Zweifarbige Grafik Kind vor geöffnetem Fenster 80 min
Bildrechte: MDR/Lisa Hentschel
80 min

Wenn Kindern Gewalt widerfährt, ist ein Trauma die Folge. Um solche Traumata zu behandeln, sind Vertrauen und Zeit erforderlich. Wie genau funktioniert das und wo fängt Gewalt an Kindern an? Mit Lisa Hentschel.

MDR SACHSEN-ANHALT Di 30.03.2021 09:49Uhr 79:52 min

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Über das Ankerland-Therapiezentrum - ab 00:05:11 Minuten

Das Ankerland ist ein Therapie-Zentrum für Kinder, die beispielsweise durch Misshandlung der Erziehungsberechtigten oder Schicksalsschläge traumatisiert wurden und unter Trauma-Folge-Störungen leiden. Andreas Krüger ist als ärztlicher Leiter für die verschiedenen Therapieformen im Ankerland verantwortlich. Er ist der Auffassung, dass Worte alleine nicht genügen, um mit den Trauma-Folge-Störungen umzugehen. Daher gibt es im Ankerland auch musikalische und künstlerische Therapieformen.  

Ein ganz wichtiger Faktor  bei allen Therapieformen ist Zeit. Vor allem bei Langzeit-Therapien gibt es laut Krüger nicht die strukturellen Voraussetzungen der Finanzierung durch die gesetzlichen Krankenkassen. Das Ankerland wird durch Drittmittel finanziert und will somit die nötige Zeit für die Therapien ermöglichen. 

Über Kennzeichen für traumatisierte Kinder - ab 00:25:00 Minuten

Es ist nicht selten, dass Kinder körperliche Beschwerden haben, aber Ärztinnen und Ärzte die Ursache dafür nicht finden können. Andreas Krüger hat die Erfahrungen gemacht, dass diese Beschwerden auch durch Trauma-Folgen ausgelöst werden können. Wird das Trauma, bzw. die Folgen behandelt, können auch die körperlichen Beschwerden wieder verschwinden. 

Die meisten Traumata entstehen durch Gewalt und durch Menschen, die den Betroffenen nahe stehen. Damit eine Therapie auch Heilung bringen kann, ist es notwendig, die Kinder aus dem belasteten Umfeld herauszuholen.

Was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen - ab 00:38:20 Minuten

Traumatisierte Kinder kommen mit einem Ur-Misstrauen und trauen keinem über den Weg. Daher ist es für Krüger wichtig, auf Augenhöhe mit den Kindern zu kommunizieren und ihnen über den gesamten Prozess Teilhabe und Kontrolle zu ermöglichen, um Vertrauen wiederherzustellen.

Dieses Prinzip versucht Krüger auch dann anzuwenden, wenn es um wichtige Entscheidungen mit anderen Institutionen (Jugendamt, Pflegefamilie etc.) gemeinsam geht. Dabei spricht er von der partizipativen Allianz. Diese Allianz kann sehr viel zum Wohle des Kindes bewegen, wenn alle gemeinsam und nicht gegeneinander arbeiten. 

Wann fängt die Gewalt an Kindern eigentlich an - ab 00:51:47 Minuten

Die Gewalt am Kind fängt nach Krüger dann an, wenn ein Erwachsener seine Macht gegenüber einem Kind missbraucht. Was die gesellschaftlich-kulturelle Entwicklung im Bezug auf das Kindeswohl betrifft, ist diese laut Krüger nicht besonders fortgeschritten. Das grundsätzliche Übel für ihn ist die soziale Ungerechtigkeit, woraus Gewalt gegen die Schwächsten folgt, also auch gegenüber Kindern.

Wie kann die Gesellschaft traumatisierten Kindern helfen? - ab 01:07:17 Minuten

Die Probleme und die Bedürfnisse der Kinder müssen in der breiten Gesellschaft auch als solche anerkannt und ernst genommen werden. Auch das Kinderrecht sollte Krügers Ansicht nach in Familienstreitigkeiten mehr Bedeutung bekommen. Wenn dies gelingt und die verschiedenen beteiligten Institutionen besser ausgestattet werden, wäre ein großer Schritt getan.

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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