Schwarz-weiß Zeichnung: Person liegt unter Löwe, andere Person richtet Gewehr auf Löwen, weitere Personen im Hintergrund
David Livingstone wird von Mebalwe, einem örtlichen Schulmeister gerettet Bildrechte: imago/United Archives International

Wissen-News Märtyrer für die Forschung? Afrika-Reisen im 19. Jahrhundert nicht so ruhmreich wie dargestellt

26. November 2024, 09:44 Uhr

Mehr Epos als Held? Forschungsreisen auf den afrikanischen Kontinent verliefen nicht so glanzvoll, wie von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Zu diesem Schluss kommt eine Abhandlung im Blog der zur Universität Erfurt zugehörigen Forschungsbibliothek Gotha. So sei die Verklärung auch einem "sendungsbewussten Europa" geschuldet und ein neuer Blick auf Afrikareisende wie David Livingstone und Gustav Nachtigal notwendig.

Eine kritische Sichtweise herrschte zudem bereits unter Zeitgenossen vor, weshalb manche Expeditionen auch in Vergessenheit gerieten, schreibt der Germanist Alfred Feierabend. Beispielhaft sei hier eine mehrköpfige Reise, unter anderem des in Görlitz geborenen Botanikers Hermann Steudner.

Gescheiterte Expedition glorifiziert?

Dabei sollte der Verbleib des in Zentralafrika vermissten Reisenden Eduard Vogel geklärt und eine aus europäischer Sicht bisher unbekannte Region entdeckt werden. Die Expedition sei etwa durch persönliche Differenzen in der Reisegruppe, durch das Trinkverhalten Steudners und dessen Tod sowie ungeplante Umwege gekennzeichnet gewesen. Das Scheitern der durch Spenden finanzierten Expedition sei eigentlich einem Skandal gleichgekommen, so Feierabend, wurde jedoch von der am Spendenaufruf beteiligten Presse und Wissenschaft kleingehalten. So sei gar ein kurzer Versuch unternommen worden, Steudner als Märtyrer darzustellen.

Auch bekanntere Forschungsreisende wie Henrey Morton Stanley oder David Livingstone würden nicht rühmlicher dastehen als Steudner. Tatsächlich seien die Personen von den Schwierigkeiten der Expeditionstätigkeit überfordert gewesen, hätten sich in einem permanenten Ausnahmezustand befunden und "waren in Fieber und Rausch nur bedingt zurechnungsfähig". Die jahrzehntelange Erzählung als Pionierleistung würde jedoch noch heute die Vorstellung der Afrikareisenden prägen.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 01. November 2024 | 16:20 Uhr

1 Kommentar

Harka2 vor 1 Wochen

Keine Ahnung welche Bücher die Autoren bisher gelesen haben, aber für mich war Karl May schon immer ein toller Märchenerzähler und nicht mehr und die Berichte der Forschungsreisenden klangen für mich nie nach einem Sonntagsspaziergang oder Abenteuerurlaub.