
Kulturelle Ausflugstipps Wohin am Wochenende? Tipps für Dresden, Erfurt und Eisleben
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10. April 2025, 15:30 Uhr
In unseren Tipps für Ihr Wochenende empfehlen wir eine Ausstellung über die Luft im Hygiene-Museum in Dresden. Am Freitag beginnen die Thüringer Bachwochen, Auftakt bildet die "Lange Nacht der Hausmusik" mit ca. 75 Konzerten in Privatwohnungen in Erfurt, Weimar, Jena und vielen anderen Orten. Am Theater Eisleben sind "Die Nashörner" von Eugene Ionesco zum letzten Mal zu sehen. Und in Leipzig lohnt ein Besuch in der Cinémathèque.
Stellen Sie sich vor: Sie füllen Wasser in einen Eiswürfelbehälter, sprechen ein Gedicht hinein und frosten das Ganze. Dann können Sie das jederzeit auftauen und hätten sozusagen Verse im Drink: Lyrik in Würfelform. Klar, das ist Spinnerei, denn die gesprochenen Worte verlieren sich in der Luft, die können gar nicht in der Eiswürfelwabe erstarren. Alles, was wir aussprechen, landet in der Luft. Deshalb muss die ganz schön voll sein, oder? Um Luft geht es heute auch in den Tipps fürs Wochenende.
Dresden: Luftnummer im Hygiene-Museum?
Luft im Museum? Wie stellt man die aus? Wie nehmen wir sie wahr? Wie politisch ist sie? Wem gehört sie? Und warum behandeln Menschen ihre Luft so, als wären sie überhaupt nicht von ihr abhängig? Antworten auf diese Fragen gibt es möglicherweise in der unterhaltsamen Ausstellung "Luft. Eine für alle" im Hygiene-Museum Dresden.
In verschiedenen Räumen ist das Thema künstlerisch und wissenschaftlich aufbereitet. Es gibt zum Beispiel "Nebelfänger", ein "Emissionsmemory", ein "Luftarchiv" oder "Windzeichnungen". Menschen haben für die Ausstellung Luft in Schraubgläsern gespendet. Die ausgeatmete Luft einer Hündin kann sogar untersucht werden. In einer Videoinstallation sind Reden von Politikern so geschnitten, dass nur ihr Atmen zu hören ist. Da bleibt sozusagen nur "heiße Luft" übrig. Zur Einstimmung im Vorfeld können Sie den Museumspodcast zur Ausstellung hören: "Luftschloss" heißt er.
Übrigens: Im Hygiene-Museum ist nun auch das Wandgemälde "Lebensfreude" von Gerhard Richter teilweise freigelegt und darf lange und eindringlich betrachtet werden.
Ganz Thüringen voller Bach und Hausmusik
Wo Musik ertönt, wird geatmet. Wie unterscheiden sich wohl die Luftverhältnisse in einem Raum, in dem ein Blockflöten-Ensemble konzertiert von einem Saal mit Klavierkonzert?
Wenn alle Menschen am Freitagabend mal ganz leise sind, kann man es vielleicht bundesweit hören: Denn in ganz Thüringen ist dann die "Lange Nacht der Hausmusik". Ungefähr 75 Konzerte ertönen in Privatwohnungen, Musikschulen oder Läden – in Weimar, Erfurt, Mühlhausen, Friedrichroda, Gotha, Sömmerda, Pößneck und vielen anderen Orten. Ein ganzes Bundesland bebt vor Musik, eine riesige Atmerei wird das – und die Luft muss dann voller Freude sein.
Mit der "Langen Nacht der Hausmusik" werden die Thüringer Bachwochen eingeleitet. Sie dauern bis zum 4. Mai und allein an diesem Wochenende gibt es (neben der Hausmusik) ca. zehn Konzerte – in ganz Thüringen natürlich.
Eisleben: Nashörner im Theater
Zwei Freunde treffen sich zum Kaffee im Bistro. Einer von ihnen ist in die gemeinsame Kollegin aus dem Büro verliebt. Plötzlich verwandeln sich alle Menschen rundherum in Nashörner und trampeln alles nieder. Manche schließen sich der Metamorphose mit großem Eifer an, andere widerwillig. Nur die Liebe des Mannes scheint die einzige Haltung zu sein, dem brutalen Gruppenzwang standzuhalten.
Wie fühlt es sich an, wenn eine "Sache" um sich greift, die nicht gut ist, aber bei der immer mehr Menschen mitmachen? Der Dramatiker Eugène Ionesco dachte bei seinem Stück "Die Nashörner" an den Faschismus. Da wird die Luft ganz schnell eng. Die Inszenierung im Theater Eisleben ist am Samstag das letzte Mal zu sehen. Statt auf den Text konzentriert sie sich ganz auf das Körperliche. Das Ensemble murmelt den Text und bewegt sich tänzelnd über die Bühne. Das soll schweißtreibend sein.
Übrigens: In dieser Ausgabe des Podcasts "Freiheit De Luxe" von Hostin Jagoda Marinić erklärt Marina Weisband sehr griffig, woran man Faschismus erkennt – nach den 14 Merkmalen, die Umberto Eco einst analysiert hat. Beängstigend, aber Weisband macht auch Hoffnung.
Der persönliche Tipp: Cinémathèque Leipzig
Die Cinémathèque Leipzig auf der KarLi (Karl-Liebknecht-Straße) ist ein Filmkunsthaus im Wohnzimmer-Format. Zuschauer können es sich mit einem Gläschen auf mehreren Couchen bequem machen. Es gibt ein feinkuratiertes Filmprogramm, Gespräche, Ausstellungen, Diskurse. An den Sonntagabenden läuft ein Alternativ-Krimiprogramm zum "Tatort" im Fernsehen. Und zum "Pyjama-Kino" darf man auch im Bademantel kommen.
An diesem großartigen Ort läuft am Wochenende (Samstag, 21:30 Uhr, und Sonntag, 17 Uhr) ein besonderer Dokumentarfilm von Filippa Bauer. Die Protagonist*innen in "Die Statik der Träume" sind als Kinder von sogenannten Gastarbeiter*innen in Deutschland aufgewachsen. In den Sommerferien spielten sie auf den Baustellen der Hausträume ihrer Eltern im damaligen Jugoslawien. Jetzt haben sie diese "Häuser" geerbt, manche sind im Rohbau verblieben, manche inzwischen vom Zerfall bedroht. Was macht man damit? Es zeigt sich: Die erwachsengewordenen Kinder haben andere Träume als ihre Eltern. Der Film ist eine Auseinandersetzung mit den Themen Identität und Heimat.
Im Programm: MDR KULTUR - Das Radio, 8. November 2024, 16:40 Uhr // MDR THÜRINGEN - Das Radio, Kulturnacht: 23. März 2025, 22:10 Uhr // MDR KULTUR - Das Radio, 23. November 2025, 11:00 Uhr