Kinosterben? Sachsens Kinos fast ohne Gäste - Cinestar in Crimmitschau schließt

30. Juni 2022, 13:50 Uhr

In Crimmitschau hat das Kino geschlossen, weil es sich wirtschaftlich nicht mehr trägt. Die Situation der Kinos in Sachsen ist alles andere als rosig. Die Besucher fehlen und manche Vorführung gerät zur Privatvorstellung.

"Jurassic World", "Die Geschichte der Menschheit" und "Top Gun" - das waren die letzten Filme, die am Mittwoch im Crimmitschauer Cinestar über die Leinwand flimmerten. Jetzt haben sich die Pforten des örtlichen Filmpalastes geschlossen. Die Projektionsflächen bleiben weiß.

Kino in Crimmitschau geschlossen

Das Kino mit seinen drei Sälen sei nicht mehr rentabel gewesen, bedauert André Raphael, Oberbürgermeister von Crimmitschau. "Ich war immer sehr stolz, dass eine Stadt mit knapp 19.000 Einwohnern ein Kino in dieser Form hatte", sagte er in der Rückschau. Allerdings seien die Besucherzahlen bereits vor Corona mäßig gewesen. "Corona hat das Übrige noch dazugetan. Ich verstehe natürlich auch die wirtschaftlichen Überlegungen."

Ich war immer sehr stolz, dass Crimmitschau mit knapp 19.000 Einwohnern ein Kino in dieser Form hatte, verstehe natürlich auch die wirtschaftlichen Überlegungen.

André Raphael Oberbürgermeister von Crimmitschau

Die Stadtverwaltung überlegt, inwieweit Alternativen geschaffen werden können. So gibt es beispielsweise die Idee, mal auf dem Markt einen Kinofilm zu zeigen oder in einem Gebäude - als eine Art Studiokino.

Filmtheaterverband: Kein Kinosterben

Die Situation der Unternehmen sei nicht einfach, aber von einem Kinosterben will Christine Berg, Vorstandsvorsitzende vom Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF Kino), nicht sprechen. Man habe tatsächlich kürzlich acht Kinos verloren. Bei deutschlandweit mehr als 1.700 Kinos sei das nicht erheblich.

Allerdings fehle in allen Lichtspieltheatern Publikum, wie Berg berichtet: "Bei den Besucherzahlen sieht es leider nicht so gut aus. Wir haben immer noch einen Umsatzeinbruch von 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019." Dass 60 Prozent des Publikums wiederkommen, sei natürlich eine positive Nachricht. "Aber trotzdem ist da immer noch Luft nach oben." Insbesondere das ältere Publikum fehle.

Bei den Besucherzahlen sieht es leider nicht so gut aus. Wir haben immer noch einen Umsatzeinbruch von 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019.

Christine Berg Hauptverband Deutscher Filmtheater

Metropol: Manchmal nur zwei Gäste pro Film

Auch im Chemnitzer Kino Metropol kehren die Besucher nach der angeordneten Schließzeit aufgrund der Corona-Pandemie eher zögerlich zurück. Bei manchen Vorstellungen sitzen gerade einmal zwei Gäste im Saal, so auch an dem Vormittag, an dem sich Kinochefin Maret Wolff für ein Interview mit MDR SACHSEN Zeit genommen hat. Auch wenn sich solche Privatvorstellungen wirtschaftlich für Kinos nicht rechnen, fährt man im Metropol den Film ab. "Aus Kulanz", erklärt die Kinochefin.

Das Biotop Kino ist arg in Gefahr.

Maret Wolff Kino Metropol in Chemnitz

Gut laufen laut Wolff Komödien - wie immer in Krisenzeiten - und natürlich die Blockbuster wie "Top Gun" und "Jurassic World". Das bringe dem Programmkino vereinzelte Spitzen. "Aber es ändert nichts an der grundlegenden Tatsache, dass das Biotop Kino rein aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten arg in Gefahr ist."

Im Juli bietet das Metropol neben einigen Blockbustern auch Sonderfilme sowie das Freilichtkino, welches das Haus gemeinsam mit anderen Akteuren in der Möbelgalerie Tuffner organisiert. Es werde eine bunte Mischung aus Kulinarischem, Musik und Kino, kündigt Wolff an. Die beiden Besucherinnen verlassen gerade den Kinosaal. Der Film ist vorbei und sie sehen zufrieden aus: "Schöner als Fernsehen, man sollte sich das ab und zu mal gönnen", so ihre Meinung.

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MDR (mc,ma)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport | 29. Juni 2022 | 16:30 Uhr

5 Kommentare

tango2 am 01.07.2022

Es ist schon sehr traurig dass immer wieder Kinos schließen müssen oder kurz davor stehen. Ich denke es liegt nicht nur an den Preisen für einen Besuch, sondern auch an den Angeboten. Auch sollte man die Streaming Dienste nicht vergessen. Nun haben wir hier in Crimmitschau leider kein Kino mehr. Früher gab es Zwei davon. Das Capitol und die Weintraube in Neukirchen. Stolz sein, wie es unser Bürgermeister betont, kann ich nicht mehr sein. Von einer ehemals schönen Stadt mit allerlei Geschäften, gibt es nun so gut wie nichts mehr. Es wird nicht das letzte Geschäft bzw. Kino sein, was schließt. Leider geht es weiter bergab!

Gerald am 30.06.2022

Wird nicht das letzte Kino sein, das schließen muss! Die Preise steigen überall! Dann überlegt man, wo man als erstes verzichten kann! In diesem Fall ist es ein Kinobesuch! Was folgt als Nächstes? Vielleicht kleinere Theatern?

Freies Moria am 30.06.2022

Das aktuelle Kinosterben liegt eher an den Filmen.
Als regelmäßige frühere Kinogänger schüttelt man beim aktuellen Programm nur den Kopf, einmal im Monat ist man schon froh etwas zu finden, was den Besuch lohnt, längere Durststrecken sind die Norm.
Vor Corona hat man dagegen mit wöchentlichen Besuchen manchmal nicht alles sehenswerte sehen können...

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