Die Manufaktur in Bad Kösen

Kruse-Puppen als Marke

Nach dem Eingang der ersten Großaufträge, teilweise sogar aus Übersee, war klar, die Puppen ließen sich nicht mehr in Heimarbeit herstellen. Die Familie zog von Berlin nach Bad Kösen um. Bei einer Kur für eine ihrer Töchter hatte Käthe Kruse den thüringischen Kurort, der auch bei Künstlern sehr beliebt war, entdeckt. Dort mietete sie nun ein Wohnhaus und eine Werkstatt, beschäftigte bald 100 Angestellte, um die Nachfrage zu bedienen. Von Anfang an beherrschte sie die Vermarktung ihres Produkts. Sie stattete schon das erste Modell mit unterschiedlicher Kleidung und verschiedenen Namen aus, bot zudem Puppenkleidung, Möbel oder Bastelbögen an, arrangierte mit ihren Puppen kleine Szenen für die Kataloge. Und sie erkämpfte sich das Urheber- bzw. Markenrecht für ihre Puppen. Im Prozess vor dem Leipziger Reichsgericht 1923 wurde der Bing-Konzern verurteilt, die Produktion seiner Kruse-Kopien aufzugeben.

Kriegs- und Krisenzeiten

Die Kriegs- und Krisenzeiten überstand Käthe Kruse mit immer neuen Geschäftsideen - und Anpassungsfähigkeit an die neuen politischen Verhältnisse. So erfand sie, "inspiriert" von einer patriotischen Frontreportage, zunächst bewegliche Soldatenpuppen. Max Kruse half ihr erneut bei der Konstruktion - allerdings ein Flop. Für die folgenden Notstandszeiten brachte sie das preisgünstigere "Schlenkerchen" heraus, am Ende das "Deutsche Kind". Mit ihren lebensgroßen Schaufensterpuppen landete sie sogar in Zeiten der Weltwirtschaftskrise einen geschäftlichen Erfolg. Inzwischen waren ihre Kinder zunehmend integriert ins Familienunternehmen, leisteten ihren schöpferischen Beitrag, doch der blieb nach außen hin meist unerwähnt.

Neuanfang nach dem Krieg

Nach dem Krieg war die Puppenproduktion in der sowjetisch besetzten Zone kaum mehr möglich. Als ein Steuerprozess und die Enteignung drohten, floh Käthe Kruse in den Westen. Im Volkseigenen Betrieb wurden noch bis 1967 "Kösener Künstlerpuppen" hergestellt. Da hatten Kruses Söhne Max und Michael längst im westdeutschen Donauwörth eine neue Produktionsstätte gegründet. Die von der Mutter selbst entworfenen Modelle blieben erhalten und immer noch waren die Puppen handgearbeitet. Doch ihre Erfinderin war aus gesundheitlichen Gründen bald nicht mehr an der Produktion beteiligt. Zusammen mit ihrer ältesten Tochter zog Käthe Kruse 1951 nach Murnau in Bayern, wo sie die letzten Jahre bis zu ihrem Tod von der Tochter gepflegt wurde. 1956 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz für ihr Lebenswerk.

Am 19. Juli 1968 starb Käthe Kruse im Murnauer Krankenhaus. In ihren Puppen, die bis heute noch in Handarbeit in Donauwörth gefertigt werden, lebt sie weiter.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: MDR vor Ort - Beim Teddybären- und Plüschtierfestival in Bad Kösen | 26.11.2016 | 16:00 Uhr