MDR next Podcast-Konferenz Das sind die Learnings aus den Podcast-Workshops

19. Dezember 2019, 13:54 Uhr

In vier Workshops konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Podcast-Konferenz fit machen in Sachen Dramaturgie & Storytelling, Distribution, Nutzerinteraktion und Sound. Hier gibt's die Learnings.

Workshop Distribution mit Alexander Freise

Alexander Freise im Workshop Distribution
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  • Kooperationen in der Podcast-Szene sind wichtig (Beispiel: 1LIVE Podcast-Festival).
  • Seeding muss man langfristig und konstant angehen und nicht nur sporadisch.
  • Plattformen wie Apple Podcasts und Spotify wollen Nutzer auf ihren Angeboten haben. Diese Ausgangssituation kann man für sich nutzen, um eigene Produktionen dort zu platzieren, indem man den Plattformen in Aussicht stellt, dass die neuen Podcasts Traffic generieren werden, weil diese beispielsweise mithilfe einer Social-Media-Kampagne oder im linearen Programm beworben werden.
  • Es ist notwendig und sinnvoll, Partnerschaften bei Plattformen aufzubauen und diese zu pflegen.
  • Eine einheitliche Visual Identity kann helfen, mehr Sichtbarkeit auf Podcast-Plattformen zu erreichen.
  • Um die richtige Werbung in Social Media zu schalten braucht es Expertise und Zeit zum Testen.
  • Optimierte Metadaten sind wichtig.
  • Möglichkeiten der Crosspromotion sind anspruchsvoll, können aber gut funktionieren, wenn sie eigenständig konzipiert werden.
  • Feedback der Community ist wichtig und sollte unbedingt wahrgenommen und ggf. beantwortet werden.
  • Ein erster (standartisierter) Fragebogen kann bei der Konzipierung neuer Formate helfen, der Idee einen ersten Feinschliff zu verpassen.

Workshop Nutzerinteraktion mit Kai Witvrouwen

Kai Witvrouwen im Workshop Nutzerinteraktion
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  • Podcast Hörer*innen sind gebildet, technik-affin und suchen gute Qualität.
  • Podcast Hörer*innen sind aufnahmefähig & aufmerksam. Sie haben Lust auf Informationen & inhaltliche Tiefe, kein Hintergrundrauschen.
  • Podcast Hörer*innen sind engagiert und loyal. Wenn das Format es hergibt, wünschen Sie sich einen Host, zu dem sie eine Bindung aufbauen können und dem sie treu bleiben.
  • Rückkanäle schaffen und nutzen! Auf Instagram & Facebook vernetzen, WhatsApp & E-Mail anbieten, denn:
  • Podcast Hörer*innen möchten Kontakt und Diskussion. Auf Sozialen Medien wollen die Hörer*innen diskutieren oder über private Kanäle ihren Input zum Thema teilen. Deshalb: Nicht nur Links posten, sondern im Gespräch bleiben!
  • Hosts müssen ihren Podcast lieben! Fehlende Authentizität fällt schnell auf. Und wer seinen Podcast liebt, der spricht auch gern mit der Community, denn:
  • Ressourcen für Community-Pflege & -Management einplanen! Kontakt halten ist intensiv und aufwendig, aber enorm wichtig und zahlt sich in Hörer-Treue und Feedback aus.
  • Nutzer*innen wünschen sich Call-To-Actions, sie sind aber nicht alle gleich aktiv: Engagement Level 1: Ein Großteil der Nutzer*innen. Sie reagieren kaum oder nur sehr niederschwellig (Liken oder Emojis). Engagement Level 2: Schreiben manchmal einen kurzen Kommentar, vielleicht noch eine E-Mail oder Sprachnachricht. Engagement Level 3: Hinterlassen lange Mails oder Sprachnachrichten, erzählen persönliche Geschichten und wollen in direkten Dialog treten.
  • Klar kommunizieren! Wenn z.B. Instagram-Kanäle in Podcasts genannt werden, lieber den Namen buchstabieren, damit niemand bei der Suche frustriert wird.
  • Podcasts sind kein Radio. Radio muss in ein Programmschema passen, soll beim Nebenbei-Hören widererkannt werden, will einordnen, nicht beliebig sein sondern den größten gemeinsamen Nenner einer diversen Hörerschaft finden. Podcasts werden bewusst ausgesucht und gehört, sollen persönlich ansprechen, sind bei Themen und Qualität mitunter schmerzfrei und finden den kleinsten gemeinsamen Nenner der Hörerschaft.

