Festival für die digitale Gesellschaft Unsere Learnings der re:publica 2023

16. Juni 2023, 15:46 Uhr

Wir waren auf der re:publica 2023 unterwegs und haben uns Panels angeschaut und Vorträge gehört, bis die Ohren geglüht haben. Hier stellen wir Euch unsere Highlights vor.

Wie ihr Memes für euer Content-Marketing nutzen könnt

Daniel Wiegärtner
Daniel Wiegärnter bei seinem Input Bildrechte: Christin Schulz/MDR next

Daniel Wiegärnter ist sowas wie  der deutsche Meme-Gott. Als er 2020 den Instagram-Meme-Channel “same_memes” vom rbb redaktionell übernommen hat, ist dessen Follower*innenzahl innerhalb weniger Monate von 9000 auf 50.000 gestiegen. Wie ihr Memes für euer Content-Marketing nutzen könnt und wie ihr sie einfach selbst machen könnt, hat er auf der re:publica erklärt.

Warum Memes im Content Marketing?

  • Identifikation - die Zielgruppe fühlt sich angesprochen, weil sie sich mit dem Meme identifizieren kann
  • Teilen - Memes sind leicht zu erstellen, leicht konsumierbar und witzig- das teilt man gerne auch mit anderen
  • Persönlichkeit - Memes verleihen deiner Marke Persönlichkeit und zeigen, dass du Netzkultur nicht nur verstehst, sondern lebst

Diese Fragen solltest du dir stellen, bevor du loslegst:

  • Was bringt deine Zielgruppe zum Lachen?
  • Was sieht sie sich auf Social Media an?
  • Worüber redet deine Zielgruppe mit Freund*innen?
  • Welchen anderen Marken folgt sie?
  • Wie verbringt deine Zielgruppe ihre Freizeit?
  • Was schaut sie noch?
  • Welche Charaktere/ Schauspieler*innen etc. findet sie spannend?

Und so geht’s: 

  • Trau dich und mach nicht zu viele Korrekturschleifen- Memes müssen aktuell sein.
  • Nutze die Sprache deiner Zielgruppe.
  • Nutze Templates - davon gibt es viele und sie werden bereits verstanden Bsp: “Bad Luck Brian”.
  • Video Memes Länge zwischen 4 und 23 Sekunden - zu kurz: der User ist in einer Dauerschleife- das kann nerven. Zu lang: User*in verliert das Interesse.
  • Respektvoll bleiben- mach dich nicht über Menschen lustig, denen es schlechter geht, als dir. 
  • Behalte die Trends im Blick.
  • Wenn du Inspiration suchst, können diesen Accounts helfen: @galerie.arschgeweih, @gustavderliebe, @berlinauslandermemes, @classical_art_memes_official, @oer.memes und der Webseite www.knowyourmeme.com, um zu recherchieren, welche Memes welche Bedeutung haben.
  • Zum Meme Erstellen zum Beispiel die App “dopameme” herunterladen.
  • Hab Spaß - was dich zum Lachen bringt, bringt auch andere zum Lachen.

“From macro to nano: how to run a 3rd world disinformation troll farm for fun and profit”

Jay Fajardo auf der re:publica 2023
Jay Fajardo auf der re:publica 2023 Bildrechte: Amelie Hüsni/MDR next

Ihr wollt verstehen, wie moderne Trollfarmen das Wahlverhalten einer ganzen Nation beeinflussen können? Dann schaut in den deep dive von Jay Fajardo, philippinischer Tech Entrepreneur, “From macro to nano: how to run a 3rd world disinformation troll farm for fun and profit”.

Worum geht es?

Die Philippinen wurden bis 1986 diktatorisch von Ferdinand Edralin Marcos regiert. Ein Volksaufstand kickte den menschenverachtenden Plünderer aus dem Amt ins Exil. 2022 wird für Außenstehende überraschend sein Sohn Ferdinand Marcos Jr. (Bong Bong) zum Präsidenten der Philippinen gewählt. Wie dieser Imagewechsel der Familie Marcos gelang? “Durch weaponized social media, fake news und sogenannte Keyboard Warriors in Trollfabriken”, erklärt der Tech-Entrepreneur Jay Fajardo, der sich zu Recherchezwecken als Troll über WhatsApp anwerben ließ und das ganze System in seinen Recherchen offen legt: “Bong Bong schaffte es, den öffentlichen Diskurs durch Propaganda, eine Armee an Trollen, eine Long-Tail-Strategie mit Micro- und Nano-Influencern und einem riesigen Budget zu seinen Gunsten zu manipulieren.”

Ihr wollt lieber hören statt lesen? 

Dem unglaublichen Fall widmen sich auch mehrere Podcasts: “Catch me if you can” zu den Hintergründen oder im Deutschen der Zeit Verbrechen-Podcast “Blut und Schuhe”.

Diskutieren mit Florett statt Knüppel 

Moderator Jo Schück bei der re:publica 2023
Moderator Jo Schück bei der re:publica 2023 Bildrechte: Pia Uffelmann/MDR next

Jo Schücks Diagnose der aktuellen Fernseh-Talkshow-Kultur: Es geht nicht darum, Lösungen zu finden, sondern zu gewinnen. Dem ZDF Moderator zufolge werde in den Diskussionen mit dem Knüppel und nicht mit dem Florett hantiert. Das Format “13 Fragen” will dem etwas entgegen stellen.

Sich überzeugen lassen

Beim ZDF Mediatheks- und YouTube-Format “13 Fragen” diskutieren ein Pro und ein Contra-Lager über Themen, die polarisieren. So weit, so bekannt. Etwa über das Posten von Kinderfotos auf Socialmedia, über das Einbürgerunsgesetz oder über Transgender. Aber anstatt nur aufeinander loszugehen, checken die Teilnehmerinnen und Teilnehmer regelmäßig, ob sie die Argumente der anderen überzeugen. Manche gehen so aufeinander zu, andere bleiben bei ihrer Meinung. Es sei auch schon vorgekommen, dass jemand komplett die Seiten gewechselt habe, erzählt der Moderator.

Moderator als Mediator

Das größte Learning von seinem Input ist so einfach wie wirkungsvoll: Diese Diskussionsrunde bei “13 Fragen” ist darauf angelegt, aufeinander zuzugehen. In diesem feinen Unterschied zu Talkshows, die auf Krawall angelegt sind, steckt die Stärke. Denn die Diskussionskultur ist dann eine andere, wenn es darum geht, Kompromisse zu finden, erzählt Jo Schück. Als Moderator agiert er als Mediator. Er fragt ab: “Bei mir ist von dir jetzt die Aussage XY angekommen - Ist das dein Punkt?" Mit dieser Art zu moderieren will er Vertrauen schaffen. Sodass niemand das Gefühl hat, in die Pfanne gehauen zu werden.