und unter der Regie von Lionel Ménard, wie sie Wunschzettel ausliefern und welche Wünsche auf ihnen stehen.

Drei Personen sitzen auf einer Bühne auf einem Schlitten: Eine Person mit langem Mantel und blauer Fellmütze hält Zügel, eine Person mit Zylinder beugt sich mit hochgerissenen armen nach hinten, eine Person mit Baskenmütze winkt.
Das Pantomimen-Duo erzählt in Dresden von einer Reise durch den Winter. Bildrechte: Katarzyna Chmura-Cegiełkowska

Weitere Informationen "Auf Winterreise"

Adresse:
Societaetstheater
An der Dreikönigskirche 1a
01097 Dresden

Dauer: 80 Minuten, keine Pause

Termine:
17. Dezember, 20 Uhr
18. Dezember, 20 Uhr
19. Dezember, 20 Uhr

Schauspiel in Dresden: "Das Schloss" nach Franz Kafka

Ein Landvermesser kommt in einen kleinen Ort, ein Dorf neben einem Schloss. Er scheint einen klaren Auftrag zu haben, doch er schafft es nicht, in das Schloss vorzudringen – die Bürokratie macht jedes Vorwärtskommen unmöglich. K., so wird der Landvermesser genannt, muss warten und sich mit der seltsamen Dorfgemeinschaft arrangieren. In Dresden hat der aus Russland stammende Regisseur Maxim Didenko das Romanfragment "Das Schloss" von Franz Kafka auf der Bühne des Dresdner Staatsschauspiels in rätselhafte Bilder übersetzt – und MDR KULTUR-Kritiker Matthias Schmidt ist begeistert: "Ohne Zweifel großes Theater, das die vielen Deutungsmöglichkeiten dieses Kafka-Textes in faszinierende Bilder und Stimmungen übersetzt." Über der Bühne spannt sich eine Kuppel voller Sterne, darunter stehen Kastenbauten und ein rätselhafter Wachturm. Es könnte eine dystopische Zukunft oder eine Parabel für unsere Gegenwart sein. In dieser Szenerie spielt das Ensemble mit höchster Konzentration und in Kostümen, die von Folklore bis Futurismus reichen. "Nach diesem Abend weiß man wieder, was das Wort kafkaesk bedeutet", so Schmidt.

Weitere Informationen "Das Schloss" nach Franz Kafka

Adresse:
Schauspielhaus
Theaterstraße 2
01067 Dresden

Dauer: 180 Minuten, eine Pause

Termine:
10. Dezember, 19:30 Uhr
21. Dezember, 19:30 Uhr

Performance in Dresden: "Was wir erben" der Bürgerbühne

Erben ist kein leichtes Thema. Immerhin berührt es die unangenehme Frage, was eigentlich von einem Menschen nach seinem Tod bleibt. Sicherlich hoffen alle darauf, dass es vor allem gute Erinnerungen sind, aber dennoch wird nach dem Ableben oft Kassensturz gemacht. Explosiv wird die Debatte dann auch, weil sie Ungerechtigkeiten festschreibt: Manche erben Schulden, manche Milliarden – und letztere haben auch immer die nötigen Ressourcen, um dabei auch vom Fiskus nicht belangt zu werden. Dass die Bürgerbühne des Dresdner Staatsschauspiels es also schafft, Menschen auf die Bühnen zu bringen, die über ihre eigenen Erberfahrungen sprechen, ist daher ein Beweis, wie viel Vertrauen dieser Institution inzwischen entgegengebracht wird. Im Abend "Was wir erben" geht es dann schließlich auch um die Frage nach Arm und Reich, aber im Zentrum der Inszenierung von Romy Weyrauch stehen vor allem Erzählungen von eigenen Erbschaften, die sich nicht ausschließlich um Geldwerte drehen. "Klug konzipiert, überzeugend gespielt – ein starkes Stück", meint Heiko Nemitz in der Dresdner Morgenpost.

Mit ausgestrecktem Arm überreicht eine Person auf einer Bühne einer anderen eine Videokassette.
Erbe bedeutet bei der Bürgerbühne in Dresden mehr als nur Geld. Bildrechte: Sebastian Hoppe

Weitere Informationen "Was wir erben"
Produktion der Dresdner Bürgerbühne von Romy Weyrauch