Workshop Sound mit Holger König und Holger Kliemchen

Holger König und Holger Kliemchen im Workshop Sound
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  • Hörst du die Signale? Frage dich immer: Für wen mache ich dieses Audioprodukt? Wer wird es hören und vor allem: wo? 
  • Mikrofonierung: Es gibt mehr als nur das Flashmic! Achte auf das passende Mikrofon für deine individuelle Aufnahme-Situation und lass dich gern von Toningenieur*innen / Tontechniker*innen im Haus beraten! Empfehlung: ein gutes Reportage- / Allzweckmikro zum unschlagbaren Preis ist das AKG C1000S für ca. 90 €
  • Tascam/Zoom: Nutze den externen Mikro-Anschluss! Bei den beliebten Aufnahmegeräten wie Tascam oder Zoom lieber ein externes Mikrofon anschließen – die Geräte sind praktisch, aber leider auch sehr geräuschanfällig in der Hand.
  • Kopfhörer vor Ort! Dein Ohr trügt dich gern mal: Benutze deshalb immer Kopfhörer zum Abhören deiner Aufnahmen vor Ort.
  • Windschutz nicht vergessen! Es gibt nicht nur den Popp-Schutz, sondern auch einen Windschutz. Notfalllösung, wenn keiner zur Hand ist: einen aufgespannten Regenschirm nutzen!
  • Störgeräusche: Erkennen, vermeiden – und niemals unterschätzen! Der kleffende Hund, der surrende Kühlschrank, das laufende Küchenradio, die Feuerwehrsirene, der Rasenmäher in Nachbars Garten oder der vorbeifliegende Helikopter – alles wirkt später im Studio viel intensiver als live vor Ort und es erschwert dir ungemein den Schnitt der Töne. 
  • Mut zu mehrspurigen Aufnahmen! Atmosphären und Geräusche separat und in Stereo aufnehmen (MS-/XY-Aufnahmen)! Damit lässt sich später im Schnitt so viel mehr anfangen.
  • Mut zu Programmen auch außerhalb des Dira-Kosmos! Lass dich auch hierzu gern von Toningenieur*innen / Tontechniker*innen zu Programmen und Möglichkeiten im Haus beraten!
  • Studioboxen: Erst klein, dann groß Produzieren / Mischen / Abnehmen immer erst über die kleineren Boxen, dann über die großen Studioboxen – andersrum gehen viele Details verloren.
  • Mut zur Gestaltung! Ein Podcast muss nicht nur der aufgezeichnete Talk zwischen zwei Menschen mit ein wenig Musik drunter sein. 
  • Musikauswahl: Frage dich immer: ist deine Lieblingsmusik wirklich die passende für den Beitrag? Und: Sollte sie wirklich Text beinhalten?

Workshop Dramaturgie Storytelling mit Emily Ulbricht

Workshop Dramaturgie mit Emily Ulbricht
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  • nutzt konsequent das klassische Wissen, Geschichten zu erzählen: Anfang-Mitte-Ende
  • Protagonist-Antagonist; Herausforderung; Konflikt; Wendepunkt; Identifikationsfigur; kausal zusammenhängende Ereignisse; pars-pro-toto 
  • erzählt das dokumentarisch verdichtete echte Leben 
  • denkt in Szenen (auch filmisches Erzählen) 
  • verlangt mitunter andere Interviewführung (Wo warst du, als du dich verliebt hast?) 
  • lässt sich in der Planung fokussieren:

Somebody [a character in motion doing something] 
does something because [a motivation for doing that thing] 
but [a challenge to overcome] 
I'm doing a story about X [Topic]. 
And what's interesting about is Y [Story]. 

  • verursacht bei professionellen Podcast-Produzenten in USA einen erheblichen Workflow in der Redaktion und der Produktion. (Storyboard, geplante, geskriptete Natürlichkeit) 

Erstellt mit Marcel Roth, Julien Bremer, Julia Kremer & Thomas Jähn.