Ungarn: Schwankende Sympathiewerte

01. Oktober 2015, 16:49 Uhr

Was war das für ein Taumel, damals im Sommer 1989, als die ungarische Regierung mit der Öffnung der Grenze für die im Land ausharrenden DDR-Flüchtlinge den "Eisernen Vorhang" zum Einsturz brachte – ein Ereignis, das überhaupt erst die Frage der deutschen Einheit aufs weltpolitische Tableau brachte. Die Deutschen huldigten den Ungarn und diese sonnten sich in der Wertschätzung, die ihnen aus aller Welt entgegenströmte. Dass beide deutsche Staaten nun endlich wieder zusammengehören – für die große Mehrheit der Ungarn überhaupt gar keine Frage!

Das wiedervereinigte Deutschland avancierte dann auch schon recht bald zum wichtigsten wirtschaftlichen und politischen Partner Ungarns und genoss höchste Wertschätzung. Als freilich 2010 Viktor Orban mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit an die Macht kam und damit begann, das Land – im Widerspruch zu einigen europäischen Grundwerten - sukzessive umzugestalten, verschlechterte sich das Verhältnis beider Länder allmählich. Und darunter litten denn auch die Sympathiewerte der Deutschen – vor allem bei den Anhängern Viktor Orbans. Gleichwohl gilt Deutschland nach wie vor als wichtiger, wenn nicht wichtigster strategischer Partner Ungarns.

2011 veranstaltete das Goethe-Institut eine eher zeitlose Umfrage: "Was die Ungarn an Deutschen mögen und verachten". Was sie mögen: "Pünktlichkeit", "Sauberkeit" und "Ordnung". Verachtenswert schien den Ungarn hingegen die "Distanziertheit" der Deutschen, ihre "Arroganz", "Pedanterie" und "Ausländerfeindlichkeit".