Adresse:
Kleines Haus des Staatsschauspiels
Glacisstraße 28
01099 Dresden

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
5. Dezember, 20 Uhr

Musiktheater in Görlitz: "La Bohème" im Gerhart-Hauptmann-Theater

Was braucht es, um ein richtiger Künstler beziehungsweise eine richtige Künstlerin zu sein? Ist es Handwerk, Inspiration oder Verlusterfahrung? Die Idee, dass Leid große Kunst hervorbringen kann, ist alt und in gewisser Weise nachvollziehbar. Auch die Oper "La Bohème" erzählt davon, wie junge Künstler dieses Leid erfahren: Der Dichter Rodolfo und der Maler Marcello leben in Paris in großer Armut, sodass sie im Winter kaum heizen können. An einem Nachmittag lernt Rodolfo dann Mimi kennen und lieben. Daraus entsteht Drama und Tragödie, denn die beiden trennen sich und sehen sich erst wieder, als Mimi im Sterben liegt. Die Inszenierung der jungen Regisseurin Andrea Tortosa Baquero stellt genau diese Beziehung zwischen Leben und Kunst in den Mittelpunkt: Die Szene spielt auf einem Podest, die Bühne oder Ausstellungsplateau sein könnte. Sie will zeigen, wie die jungen Menschen durch den Tod wachsen und wie hart das Leben für die Kunst ist. Auch dank der emotionalen Musik von Giacomo Puccini rührt diese Opern-Produktion zu Tränen.

Vier Personen stehen und sitzen um einen niedrigen Tisch.
Die vier Freunde Rodolfo, Marcello, Shaunard und Colline leben das Leben der Bohème. Bildrechte: Pawel Sosnowski

Weitere Informationen "La Bohème" von Giacomo Puccini

Adresse:
Theater Görlitz
Demianiplatz 2
02826 Görlitz

Dauer: 150 Minuten, eine Pause

Termine:
29. Dezember, 19 Uhr

Tanz in Dresden: Doppelabend im Festspielhaus Hellerau

Die Tänzerin und Choreografin Wen Hui hat das moderne Tanztheater in China mitgeprägt, unter anderem mit ihrer politischen Arbeit "Report on Giving Birth" über die Ein-Kind-Politik in der Volksrepublik. Während der Corona-Pandemie ist Wen Hui in Deutschland sozusagen gestrandet. Ihr neues Stück "New Report on Giving Birth" schließt an ihre vielleicht wichtigste Arbeit an und weitet den Blick: Eine Tänzerin erzählt, wie sie durch die körperliche Verausgabung beim Tanzen fast ihr Kind verloren hätte, eine andere erzählt von einem Traum über ihren Vater und eine andere von der Geburt ihres ersten Kindes. Wen Hui selbst erklärt, warum sie keine Kinder hat und sich dennoch als Mutter fühlt. Diese persönlichen Einblicke werden untermalt und verstärkt von schnellen Bewegungen, die virtuos, kraftvoll, anspielungsreich sind und voller positiver Energie stecken. Verknüpft wird die Vorstellung im Dresdner Produktionshaus Hellerau mit der Arbeit "She was a friend of someone else" von Gosia Wdowik, die inspiriert von der legendären "Stern"-Ausgabe mit dem Titel "Wir haben abgetrieben" von Frauen erzählt, die in Polen trotz massiver Verbote abgetrieben haben. Es ist ein brisanter Doppelabend mit politischer Relevanz – angesichts der Verschärfung des Abtreibungsverbots in Polen, dem Zurückdrehen der Abtreibungsrechte in den USA und der Debatte um den Paragrafen 218a in Deutschland.

Weitere Informationen "She was a friend of someone else"
Tanzstück von Gosia Wdowik

Dauer: 60 Minuten

Termine:
6. Dezember, 18:30 Uhr
7. Dezember, 18:30 Uhr

"New Report on Giving Birth"
Tanztheater von Wen Hui und dem Living Dance Studio

Dauer: 80 Minuten

Termine:
6. Dezember, 20:30 Uhr
7. Dezember, 20 Uhr

Adresse:
Festspielhaus Hellerau
Karl-Liebknecht-Straße 56
01109 Dresden

FÜR KURZENTSCHLOSSENE

Tanz in Dresden: "Zona Franca" in Hellerau 

Wie geht es eigentlich Brasilien? Seit der rechte Präsident Jair Bolsonaro 2022 abgewählt wurde, erreichen uns wieder deutlich weniger Nachrichten aus der südamerikanischen Nation. Vielleicht liegt das auch daran, dass sich das Land erstmal wieder selbst finden muss. Davon erzählt das Tanz-Stück "Zona Franca" von Alice Ripoll und der Companhia Suave, jungen Tänzerinnen und Tänzern aus den Favelas Rio de Janeiros. "Mit einer unglaublichen Energie nahmen sie die Bühne ein", schreibt Claudia Hötzendorfer in der "Rheinischen Post". Dafür mischen sie verschiedene Tanzstile wie Passinho, Dancinha, Voguing, Samba oder Hip-Hop. Die Performance zeigt eine junge Generation, die überlegt, wie sie Leerstellen füllen und Freiheiten schaffen können. Dem Stück wohnte eine utopische Kraft inne, die überall guttun könnte.

Weitere Informationen "Zona Franca"
von Alice Ripoll und Companhia Suave

Adresse:
Festspielhaus Hellerau
Karl-Liebknecht-Straße 56
01109 Dresden

Dauer: 60 Minuten

Termine:
29. November, 20 Uhr
30. November, 20 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 14. November 2024 | 06:30 Uhr

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