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Geigenbauer in seiner Werkstatt in Markneukirchen (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance / dpa | Jan Woitas

Nachhaltigkeit im InstrumentenbauAchtung Tropenholz – ist der Musikinstrumentenbau nachhaltig?

17. September 2021, 12:36 Uhr

Nachhaltigkeit - das ist auch ein Thema im Musikinstrumentenbau. Dort verwenden die Musikinstrumentenmacher für manche Teile ihrer Instrumente Tropenhölzer: Schlangenholz, Ebenholz, Rosenholz - Hölzer mit einer bestimmten Härte und besonderen Klangeigenschaften. Ob das nachhaltig funktionieren kann, hat Antje Uebel gefragt. Sie war bei den Musikinstrumentenbauern im Vogtland.

von Antje Uebel, MDR KLASSIK

Besondere Eigenschaften des Holzes sind wichtig

In der kleinen Werkstatt von Vater Bernd und Sohn Michael Dölling in Wernitzgrün im Vogtland entstehen Geigenbögen. Dafür verwendet Michael Dölling ein ganz besonderes Holz, Fernambuk: "Es ist ein Hartholz, und es ist Blattbaum. Für den Bogenbau hat sich es eigentlich durchgesetzt durch die klanglichen Eigenschaften, die es besitzt, durch sein spezifisches Gewicht um die 60 Gramm. Es hält die Spannung, wenn man dem Ast die Biegung gibt. (...) Und es gibt bis heute keine Alternative."

Fernambuk aus Brasilien

Brasilholz, Fernambuk Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Fernambuk zählt als Nationalbaum in Brasilien. Durch viele Brandrodungen ist er inzwischen bedroht. Seit mehr als 15 Jahren befindet sich das Holz auf der sogenannten CITES-Liste – es darf nicht mehr ausgeführt werden. Geigenbögen aus Fernambukholz baut man aber seit etwa 250 Jahren.

Wenn man kein gutes Holz hat, bekommt man auch keinen guten Bogen. Und ohne gutes Material wird kein Musiker den Bogen kaufen.

Bernd Dölling, Geigenbogenhersteller

Keine Alternative für Palisander

Auch die Gitarrenbauer Frank und Marcus Dietrich verwenden Tropenhölzer. In ihrer Werkstatt in Erlbach verarbeiten sie Palisander. Dies sei ein sehr dichtes und relativ hartes Holz, das man bei Spitzeninstrumenten vor allem für die Zargen brauche.

An dem Tropenholz geht kein Weg vorbei.

Frank Dietrich, Gitarrenbauer

Wichtig: Seriöse Quellen

Kahlschlag und Raubbau in ökologisch sensiblen Tropenwäldern illegale Geschäfte sind hier an der Tagesordnung. Auch Veit Schindler weiß das, Geschäftsführer bei Oscar Adler, Gebrüder Mönnich und Co, ein Betrieb, der Holzblasinstrumente herstellt: "Es gibt unglaublich viele Anbieter weltweit, und da muss man immer sehr genau aufpassen, dass diese Quellen seriös sind."

Nehmen und geben

Auch den Geigenbogenherstellern in Wernitzgrün ist der der Regenwald nicht egal. Seit vielen Jahren zahlen sie in einen Fond zur Erhaltung des Fernambuk-Baumes ein: "Damit wird in Brasilien ein Projekt gefördert, das Fernambukholz Setzlinge angezogen und ausgepflanzt werden. Und nach soundsoviel Jahren haben wir dann ein Anrecht drauf, dass wir dort auch Fernambukholz einkaufen können."

Das, was die Musik weltweit verarbeitet, ist weniger als ein Prozent des ganzen Holzbedarfs. Das ist verschwindend gering. (...) Mit einem Paket, was man unter den Arm klemmen kann, können wir zehn Jahre arbeiten.

Frank Dietrich

Forschung steckt in den Kinderschuhen

Auch für Veit Schindler ist die Nutzung der Grenadilhölzer für Oboen und Klarinetten moralisch vertretbar und auch nachhaltig, doch er versteht, dass man auch nach Alternativen forschen muss. Neue Verfahrenstechniken, mit denen man heimische Hölzer mit den Eigenschaften der Tropenhölzer ausstatten könne, steckten noch in den Kinderschuhen, aber es gäbe sie bereits: "Das ist ein Mehrschrittverfahren, sodass das Holz dahingehend gestärkt, gehärtet wird und auch die Zelltrukturen konserviert werden, sodass sie dann sehr gute akustische Eigenschaften bekommen, fast so gut wie Grenadil übrigens."

Noch sind solche Verfahren sehr aufwändig und teuer. Doch das könnte sich ändern. Dann gäbe es vielleicht künftig im Musikhandwerk den Wohlklang ohne Tropenhölzer.

Dieses Thema im Programm:MDR KLASSIK | 17. September 2021 | 07:13 Uhr