Eskalation der Gewalt in Mazedonien Sturm aufs Parlament

28. April 2017, 12:15 Uhr

Etwa einhundert Demonstranten stürmten am Abend des 27. April 2017 das Parlamentsgebäude in der mazedonischen Hauptstadt Skopje. Mindestens zehn Menschen sind verletzt worden, darunter Oppositionsführer Zoran Zaev.

Die politische Krise in Mazedonien verschärft sich. Am Abend des 27. April 2017 haben teils maskierte Anhänger des abgewählten Regierungschefs Nikola Gruevski das Parlament in der Hauptstadt Skopje gestürmt; sie schwenkten mazedonische Flaggen und sangen die Nationalhymne. Auslöser der Protestaktion war die Wahl eines neuen Parlamentspräsidenten, der der albanischen Minderheit angehört. Bei dem Sturm auf das Parlamentsgebäude sollen mindestens zehn Menschen verletzt worden sein, darunter auch der Oppositionsführer Zoran Zaev. Der Sozialdemokrat Zaev will sich mit Hilfe der Partei der albanischen Minderheit seit Wochen zum Regierungschef wählen lassen. Dagegen protestieren Präsident Gjorge Ivanov und die Demonstranten. Sie werfen Zaev vor, "Mazedoniens Souveränität zu untergraben".

Chaos im Parlamentssaal

Wie Augenzeugen der "Deutschen Welle" berichteten, habe "Chaos im Parlamentssaal geherrscht". Die Demonstranten hätten nicht nur Abgeordnete, sondern auch Journalisten zum Teil mit Stühlen verprügelt. Die Polizei sei nur mit wenigen Beamten im Parlamentsgebäude gewesen und habe den Ansturm nicht verhindern können, hieß es. Erst am späten Abend haben Sicherheitskräfte die Menschenmenge vor dem Parlamentsgebäude mit Tränengas aufgelöst und das Gebäude geräumt.

Die Erstürmung des Parlaments wurde international kritisiert. EU-Außenbeauftragte Mogherini sowie zahlreiche westliche Botschafter verurteilten den Gewaltausbruch. Mazedoniens Präsident Ivanov wandte sich in einer Fernsehansprache an seine Landsleute: "Ich rufe dazu auf, dass die Spannungen sich beruhigen", sagte er. Für Freitag, den 28. April 2017, lud er die Parteichefs zu Beratungen über die Lage in sein Büro ein. "Niemand aus dem Ausland kann unsere Probleme lösen", bekräftigte Ivanov.

Über dieses Thema berichtet MDR auch in MDR Aktuell: 28.04.2017 | 10:55 Uhr