#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 1. November

01. November 2022, 05:00 Uhr

1849: Erste Briefmarke Deutschlands

Am 1. November 1849 kommt die erste Briefmarke Deutschlands heraus: der "Schwarze Einser" des damaligen Königreichs Bayern. Nur ein Jahr später folgt der berühmte rote "Sachsen-Dreier" aus dem damaligen Königreich Sachsen. Vorbild ist in beiden Fällen Großbritannien, das 1840 als erstes die "One Penny Black" herausbrachte. Zunächst gedacht als schmucklose Quittung für die Zahlung des Sendeauftrages, werden später auch Verzierungen vorgenommen, die vorrangig vor Fälschung schützen soll.

Sachsen-Dreier Briefmarke
1950 erscheint die erste Briefmarke des Königreichs Sachsen: der rote "Sachsen-Dreier". Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

1949: Berthold Brecht gründet "Berliner Ensemble"

Am 1. November 1949 gründet Bertolt Brecht mit seiner Frau, der Schauspielerin Helene Weigel, das "Berliner Ensemble". Brecht hatte dem nationalsozialistischen Deutschland den Rücken gekehrt und verbrachte mehrere Jahre im Exil in verschiedenen Ländern. In den USA, wo er bis 1947 lebte, war er wegen "unamerikanischer Umtriebe" verhört worden. Man warf ihm vor, revolutionäre Gedichte und Stücke zu verfassen. Daraufhin zog Brecht in die Schweiz, wo er strikt überwacht wurde. Zurück in der noch jungen DDR feierte Brecht große Theatererfolge. Das SED-Politbüro unterstützt die Gründung des Theaters mit einem Jahresetat von 1,5 Millionen Mark. Seit 1954 spielt das Ensemble im Theater am Schiffbauerdamm und bis heute stehen Inszenierungen der Stücke Bertolt Brechts auf dem Spielplan.

1957: Erich Mielke wird Minister für Staatssicherheit

Am 1. November 1957 wird der SED-Politiker Erich Mielke von Walter Ulbricht zum Minister für Staatssicherheit ernannt. Mielke baute zuvor die "Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft" im Ministerium des Innern der DDR auf, die 1950 zum Ministerium für Staatssicherheit umgebildet wurde. Unter Mielkes Leitung durchdringt die Stasi in den Folgejahren Staatsapparat, Bildungseinrichtungen, Betriebe sowie Kirchenleitungen und baut ein massives Überwachungssystem aus. Zudem übernimmt sie die Verwaltung der Grenzkontrollen, insbesondere an den Transitstrecken nach West-Berlin.

Bis zum November 1989 bleibt Mielke im Amt als Leiter der Staatssicherheit. Im Dezember verhaftet ihn die Militärstaatsanwaltschaft der DDR wegen Vertrauensmissbrauchs. Vier Jahre später wird er zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt - allerdings nicht wegen seiner Taten als Stasi-Leiter, sondern wegen der Ermordung zweier Polizisten. Aus gesundheitlichen Gründen wird Mielke 1995 vorzeitig aus der Haft entlassen.

1957: Rosemarie Nitribitt ermordet

Am 1. November 1957 wird die Frankfurter Prostituierte Rosemarie Nitribitt ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Das Verbrechen löst einen Skandal in der jungen Bundesrepublik aus, weil sich im Adressbuch der Toten Kontakte zu bekannten Persönlichkeiten finden. Darunter sind Harald von Bohlen und Halbach aus der Krupp-Familie und die Industriellensöhne Gunther Sachs und Harald Quandt.

Bei dem Verbrechen wird ein beträchtlicher Teil Bargeld entwendet, die Polizei schließt deshalb auf einen Raubmord und verhaftet den Handelsvertreter Heinz Christian Pohlmann. Er ist ein Freund Nitribitts und gerät unter Verdacht, weil er sich trotz hoher Schulden kurz nach ihrem Tod ein neues Auto leistet. 1960 wird Pohlmann aus Mangel an Beweisen freigesprochen, die Ermordung Nitribitts wird nie aufgeklärt.

1990: Hallenser wegen SED-Millionen-Transfer verhaftet

Am 1. November 1990 wird der PDS-Funktionär Karl-Heinz Kaufmann wegen des Vorwurfs der Untreue in Oslo verhaftet. Er hatte im selben Jahr 107 Millionen D-Mark aus dem SED-Altvermögen illegal auf Auslandskonten der russischen Firma "Putnik" transferiert. Nach seiner Verhaftung überweist er das Geld wieder zurück auf ein Konto der Treuhandanstalt. Der Prozess endet 1995 mit Freisprüchen für die drei Angeklagten, PDS-Schatzmeister Wolfgang Pohl sowie Wolfgang Langnitschke und Kaufmann. Das Gericht befindet, dass die Männer bei dem spektakulären Transfer nicht gegen die Partei-Interessen verstoßen haben. Vielmehr habe die PDS-Führung die Angeklagten sogar angewiesen, das Parteivermögen vor dem Zugriff der Treuhand zu retten. Somit erfülle der Millionen-Transfer nicht den Tatbestand der Veruntreuung von Parteigeldern.

1996: Geschäfte erstmals länger offen

Am 1. November 1996 tritt unter der Regierung von Helmut Kohl (CDU) das neue Ladenschlussgesetz in Kraft. Die Öffnungszeiten werden damit werktags von 18:30 auf 20 Uhr sowie samstags von 14 auf 16 Uhr verlängert. Einkaufen rund um die Uhr oder verkaufsoffene Sonntage werden mit der Föderalismusreform 2006 erlaubt. Seither kann jedes Land die Öffnungszeiten selbst bestimmen, nur die Sonntagsruhe bleibt per Arbeitszeitgesetz geschützt - mit Ausnahme einiger verkaufsoffener Sonntage.

2016: Heidenau-Randalierer vor Gericht

Am 1. November 29016 beginnt in Pirna die juristische Aufarbeitung der ausländerfeindlichen Krawalle von Heidenau. Drei Männer werden verurteilt. Bis 2020 folgen weitere Urteile gegen Neonazis. Im August 2015 hatte ein rechtsradikaler Mob vor einem zum Flüchtlingsquartier umgerüsteten Baumarkt randaliert. Sie bewarfen und verletzten Polizisten mit Flaschen, Steinen und Feuerwerkskörpern. Drei Nächte in Folge kam es zu Ausschreitungen.

Rechtsextremen Ausschreitungen: auf einer Straße werden Böller gezündet und Zäune umgeworfen.
Rechtsextreme Ausschreitungen 2015 vor einer Flüchtlingsunterkunft in Heidenau Bildrechte: IMAGO / epd

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 19. Oktober 2022 | 19:30 Uhr