Wissen-News Forscher bergen 1,2 Millionen Jahre altes Eis
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13. Januar 2025, 11:32 Uhr
2,8 Kilometer ist der Eiskern lang, den Wissenschaftler in der Antarktis geborgen haben. Er macht einmalige Blicke in die Klimageschichte möglich.
Einen 2,8 Kilometer langen Eiskern hat ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in der Antarktis geborgen. Er bilde durchgehend mindestens 1,2 Millionen Jahre Klimageschichte ab, teilte das AWI mit. "Dies ist die längste kontinuierliche Aufzeichnung unseres vergangenen Klimas aus einem Eiskern und kann den Zusammenhang zwischen dem Kohlenstoffkreislauf und der Temperatur unseres Planeten aufzeigen", sagte Carlo Barbante, Koordinator des Projekts "Beyond Epica - Oldest Ice".
Rätsel der Klimageschichte
Der bisher längste durchgehende Eisbohrkern war im Jahr 2004 ebenfalls in der Antarktis geborgen worden. Er reicht etwa 800.000 Jahre zurück. Im Eis solcher Bohrkerne ist Luft mit den zur Zeit des Einschlusses vorhandenen Konzentrationen an Kohlendioxid und Methan enthalten. Aus solchen Werten lässt sich auf das Klima der Epoche schließen, in der die jeweilige Blase entstand. Die Forschenden hoffen, unter anderem ein bestimmtes Rätsel der Klimageschichte lösen zu können: Vor rund einer Million Jahren veränderte sich auf der Erde der Rhythmus von Warm- und Kaltzeiten. Wechselten die Zeitabschnitte zuvor alle 41.000 Jahre, verlängerte sich die Periode plötzlich auf 100.000 Jahre. Die Frequenz von Eiszeitzyklen zu verstehen, sei auch für die Zukunft des Planeten wichtig, erklärte AWI-Glaziologe Frank Wilhelms.
Das Bohrcamp "Little Dome C" liegt auf einem zentralantarktischen Plateau in einer Höhe von 3.200 Metern über dem Meeresspiegel, die durchschnittliche Sommertemperatur liegt dort nach AWI-Angaben bei minus 35 Grad. Abtransportiert wird der Eiskern in Teilstücken an Bord eines Eisbrechers. Eine Herausforderung dabei sei, die Kühlkette von minus 50 Grad aufrechtzuerhalten, hieß es. Dafür seien spezielle Kühlcontainer konstruiert worden. Untersucht wird das Uralt-Eis im AWI-Eislabor in Bremerhaven.
Link zur Studie
Die Studie "Smoother sea ice with fewer pressure ridges in a more dynamic Arctic" ist in "Nature Climate Change" erschienen.
dpa
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 29. Dezember 2024 | 13:25 Uhr
MDR-Team vor 7 Wochen
Hallo Rentner_55,
Ihr Kommentar betont zu Recht, dass Eisbohrkerne weit mehr als nur Einblicke in die Klimageschichte liefern. Danke für die Ergänzung. Dass der Fokus des Artikels auf das Klima gelegt wird, spiegelt die Relevanz des Themas in der aktuellen Forschung wider, sollte aber die anderen potenziellen Erkenntnisse aus solchen Bohrkernen nicht schmälern.
Die Rolle von Vulkanen als wesentlicher Einflussfaktor auf das Klima wird zunehmend untersucht und historische Ereignisse wie der Ausbruch des Zavaritski-Vulkans oder jüngere wie der Hunga Tonga-Hunga Haʻapai-Ausbruch zeigen, wie weitreichend solche Phänomene wirken können.
Mehr dazu: https://www.mdr.de/wissen/umwelt-klima/hunga-tonga-ausbruch-phytoplankton-wachstum-100.html
Viele Grüße vom MDR WISSEN Team