Natürlich schönHecke pflanzen: Sichtschutz und Lebensraum für Tiere
In vielen Gärten stehen immergrüne Hecken - Thuja, Buchsbaum oder auch Kirschlorbeer. Sie bieten Sicht-, Lärm-, und Windschutz, aber Insekten und andere Tiere haben leider nicht so viel von diesen Pflanzen. Wie wäre es also mit einer blühenden und wilden Hecke im Garten? Welche Pflanzen infrage kommen, was in Sachen Pflanzabstand und Pflege von wilden Hecken zu beachten ist, erklärt unsere Gartenexpertin Brigitte Goss.
- Einheimische Gehölze wie Kornelkirsche und Felsenbirne sind als Heckenpflanzen gut geeignet und bieten vielen Tieren Unterschlupf und Nahrung.
- Die neue Hecke wird kann im Frühjahr oder Herbst gepflanzt werden. Viele Gärtner nutzen den Herbst.
- Eiben und Feuerdorn bieten auch im Winter Blickschutz. Sie sind eine Alternative zu Kirschlorbeer und Thuja.
Eine 20 Meter lange Hecke soll gepflanzt werden. Nicht so etwas einfallsloses und unspektakuläres wie Kirschlorbeer. Nein. Eine Hecke mit Funktion: Sie soll für Insekten und Vögel geeignet, aber auch winterhart, blickdicht und dicht gewachsen sein. Das klingt schwierig, ist es aber eigentlich nicht. Und die Mühe ist es wert.
Hecken für Vögel, Insekten und Kleintiere
Für diese Hecken sollte man, wenn möglich, heimische Gehölze verwenden. Wildobst eignet sich gut: Kornelkirsche, Wildpflaumenarten, Holunder, Weißdorn, Hundsrose, Felsenbirne, Faulbaum, Berberitzen, Salweide, Mehlbeeren, Heckenkirsche, Traubenkirsche, Wildapfel, Schneeball, Alpenjohannisbeere und Geißbart.
Wie viele Pflanzen brauche ich für eine Hecke?
Die Anzahl der Pflanzen pro Quadratmeter hängt von verschiedenen Faktoren ab. Von der Pflanzenart, von der Heckenart (Schnitthecke oder wilde Hecke) und von der gewünschten Höhe der Hecke.
Schnitthecke
Für Schnitthecken, die schön dicht werden sollen und durch einen regelmäßigen Schnitt in Form gebracht werden, gilt folgende Faustregel:
- Bei einer Höhe von einem Meter werden drei Pflanzen pro Meter gesetzt.
- Bei einer Höhe von 60 Zentimetern werden vier Pflanzen benötigt.
- Koniferen sollten sich beim Pflanzen leicht berühren, damit sie schnell eine geschlossene Hecke bilden. Fünf Pflanzen auf zwei Metern sind in diesem Fall ein anzustrebendes Maß.
Wilde Hecke
Wilde Hecken, zum Beispiel aus Wildobst, werden nicht wie die Schnitthecke in Form gebracht. Die Gehölze dürfen wachsen und geben der Hecke einen natürlichen Wuchs, brauchen aber auch viel mehr Platz. Die Gehölze sind also unterschiedlich hoch und breit. Der Pflanzenabstand hängt auch hier von der natürlichen Wuchsform der Gehölze ab.
- In Reihe gepflanzt, sollten die Gehölze in einem Abstand von etwa 1,50 Meter gesetzt werden.
- Im Zickzack gepflanzt, sollte ein Abstand von zwei bis drei Meter eingeplant werden.
Werden die Hecken versetzt - also im Zickzack gepflanzt - sehen sie noch natürlicher aus. Vor die Hecke kommen Steine und Totholz für Eidechsen und anderes Getier.
Wie wird eine Hecke geschnitten?
Beim Schnitt müssen wieder Schnitthecken und wilde Hecken unterschieden werden.
Schnitthecken
Mit einem Formschnitt können Schnitthecken das ganze Jahr über gestutzt werden. Von einem Formschnitt spricht man, wenn lediglich herauswachsende Zweige entfernt werden. Ein grundlegender Formschnitt sollte bei immergrünen Hecken kurz vor dem ersten Austrieb im Frühjahr erfolgen. Einen zweiten Schnitt können Sie im Herbst, vor den ersten Frösten, durchführen. Zur selben Zeit erhalten sommergrüne Hecken ihren Schnitt. Sehr stark wachsende Hecken wie Liguster oder Ahorn, werden Ende Juni nochmals in Form geschnitten, nach dem "Johannistrieb". Dann wächst die Hecke nicht mehr so stark nach und behält die gewünschte Form.
Wilde Hecken
Eine wilde Hecke darf wachsen. Sie sollte alle fünf bis zehn Jahre radikal im Winter geschnitten werden. So verjüngt man die Gehölze. In England gibt es Weißdornhecken, die traditionell alle fünf Jahre radikal geschnitten werden. Sie sollen angeblich viele hundert Jahre alt sein.
Ein Schnitt an frostigen Tagen und auch an Tagen mit starker Sonneneinstrahlung, ist grundsätzlich nicht zu empfehlen.
Was ist beim Pflanzen an der Grundstücksgrenze zu beachten?
