Lydia Jakobi und Sokrates 46 min
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Es ist eine Zeit vieler Krisen. Die Menschheit ist überfordert, tut zu wenig und verdrängt zu viel. Wie kommt das? Lydia Jakobi hat darüber auf der Leipziger Buchmesse mit dem Soziologen Stephan Lessenich gesprochen.

MDR AKTUELL Di 02.05.2023 14:44Uhr 46:05 min

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Die Welt befindet sich gefühlt in einem permanenten Ausnahmezustand. Nach der Corona-Krise kamen Krieg und Inflation. Die Klima-Krise ist schon lange da. Armut auch. Ebenso wie die weltweite Armutsmigration. Und die Spaltung westlicher Gesellschaften scheint voranzuschreiten. Die Krisen häufen sich, das erzeugt Unsicherheiten bei den Menschen. Lydia Jakobi hat auf der Leipziger Buchmesse mit Stephan Lessenich darüber gesprochen. Er ist Soziologe und seit 2021 Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung.

Lessenich sagt, die derzeitige Lebensweise in westlichen Gesellschaften überstrapaziere die Ressourcen unseres Planeten und zerstöre andernorts Lebensgrundlagen. Wir in den reichen Ländern ignorierten das gern. Doch die Krisen der Welt kämen immer mehr auch hier an. Die hiesige Gesellschaft lebe nun in einem „nervösen Zeitalter“, die Entwicklungen beschleunigten sich. Viele Menschen ahnten, dass sich die bisher eingeübten Lebensweisen so nicht fortführen lassen würden, obwohl sie sich das wünschten. Seit der Finanzkrise 2008/2009 hätten die Krisen auch ein neues Niveau. Sie stoßen demnach in die Mitte unserer Gesellschaft vor und sind im Alltag spürbarer. Und Lessenich ergänzt: Die Krisen sind existenzieller, sie steigern sich und verstärken sich gegenseitig. Leider scheitere die Menschheit bei der Lösung der Krisen und verschlimmere die Lage. Noch dazu suggeriere man sich kollektiv, das man handle, ändere aber in den Grundsätzen wenig. Fatalismus, Zynismus, Possibilismus seien die Reaktionsmuster.

Lessenich sagt, der Umgang mit den Krisen unserer Zeit müsse sich fundamental verändern: „Die Dinge sind so, wie sie sind, aber sie müssen nicht so sein.“

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