Ein Bild von Raubkatzen und einem Kadaver vor schwarzem Hintergrund füllt eine ganze Wand.
Raubkatzen und andere wilde Tiere sind in der Ausstellung "Leftover Love" von Marlene Zoë Burz im Jenaer Kunstverein zu sehen. Bildrechte: Wolfgang Grau

"Leftover Love" Unterwasserwelten und wilde Tiere: Jenaer Kunstverein zeigt Fotoausstellung von Berliner Künstlerin

16. Mai 2023, 12:15 Uhr

Die Berliner Künstlerin Marlene Zoë Burz verfremdet in ihren Werken Fotografien und schafft so neue, hybride Bilder. Nach einem Studium an der Kunsthochschule Weißensee hat die Künstlerin eine Ausbildung zur Fotografin absolviert und kombiniert nun Malerei und Fotografie. Der Jenaer Kunstverein zeigt in der Ausstellung "Leftover Love" ihre großformatigen Werke, die etwa in exotische Unterwasserwelten eintauchen und das Verhältnis von Mensch und Natur erkunden.

Konkurrenz belebt das Geschäft, auch auf dem historischen (Kunst-) Marktplatz von Jena. Denn hier residiert in der Göhre, dem Fachwerkhaus mit der Hausnummer sieben, nicht nur das Stadtmuseum mit seiner Kunstsammlung, sondern ein paar Schritte weiter in der Nummer 16 auch der Jenaer Kunstverein. Der zeigt in seiner aktuellen Ausstellung "Leftover Love" Werke der Berlinerin Marlene Zoë Burz.

Kunststudium in Berlin und Ausbildung zur Fotografin

Die junge Frau studierte von 2010 bis 2016 an der Kunsthochschule Berlin Weißensee bei Prof. Hanns Schimansky abstrakte Zeichnung und war dann später Meisterschülerin bei der Malerin Prof. Friederike Feldmann. Nach ihrem Studium hat sie dann noch eine Ausbildung zur Fotografin absolviert. Warum das, wollte ich von der sozusagen überqualifizierten Künstlerin wissen und bekam lachend zur Antwort, dass sie sich zum einen sehr für die technischen Seiten der Kunst der Fotografie interessiere und auch den Eindruck habe, dass sie sich mit Hilfe dieses Mediums weitaus erzählerischer ausdrücken könne, als mit ihren abstrakten Zeichnungen. Folglich sind in den drei Ausstellungsräumen des Jenaer Kunstvereins auch vornehmlich Fotografien zu sehen.

Vier große Bilder mit leuchtenden Fotografien von Fischen stehen in einem Raum mit Fachwerkdecke.
Die Ausstellung "Leftover Love" zeigt großformatige Fotografien. Bildrechte: Wolfgang Grau

Fotografien zeigen vermeintlich exotische Unterwasserwelten

Raum Nummer eins entführt uns in vermeintlich exotische Unterwasserwelten. Die Aufnahmen sind aber nicht bei Tauchgängen vor den Malediven oder in der Karibik entstanden, sondern bei Besuchen in asiatischen Restaurants, wie man sie mit ihren typischen Aquarien überall in Deutschland findet. Während des Wartens auf das Essen hat Marlene Zoë Burz dann schnell ein paar Aufnahmen mit dem Smartphone gemacht.

Großes Foto von Goldfischen lehnt an einer Wand.
Die vermeintlich exotischen Unterwasserwelten wurden tatsächlich in aisatischen Restaurants fotografiert. Bildrechte: Wolfgang Grau

Was adelt diese Schnappschüsse aber nun zur Kunst? Michaela Mai, die Kuratorin der Jenaer Ausstellung, verweist auf die teilweise Verfremdung der Motive durch bewusstes Setzen von Bildausschnitten und farbliche Bearbeitungen. Das lassen wir mal so stehen und gehen selbst weiter, in Raum Nummer zwei.

Nachhaltiger Umgang mit Fundstücken

Hier geht es um Natur- und Tierfotos aus Nordamerika. Die Marlene Zoë Burz auch nicht vor Ort und selbst geschossen, sondern aus einem alten, leicht vergilbten Bildband abfotografiert hat, einem Zufallsfund auf der Straße. Fotos von Fotos also, auch hier leicht verfremdet, indem etwa an Linol- oder Scherenschnitte erinnernde Hände in die vorhandenen Fotos montiert wurden. Das Fremde wird zum Eigenen gemacht. Das Prinzip Aneignung künstlerisch bewusst und nachhaltig für die eigene Sache genutzt. Kann man nachvollziehen, muss man nicht schön finden. Doch im Raum drei der Ausstellung kommt dann endlich Glanz in die Hütte.

Foto von einem Leopard, dessen Kopf nachträglich gold übermalt wurde.
Marlene Zoë Burz bearbeitet ihre Fotografien – etwa mit goldener Farbe. Bildrechte: Wolfgang Grau

Ausstellung "Leftover Love" zeigt reproduzierte Tierfotos

An den Wänden wieder reproduzierte Tierfotos aus längst vergangener Zeit. Junge Raubkatzen machen sich über ein gerissenes Tier her. Kleine niedliche Racker mit blutverschmierten Schnauzen gucken interessiert in die Kamera und uns vom Wallpaper-Format entgegen. Doch dabei hat es Marlene Zoë Burz nicht belassen. Vor den Fototapeten an den Wänden breiten sich auf dem Galerieboden goldene Umrisse von weiteren Tieren aus.

Hier ist die Künstlerin offenbar in die Vollen gegangen und hat in Sachen Blattvergoldung ordentlich zugeschlagen. Im Prinzip ja, doch der Effekt wurde schlussendlich "nur" mit goldfarbenem Schlagmetall erzielt. Wir halten fest: Es ist eben nicht alles Gold was glänzt. In dieser Ausstellung die den Titel "Leftover Love" trägt, was sich mit "übrig gebliebener Liebe" übersetzen lässt. Man könnte auch an Shakespeare denken: Verlorene Liebesmüh.

Angaben zur Ausstellung:

"Leftover Love"
Ausstellung von Marlene Zoë Burz
Ausstellungszeitraum: 13. Mai bis 24. Juni 2023

Jenaer Kunstverein
Galerie im Stadtspeicher
Markt 16
07743 Jena

Öffnungszeiten: Mittwoch, Freitag, Samstag 12–16 Uhr, Donnerstag 12–19 Uhr

Freier Eintritt

Redaktionelle Bearbeitung: Lilly Günthner

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