Eine Faustregel besagt: 50 Zentimeter Abstand zum Nachbargrundstück und nicht höher als zwei Meter. Das kann allerdings je nach Bundesland unterschiedlich geregelt sein. Eine Weißdornhecke würde ich zwei Meter von der Grundstücksgrenze entfernt pflanzen.
Beim Überhang gibt es aber eine bundeseinheitliche Regel. Wenn ich in meinem Grundstück erheblich von einem Überhang beeinträchtigt werde, kann ich den Besitzer auffordern, die zu hohe Hecke oder eben den Überhang entfernen zu lassen. Kommt der Besitzer der Hecke nach mehrmaliger schriftlicher Aufforderung nach einer Frist nicht nach, kann das Selbsthilferecht beansprucht werden.
Der beste Pflanzzeitpunkt für eine neue Hecke
Herbstzeit ist Pflanzzeit, dies gilt auch für Hecken. Für immergrüne Laubgehölze und Koniferen ist die Zeit ab August bis September ideal. In den noch warmen Boden gesetzt, können sich die Wurzeln gut entwickeln. Das macht sie gegen Verdunstungsschäden im Winter gefeit. Je früher der Pflanzzeitpunkt, desto besser kommen die Immergrünen über den Winter.
Der Oktober ist dann der Auftakt für die Pflanzung von Laub abwerfenden Gehölzen. Zu diesem Zeitpunkt bekommt man auch die günstigeren, wurzelnackten Pflanzen im Handel. Noch später werden dann Hainbuchen und Rotbuchen gepflanzt, da sagte man schon früher: Da muss erst der Schnee drüber, bevor man sie aus der Erde nimmt.
Was ist beim Pflanzen noch zu beachten?
Das Pflanzloch sollte etwa eineinhalb- oder sogar zweimal so groß sein wie der Wurzelballen. Für Hecken sollte man am besten gleich einen kompletten Graben ausheben. Besonders bei schweren Böden ist es wichtig, dass der Grund der Pflanzgrube spatentief gelockert wird. Eine Drainageschicht aus Kies hilft, Staunässe zu verhindern.
Was muss man bei der Auswahl der Pflanzen beachten?
In Gegenden mit strengen Wintern sind Feldahorn und Hainbuchen empfehlenswerte Heckenpflanzen. Die heimische, robuste Kornelkirsche (Cornus mas) ist Bienenweide im Frühjahr und Vogelnährgehölz im Herbst. Bewährt haben sich auch Eibe, gewöhnlicher Liguster (Ligustrum vulgare) und blaue Heckenkirsche (Lonicera caerulea). Wer jedoch giftige Gehölze im Garten vermeiden möchte, sollte auf diese Arten verzichten. Als besonders salzverträglich erweist sich eine kleinblättrige Ulme (Ulmus x hollandica 'Jacqueline Hillier'). Sie neigt allerdings zu Wurzelausschlägen.
Warum Thuja und Co aus Gärten verschwinden sollten
Thuja brauchen eine Niederschlagsmenge von über 1.200 mm im Jahr und diese Regionen sind bei uns selten. Wenn sie zu trocken stehen, gehen sie einfach ein. Scheinzypressen sind die "Untoten" der Gartenpflanzen - blasse, leblose Wesen. Wenn es im Sommer heiß wird, sind sie eine Zeitbombe, Sie entzünden sich durch jeden Funken.
Der Kirschlorbeer bzw. die Lorbeerkirsche sind nicht zu empfehlen: Diese Hecken werden richtig hässlich, wenn sie älter werden. Wenn sie im Winter kalten Winden ausgesetzt sind, frieren sie auch stark zurück und brauchen wieder ein paar Jahre, bis sie sich erholen.
Sichtschutz im Winter: Alternativen zu Kirschlorbeer und Thuja
Als Nadelgehölze kommen Eiben, eventuell Hemlocktannen, für Hecken in Frage. Eiben haben noch keine Schadorganismen, die Probleme machen. Ein weiterer Vorteil: Werden die Pflanzen zu groß, kann man sie problemlos total zurückschneiden und sie treiben danach wieder aus. Die Hemlocktanne (Tsuga canadensis) gilt auch als relativ unkompliziert, aber eine Hecke daraus könnte kostspielig werden.
Immergrün sind auch Strauchmispeln und Feuerdorn. Letztere sind für Vögel und Insekten sehr attraktiv. Die wintergrüne Strauchmispel (Cotoneaster watereri 'Cornubia') ist im Herbst ein echter Hingucker, sie ist voll mit roten Beeren. Im Frühjahr blüht sie weiß. Ich würde diese Sträucher eher locker wachsen lassen, ohne starken Formschnitt, den sie aber auch vertragen würde.
Schnittverbot bis Oktober - Formschnitt erlaubt
Im Bundesnaturschutzgesetz § 39 ist bundeseinheitlich festgelegt, dass vom 1. März bis 30. September die Hecken nicht radikal abgeschnitten oder auf Stock gesetzt werden dürfen. Lebensräume dürfen nicht gestört werden. Das heißt aber nicht, dass ich in der Zeit gar nicht schneiden darf. Der Zuwachs kann auch im Sommer zurückgeschnitten beziehungsweise in Form gebracht werden. Aber immer mit dem Verweis: Bitte keinen Lebensraum zerstören!
Quelle: MDR Garten/Brigitte Goss
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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 25. September 2022 | 08:30 Uhr