Eine Frau wischt über ihr Smartphone.
Bei einem Video zu bleiben, statt schnell zwischen vielen Filmen zu wechseln, verringert Langeweile besser, sagen Forscher aus Kanada. Bildrechte: IMAGO / Depositphotos

Wissen-News Swipen auf dem Smartphone befördert Langeweile

20. August 2024, 08:10 Uhr

Eine neue Studie hat untersucht, wie sich das schnelle Durchklicken durch Videos auf Langweile auswirkt. Sich Filme in Gänze anzusehen statt rasch zu wechseln, baue die Eintönigkeit eher ab.

Langeweile führt zu allerlei unerwünschten Erscheinungen. Studien haben gezeigt, dass Menschen, um dröge Momente zu vermeiden, beispielsweise aus Vergnügen anderen Schaden zufügen, kontraproduktiv auf der Arbeit sind, extreme politische Ansichten vertreten oder impulsiv einkaufen. Langeweile steht darüber hinaus im Zusammenhang mit depressiven Symptomen, Angstzuständen oder Risikobereitschaft. Daher ist es wenig verwunderlich, wenn Menschen bei Unterforderung schnell zu ihrem Smartphone greifen, um sich abzulenken. Und das, obwohl Untersuchungen gezeigt haben, dass die Nutzung der Mobiltelefone Langeweile erhöht und die Freude an sozialen Situationen nimmt. Verstärkt wird dieser Effekt laut einer neuen Studie aus Kanada noch weiter, wischt ("swipt") man sich durch das Internet, ohne zu verweilen.

Eintauchen statt vorbeirauschen

Die Wissenschaftler der Universität Toronto untersuchten in verschiedenen Experimenten mehr als 1.200 Probanden. In einem Versuch erhielten einige dabei die Chance, aus Langeweile zwischen verschiedenen Videoschnipseln zu wechseln, während ein anderer Teil bei einem Video verweilen musste, was allerdings in Gänze gesehen werden konnte. Im Vergleich der beiden Gruppen zeigte sich die erste danach gelangweilter als die zweite. In einem weiteren Experiment führte das Verbot, im Video zu spulen, zu einem ähnlichen Effekt im Vergleich zu Versuchsteilnehmern, die sich frei durch verschiedene Filme klicken konnten: Das Verweilen bei einem Video habe es ermöglicht, in den Inhalt einzutauchen und letztendlich das Seherlebnis als befriedigender, ansprechender und sinnvoller zu empfinden. Und damit letztlich weniger Langeweile zu spüren.

"Wenn Menschen ein angenehmeres Erlebnis beim Anschauen von Videos haben wollen, können sie versuchen, sich auf den Inhalt zu konzentrieren und den digitalen Wechsel zu minimieren", riet Hauptautorin Katy Tam. "Digitales Umschalten kann den Inhalt von Online-Videos bedeutungslos erscheinen lassen, weil die Menschen keine Zeit haben, sich mit dem Inhalt zu beschäftigen oder ihn zu verstehen", schließt Tam.

Autor

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | Thüringenjournal | 17. August 2024 | 19:00 Uhr

0 Kommentare