Ein Westpaket für die Kirche

Über die Jahre wurde vieles an die Gemeinden in der DDR geliefert, was kirchliches Leben unterstützte oder erst ermöglichte – oft auch an den staatlichen Stellen vorbei. Benötigt wurden z.B. Messwein und liturgische Gewänder für die Gottesdienste, aber auch ganz Alltägliches. Schließlich entwickelte sich ein regelrechter Versandhandel: "Unser Versand glich einem Warenlager mit Schuhen, Spielsachen, Kaffee, Lebensmitteln und vielem mehr" erinnerte sich Daniela Koch, langjährige Mitarbeiterin des Bonifatiuswerks, in einem Tagungsbeitrag der katholischen Akademie Berlin anlässlich des 20. Jahrestages des Mauerfalls.  

Warenlieferungen in die DDR durfte allerdings nicht mit dem Absender "Bonifatiuswerk" versehen werden, gestattet waren nur Paketsendungen von Privatperson zu Privatperson, gekennzeichnet als "Geschenksendung! Keine Handelsware!". So kam man auf einen Trick, der viele Unterstützer des Bonifatiuswerkes in die DDR-Hilfe einband. Wenn zum Beispiel in Paderborn ein Päckchen für den Pfarrer in Heiligenstadt im Eichsfeld gepackt worden war, wurde dieses zunächst an eine Privatperson in der Bundesrepublik geschickt, die es schließlich als private Geschenksendung bei der Post mit der gewünschten Adresse in Heiligenstadt aufgab. Mit diesem speziellen "Kurierdienst" unterstützten viele Katholiken aus Westdeutschland Gläubige im Osten. Wie viele sogenannte "Paten" sich an dieser verdeckten Hilfe für die katholischen Gemeinden in der DDR beteiligten, ist nicht mehr zu ermitteln. Aber zum Beispiel bei der Hilfe für die Erstkommunion wird die Leistung in Umrissen erkennbar. In den DDR-Gemeinden gingen pro Jahr etwa 800 Kinder zur Ersten Kommunion. Sie benötigten Kommunionkleider und Anzüge, die in der DDR nur sehr schwer zu beschaffen waren. Durch den improvisierten Paketdienst wurden ganze Jahrgänge komplett versorgt.

Einblick in eine Moderne Kirche mit blauen Glasmalereien 2 min
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