Arznei-Engpässe Apotheker zu Medikamenten-Mangel in Sachsen: "Haben wirklich Not"

20. Dezember 2022, 19:42 Uhr

In der derzeitigen Erkältungs- und Grippewelle sind manche Medikamente knapp, vor allem Hustensaft, Fiebersäfte und Antibiotika für Kinder, aber auch einige Herzmedikamente. Jetzt verlangen Ärzte und Apotheker rasches Handeln von Gesundheitsministerin Köpping.

Angesichts der Probleme bei der Arzneimittelversorgung haben Ärzte, Zahnärzte und Apotheker in Sachsen die Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) zum raschen Handeln aufgefordert. Die Lieferschwierigkeiten seien eine große Gefahr für die weitere Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens, betonten die drei Kammerpräsidenten in einer Erklärung.

Freistaat könnte Arzneimittelbesorgung erleichtern

Zwar würden wesentliche Grundlagen, die zur Situation geführt haben, im Bundesrecht liegen. Das sollte die Landesregierung aber nicht von eigenen Aktivitäten gegen den unhaltbaren Zustand abhalten. Als Beispiel nannten die drei Vertreter Allgemeinverfügungen der Überwachungsbehörde in Sachsen, damit dringend benötigte Arzneimittel für Patienten leichter beschafft werden könnten.

Apotheker: Medikamentenmangel von erheblichem Ausmaß

Der Sprecher der Landesapothekerkammer, Göran Donner, sagte dem MDR: "Wir haben mit Lieferengpässen zu kämpfen, die mittlerweile ein erhebliches Ausmaß angenommen haben. Das Beispiel Fiebersaft für Kinder ist sehr präsent. Aber auch Antibiotika, verschiedene Herzmittel sind einfach momentan nicht besorgbar. Wir können auch nicht mehr austauschen. Wir haben wirklich Not, alle Patienten zu versorgen."

Wir haben wirklich Not, alle Patienten zu versorgen.

Göran Donner Sprecher der Landesapothekerkammer Sachsen

Man müsse erkennen, dass die "Geiz-ist geil-Mentalität im Gesundheitswesen vorbei" sei. Für die Gesundheit, für die Arzneimittel müsse mehr investiert werden, damit auch wieder Standorte in Europa gefördert werden könnten und Lieferketten langfristig gesichert seien. "Billig, billig geht nicht mehr", urteilte der Landesapothekensprecher.

Mehr Solidarität, mehr Geld als Anreiz

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin, er werde die Kassen tagesaktuell anweisen, 50 Prozent mehr zu zahlen als den bislang gesetzlich festgelegten Festpreis. Das solle Hersteller motivieren, ihre Medikamente wieder verstärkt in Deutschland anzubieten und mehr von gefragten Arzneien herzustellen, etwa Krebsmedikamente oder Antibiotika.

Am Wochenende hatte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft vorgeschlagen. Gesunde sollten sich solidarisch verhalten und vorrätige Arzneimittel an Kranke abgeben.

MDR (kk/thb)/MINA

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 20. Dezember 2022 | 14:00 Uhr

3 Kommentare

Maria A. am 21.12.2022

Da kommen Erinnerungen die tristen Achtziger in der DDR auf. Wo Ärzte Langzeitpatienten baten, die Westverwandtschaft um bestimmte, in der DDR kaum noch erhältliche, Arzneimittel anzupumpen. Vor ca. fünf Jahren wurde ich das erste Mal damit konfrontiert, dass es Engpässe gab. Ich hatte mir ein Schlafmittel verschreiben lassen, dass ich vor 8, 9 Jahren problemlos erhalten hatte. Das war "momentan nicht lieferbar". Und auch meine bewährten Celestamine, zwar die letzten Jahre mit Selbstzahlung, aber für meine Pollenallergie das bewährteste Behandlungsmittel, bekam ich plötzlich nicht mehr. Es gab damals noch ungläubige Gesichter, als ich davon berichtete. Dann ging es mit den Engpässen bei Blutruckmedikamenten los. Und davon waren wirklich viele Menschen betroffen. Erstaunlich, dass es noch zwei Mangeljahre bedurfte, ehe das Desaster mal zum öffentlichen Thema wurde. Und beinahe peinlich, wie lange das Gesundheitsministerium untätig blieb, als für Kinder bereits Medikamente fehlten.

Karl-W am 21.12.2022

Ein Trödelmarkt für Arzneimittel ist vorgeschlagen worden wo Arzneimittel die nicht gebraucht oder abgelaufen sind abgegeben werden können. Die Quelle habe ich leider vergessen. Aber was mir passiert ist ist Realität. Ich wollte nicht mehr benötigte Arzneimittel in der Apotheke abgeben wie ich es immer machte. Aber diesmal war alles anders. Ich bekam gesagt ich solle diese im Hausmüll entsorgen da Medikamente nicht mehr zurückgenommen werden.

Anni22 am 21.12.2022

Wie berichtet wird, gibt es die Medikamente in Nachbarländern. Ist das so schwer von den Nachbarn etwas abzukaufen?

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