Computer-Virus
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Anonyme Störenfriede im Netz Wie erkennt man gefälschte Kommentare?

05. Januar 2016, 09:32 Uhr

Die polnische Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Newsweek" veröffentlichte im Frühjahr 2014 eine Liste von Merkmalen, an denen man gefälschte Kommentare im Netz erkennen könne. Den Redakteuren der Zeitung waren vorher ungewöhnlich viele pro-russische Kommentare auf ihren Web-Seiten aufgefallen, die sie sich nicht erklären konnten. Sie hatten sie überprüfen lassen und herausgefunden, dass die fraglichen Kommentare tatsächlich von Trollen verfasst worden waren. "Newsweek" befragte daraufhin Netz-Experten, woran man Fake-Kommentare erkennen könne. Hier die Antwort:

An der Länge

Echte Kommentare sind in der Regel kurz, meist nicht mehr als zwei bis drei einfache Sätze. Gefälschte Kommentare sind lang und die Sätze komplex. Die Äußerungen haben eine klare Struktur mit Anfang und Ende.

An der Sprache

In echten Kommentaren ist die Sprache oft relativ einfach bis primitiv. Gefälschte Kommentare kommen intellektuell daher. Die Verfasser kennen sich mit Geschichte aus, benutzen Ausdrücke, die dem Durchschnitts-Internet-User fremd sind, appellieren an Emotionen, aber auch historische Ereignisse und Politik. Sie beleidigen nicht, wollen eher missionieren.

Am Timing

Gefälschte Kommentare werden auf manchen Foren alle zehn bis 20 Sekunden gepostet und bestehen dabei aus zehn bis 20 Sätzen. Das ist ein klares Indiz für Fälschung bzw. organisierte Meinungsmache: Es ist unmöglich, solche umfangreichen Texte so schnell ohne Vorbereitung zu veröffentlichen.

Am Stil

Normale User machen sich nichts aus Grammatik, Stilistik und Rechtschreibung. Gefälschte Postings sind gebügelt und gestriegelt, wie in einem Textverarbeitungsprogramm verfasst, fast wie ein gedrucktes Buch.

An der Wortwahl und der Art der Beschimpfungen

Fälscher benutzen Ausdrücke, die im Zielland unüblich sind. Zum Beispiel schreibt man in Russland "Faschisten" statt „Nazis" - dieser Ausdruck ist im Westen eher unüblich. In Deutschland schreibt man Nationalsozialisten (in historischen Zusammenhängen) oder Neonazis (heute), in Polen "hitlerowcy" (="Hitleristen"), aber eben nicht "Faschisten". An solchen ungewöhnlichen Vokabeln erkennt man zum Beispiel die Fälschung.

An der Wahl der Portale

Auf politisch rechten Portalen oder thematischen Portalen (Spartenportale/Nischenportale) erscheinen gefälschte Postings nicht - nur dort, wo die breite Masse liest.


Wladimir Wolochonskij, Psychologe und Chefredakteur der Website "Novosti Kupchino", sagt, was für ihn Anzeichen von Meinungsmache durch Trolle sind:

- Wenn ein User gar keine Vergangenheit im Netz hat;

- wenn jemand auf Facebook 8.000 Freunde hat und die wiederum auch Tausende Freunde hinzugefügt haben;

- wenn jemand in einer Diskussion zu einem Artikel plötzlich ein ganz anderes, oft politisches Thema aufmacht.

Generell lässt sich sagen: Oft tauchen die Trolle in Gruppen auf und bestätigen sich gegenseitig in einer an sich absurden Behauptung. Und: Trolle lieben ein großes Publikum. Je wichtiger das Medium, desto größer die Gefahr, ihnen zu begegnen.