Tschetschenien Ramsan Kadyrow feuert wieder auf Social Media

03. April 2018, 10:44 Uhr

Über Instagram und Facebook teilte der Regierungschef der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, gern sein Leben mit der Welt. Beide Accounts wurden allerdings gesperrt. Jetzt nimmt der umtriebige Machthaber erneut Anlauf und befeuert die Social-Media-Welt mit Beiträgen.

Ramsan Kadyrow, Tschetscheniens Machthaber, weiß, wie man die Medien für sich nutzt.  Nach dem Vorbild von Donald Trumps "Apprentice"-Show hat auch Kadyrow in einer TV-Serie einen Assistenten gesucht. "Komanda", also "Team" hieß die Sendung. Nur einer der vielen Einblicke, die der umstrittene Machthaber in sein Leben gibt. Er lässt die Öffentlichkeit weitestgehend daran teilhaben durch Instagram und Facebook.

Auf Instagram und Facebook postete er Bilder, auf denen er Löwen streichelt, mit Krokodilen kämpft  und mit Wladimir Putin beim gemeinsamen Tête-à-Tête posiert. 3,2 Millionen Follower hatte er bisher, also knapp 2,5 Mal so viele, wie Tschetschenien Einwohner hat. Im Dezember 2017 wurden Kadyrows Profile auf Instagram und Facebook jedoch gesperrt. Der Grund dafür hat das Zeug zum Hollywood-Thriller.

Kadyrow steht auf US-Sanktionsliste

Hintergrund der Sperrung ist nämlich der sogenannte "Magnitsky Act". Der russische Anwalt Sergej Magnitski war 2008 wegen Steuerhinterziehung festgenommen worden. Der 37-jährige Jurist starb knapp ein Jahr später in einem Moskauer Untersuchungsgefängnis, weil ihm medizinische Hilfe versagt blieb. Zuvor soll er misshandelt worden sein. Magnitski soll vor seiner Festnahme Vergehen der russischen Regierung aufgedeckt haben.

Nach dem Tod Magnistkis erließ die US-Regierung den Magnitsky Act, der diejenigen sanktioniert, die "verantwortlich sind für die Haft, Folter oder Tod von Sergej Magnistki, (…) oder finanziell davon profitierten, dass er in Haft war". Auf die Sanktionsliste setzte die US-Regierung unter anderem Kadyrov. Eine Sprecherin von Facebook teilte mit, das Unternehmen sei von den Behörden durch Beschluss aufgefordert worden, den Facebook Account von Kadyrow zu löschen. Gleiches gilt für Instagram.

Russische Plattform ist Kadyrovs neue Spielwiese

Ein schwerer Schlag für Kadyrow, wie die frühere Chefin von Memorial in Grosny, Katia Sokirianskaja, dem Guardian sagte: „Auf die Liste der US-Sanktionen gesetzt zu werden, störte Kadyrow nicht wirklich. Aber der Verlust von Instagram war sehr schmerzhaft für ihn. Er liebte sein Instagram. Es war nicht nur sein Lieblingsspielzeug, sondern ein sehr mächtiges Propagandamittel für ihn.“

Tschetscheniens Machthaber hat aber schon eine neue Spielwiese gefunden. Das soziale Netzwerk "Mylistory" ist eine russische Entwicklung und funktioniert ähnlich wie Instagram. Nun postet er also wieder: Kadyrow beim Regieren, beim Beten oder beim Feiern. Die Reichweite seines gesperrten Instagram-Profils erreicht er aber noch nicht. Auf Mylistory hat er derzeit knapp 56.000 Follower.

Drei Männer posieren für die Kamera. In der Mitte der tschetschenische Machthaber Ramzan Kadyrow.
Ramsan Kadyrow postet nun gerne auf "Mylistory". Bildrechte: Mylistory

Über dieses Thema berichtete MDR AKTUELL auch im: TV | 11.07.2017 | 21:45 Uhr

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